Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
Sie keine Schulden tilgen. Das Einkommen dagegen ist eine Stromgröße, die schwanken kann. Wenn Sie beispielsweise im kommenden Jahr weniger verdienen, steigt der Anteil Ihrer Schulden automatisch, ohne dass sich Ihre Schuldenhöhe ändern muss. Davon können zum Beispiel die Griechen ein Lied singen: Ihre Wirtschaftsleistung brach in der Finanzkrise ein, sodass ihr relativer Schuldenstand in astronomische Höhen schoss, ohne dass dafür ein einziger Cent mehr an tatsächlichen Schulden nötig gewesen wäre.
Mit anderen Worten: Der Vergleich der Staatsschulden mit der Wirtschaftsleistung ist eine Schönfärberei, die sich in schlechteren Zeiten schnell ins Gegenteil verkehren kann – es sei denn, man glaubt daran, dass schlechtere Zeiten niemals mehr kommen werden. Das wäre dann doch wirklich einmal etwas Positives ;-)
Einen tatsächlichen Abbau von Staatsschulden durch Wirtschaftswachstum hat es selbstverständlich noch nie gegeben. Im Gegenteil: Auch in guten Zeiten werden gerne neue Schulden gemacht, weil man es sich ja gerade dann leisten kann. Die Rechnung dafür kommt dann später.
Sie schreiben weiter:
„Oder: Wenn wir keine Unterstützungen an die Länder leisten würden, würden viele Kleinsparer (Lebensversicherungen, Pensionsfonds etc.) die Last zu tragen haben, wenn Länder ihre Staatsanleihen nicht zurückzahlen würden. Spaniens Banken stehen vor der Tür und würden das Land in die Tiefe reißen und Italien würde sicher nicht allzu lange auf sich warten lassen. Spätestens jetzt sind die Kleinsparer der Versicherungen betroffen. Und wenn Italien wankt, ...“
Sie sprechen genau das an, was man versucht, mit ESM und Co auf später zu verschieben. Die Probleme werden dabei nicht gelöst, sondern nur vertagt. Und genau deshalb halte ich es für unabdingbar, bei der langfristigen Anlage Geldwerte so weit wie möglich zu meiden. Sie schreiben weiter:
„Oder: Der europäische Gedanke wäre tot, wenn wir Länder aus der EU entlassen würden. Das wäre mit derart negativen Effekten verbunden, dass die Politiker gut daran tun – egal mit welchen Mitteln –, dies zu verhindern. Mehr Schulden sind aus diesem Blickwinkel das kleinere Übel.“
Aber es geht doch gar nicht darum, Länder aus der EU zu entlassen, allenfalls aus dem Euro. Und warum sollten wir ohne Euro nicht weiterhin so erquicklich mit unseren EU-Partnern zusammenarbeiten wie in den Jahren vor seiner Einführung? So, wie wir es im Übrigen auch jetzt noch mit denjenigen Partnern tun, die den Euro nicht eingeführt haben, oder mit Nachbarn, die gar nicht zur EU gehören, wie die Schweiz oder Norwegen.
Dabei ist unbestritten, dass ein Zerfall des Euro wirtschaftliche Spannungen mit sich brächte. Allerdings entlüde sich damit nur jener Druck, der vom Euro selbst stammt, da er das Ventil der Wechselkurse beseitigt hat.
Aber jetzt sind wir schon wieder bei einem anderen Thema :-)
Herzlicher Gruß
Raimund Brichta
Max Meier:
Sehr geehrter Herr Brichta,
seit Längerem habe ich nicht mehr auf so hohem Niveau Gedanken ausgetauscht – vielen Dank für Ihre Zeit.
Ich würde den Gedankenaustausch gerne fortführen, bin leider aber zeitlich dermaßen eingespannt, dass ich es kurzfristig leider nicht schaffe.
Viele Grüße
Max Meier
1 Der Investment-Manager arbeitete damals für eine Versicherung
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2 Unter Seignorage versteht man den Gewinn, der dadurch erzielt wird, dass jemand Geld in Umlauf bringen kann
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ANHANG 11
LISTE UNSERER GESPRÄCHSPARTNER
Tutku Bagriyanik,
Kapitalmarktanalyst, BHF-Bank
Heinrich Bayer,
Senior Analyst, Postbank Research
Wolfgang Berger,
Geschäftsführer Business Reframing GmbH – Institut für Personal- und Unternehmensentwicklung
Prof. Hans Christoph Binswanger,
Wirtschaftswissenschaftler, Buchautor und Emeritus der Universität St. Gallen
Timm Bremmer,
Consultant bei EUTOP International GmbH und ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Büro von Frank Schäffler, Deutscher Bundestag
Martin Finger,
Software- und Applikationsentwickler
Robert Fischer,
selbstständiger Bilanzfachmann und Geldexperte
Prof. Wilhelm Hankel,
Wirtschaftswissenschaftler und Währungsspezialist
Prof. Gunnar Heinsohn,
Ökonom, Buchautor und Emeritus der Universität Bremen
Folker Hellmeyer,
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Raimund Hilbert,
Leiter Treasury, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers
Marianne Höhler,
Leiterin Treasury Sales, Volks- und Raiffeisenbanken, DZ Bank
Armin Hurtz,
Analyst und Investmentvermittler,
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