Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
schweigen sich die Leute, die das behaupten, immer aus.“
„Richtig. Das Geld ist in den Argumenten dieser Leute immer schon da. Aber wo es herkommt, sagen sie nicht. Lass es uns doch einfach mal durchspielen: Nehmen wir an, du legst einen größeren Geldbetrag bei meiner Bank an, sagen wir als Tagesgeld. Dann wäre dein Geld doch das, was die Bank – nach dieser Version – an mich weiterverleihen könnte. Richtig?“
„Richtig.“
„Und wenn sie es weiterverleiht, müsste das Geld dann auf meinem Konto sein. Richtig?“
„Richtig.“
„Auf deinem Konto dürfte es dann aber nicht mehr sein.“
„Wieso?“
„Wenn sie es doch an mich weiterverliehen hat, kann es doch nicht mehr bei dir sein. Wir können doch nicht beide zur selben Zeit dasselbe Geld haben!“
„Da hast du eigentlich recht.“
„Siehst du, das ist in der Realität aber nicht der Fall. Das Geld bleibt natürlich auf deinem Tagesgeldkonto und du kannst weiterhin täglich darüber verfügen.“
„Stimmt.“
„Stell dir mal vor, du bekämst folgende Mitteilung von deiner Bank: ‚Sehr geehrter Herr Voglmaier, wir haben das Guthaben auf Ihrem Tagesgeldkonto vorübergehend an Herrn Brichta verliehen. Deshalb liegt Ihr Kontostand jetzt bei null. Bitte gedulden Sie sich, bis das Geld zurückkommt. Wir werden Sie rechtzeitig darüber informieren.‘“
„Ich würde auf die Barrikaden gehen, wenn ich so einen Schrieb bekäme!“
„Genau. Und jeder andere würde das auch tun. Daran siehst du, dass das Geld, welches ich mit dem Kredit bekäme, zusätzlich zum bereits bestehenden Geld geschaffen wird. Niemand bekäme es vorher von seinem Konto abgezogen.“
„Das klingt plausibel. Umso erstaunlicher ist es, wie verbreitet dieser Aberglaube immer noch ist. In einem Internet-Forum bin ich zum Beispiel auf folgenden Beitrag gestoßen:“
„‚Börsenexperte‘ Brichta hat leider wenig Ahnung vom System. Ganz so einfach ist es nämlich dann doch nicht mit der Geldschöpfung. Banken können natürlich nur Geld verleihen, das ihnen zuvor jemand als Eigenkapital oder Fremdkapital zur Verfügung gestellt hat. Einfach auf Knopfdruck Geld in die Bilanz zaubern darf sie natürlich nicht. Das steht selbstverständlich unter Strafe
.
Herr Brichta übernimmt die Argumentation diverser Internetfilmchen, die sich vor allem durch eine Unkenntnis der Materie auszeichnen. Mit seinem Artikel schürt er nur grundlose Angst gegenüber dem Bankenwesen
.
Verstehen Sie mich nicht falsch, natürlich muss man unser Geldsystem hinterfragen und wissenschaftlicher Untersuchung unterziehen, was ja auch schon seit jeher getan wird, aber Herr Brichta verbreitet in seiner Unkenntnis hier nur zusätzliche Panik in einer ohnehin angespannten Lage
.
Wer Genaueres wissen will, kann sich z. B. hier informieren:
http://www.bundesbank.de/bildu.....stufe2.php
–
Martin P. – 8. Oktober 2008, 17:19“
(Beitrag aus einem Internetforum)
„Dieser Martin P. scheint ja nicht zu deinen Freunden zu gehören, Raimund.“
„Damit kann ich leben. Viel schlimmer wäre es, wenn er recht hätte.“
„Hat er aber nicht …“
„Natürlich nicht. Darauf hätte er sogar selbst kommen können, wenn er damals nur dem von ihm angegebenen Link zur Bundesbank gefolgt wäre. Ich selbst habe allein zwei Broschüren der Bundesbank, in denen die Geldschöpfung genau so beschrieben wird, wie wir es getan haben. Eine ist sogar überschrieben mit ‚Die Banken als Geldproduzenten‘. Sollten diese Info-Blätter bei der Bundesbank vergriffen sein, können interessierte Leserinnen und Leser sie auch gerne über mich beziehen.“
„Und wem das noch nicht reicht, der kann es auch bei Professor Issing nachlesen, dem ehemaligen Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank. Er ist schließlich einer der renommiertesten Geldexperten unserer Zeit.“
„Richtig, mit ihm haben wir ja auch im Rahmen unserer Recherchen in Würzburg diskutiert. Und als ich noch zur Uni ging, war sein Buch ‚Einführung in die Geldtheorie‘ für uns Volkswirtschaftsstudenten ein absolutes Muss. Darin beschreibt er die Praxis der Geldherstellung ebenfalls haargenau so wie wir, wie sie aber nach Meinung von Martin P. unter Strafe stehen müsste.“ 1
„Es muss aber doch einen Grund dafür geben, dass sich der Mythos so hartnäckig hält. Kann es etwa sein, dass ihn die Banken auch selbst gerne verbreiten?“
„Durchaus. Banker reden häufig davon, dass sie Einlagen hereinholen und diese als Kredite
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