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Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Titel: Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Brichta
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diesem Zwang wieder zu befreien: Das gesparte und damit entzogene Geld müsste irgendwann wieder ausgegeben werden. Dann stünde es eben später wieder zur Schuldentilgung zur Verfügung und die neuen Kreditvergaben müssten zumindest ab dann nicht länger über den alten liegen. Der Wachstumszwang wäre verschwunden. Er könnte sich sogar ins Gegenteil verkehren, da durch die Auflösung von Geldvermögen wieder zusätzliches Geld in den Kreislauf zurückkäme.
    Aber wie realistisch ist das?
    Um dieser Frage nachzugehen, muss man die Geldvermögen gedanklich aufteilen in die großen Guthaben, die Privatleuten, Stiftungen oder Unternehmen gehören, und die vielen kleineren, die nur in ihrer Summe bedeutend sind. Für die großen Geldvermögen kann man im Prinzip ausschließen, dass sie per saldo jemals ausgegeben werden, weil gar kein Bedarf dafür besteht. Vielmehr wachsen sie in ihrer Gesamtheit auf lange Sicht immer weiter und werden allenfalls zwangsweise dezimiert (etwa durch Pleiten, Geldentwertung, Währungsreformen, Besteuerung oder Enteignung).
    Kleinere Vermögen wiederum nehmen in der Summe ebenfalls zu, solange die Bevölkerung wächst. Denn solange die Jüngeren in der Mehrzahl sind, spart diese Gruppe unter normalen wirtschaftlichen Bedingungen insgesamt mehr für das Alter an, als die Älteren gleichzeitig ausgeben. 1 Also könnten die kleineren Geldvermögen in ihrer Gesamtheit allenfalls bei schrumpfender Bevölkerung abnehmen, wobei selbst das nicht zwingend der Fall sein muss. Zumindest ist es in einer solchen Situation jedoch denkbar, dass die ältere Bevölkerung insgesamt mehr ausgibt, als die jüngere gleichzeitig für das Alter anspart.
    Würde dies allerdings zu einer Schrumpfung der Geld- und Schuldenmengen insgesamt führen, die gleichzeitig auch noch für die Stabilität des Geldsystems unschädlich zu sein hätte? Nur unter dieser Bedingung wäre schließlich ein Schneeballcharakter zu verneinen.
    Der Praxistest dafür steht noch aus, weil Deutschland und einige andere Industriestaaten gerade erst dabei sind, in das Stadium einer schrumpfenden Bevölkerung einzutreten. Was wird also passieren, wenn die Babyboomer-Generation ihr Erspartes ausgibt? Werden die Geldvermögen in der Summe tatsächlich abnehmen? Und wenn ja, wird das Geldsystem dies ohne Probleme verkraften? Darauf sind wir gespannt. Japan ist Deutschland in dieser Hinsicht zwar schon einige Jahre voraus, grundlegende Erkenntnisse sind aber auch aus der dortigen Situation noch nicht zu gewinnen. Deshalb können wir der Frage nur theoretisch auf den Grund gehen. 2
    Angenommen also, bei nachhaltig schrumpfender Bevölkerung würde aus den kleineren Geldvermögen tatsächlich mehr ausgegeben als neu angespart. Daraus resultierte zwar ein Schrumpfungseffekt bei den kleinen, gleichzeitig wüchsen die großen Vermögen aber weiter (siehe oben). Möglicherweise bliebe unter dem Strich also immer noch ein Geldvermögenszuwachs übrig – nur gedämpfter als vorher.
    Wenn man sich die Vermögensverteilung in den Industrieländern anschaut, erscheint dies sogar sehr wahrscheinlich, denn der größte Teil der Geldvermögen konzentriert sich bekanntlich in den Händen eines relativ kleinen Teiles der Bevölkerung. In Deutschland zum Beispiel verfügen die reichsten zehn Prozent der Bürger über mehr als die Hälfte des gesamten privaten Vermögens. Das bedeutet: Selbst wenn die weniger wohlhabenden Leute in ihrer Gesamtheit entsparen sollten, würden die Geldvermögen insgesamt mit großer Wahrscheinlichkeit weiter wachsen.
    Nehmen wir trotzdem einmal an, auch der Gesamteffekt wäre negativ, das heißt, die Ausgaben aus den Geldvermögen überträfen auch insgesamt die neuen Ansparungen. In diesem Fall käme tatsächlich wieder mehr Geld in den Kreislauf, das auch für die Schuldentilgung zur Verfügung stünde. Die Geld- und Schuldenmengen müssten also in dieser speziellen Situation – rein theoretisch – nicht weiter wachsen.
    Allerdings müssten dafür mehrere Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein: Erstens müsste die Bevölkerung schrumpfen; zweitens müsste die Summe der kleineren Vermögen tatsächlich abnehmen; drittens dürfte dieser Effekt nicht durch die unverdrossen weiter wachsenden großen Geldvermögen kompensiert werden; und viertens müsste bei Vorliegen dieser drei Vorbedingungen auch noch der andere Wachstumstreiber ausgeschaltet werden, der aus der Leichtigkeit der Geldherstellung herrührt (siehe oben).
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