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Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Titel: Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Brichta
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selbst wenn ein realer Wert dahintersteht, ist dieser ja schon einmal bei der Schöpfung von Geld verwendet worden. Nun wird dieselbe Sicherheit bei der Produktion von neuem Geld schon wieder hinterlegt, häufig sogar ein drittes, viertes oder x-tes Mal. Allein daran erkennst du, dass sich Geld aufgrund einer einzigen Sicherheit mehrfach vermehren lässt.“
    „Moment mal: Bei mir persönlich schauen die Banken schon sehr genau hin. Ich bin mir sicher, dass ich mein Haus nicht zweimal gleichzeitig für unterschiedliche Kredite als Sicherheiten anbieten könnte.“
    „Du persönlich natürlich nicht, du bist ja auch nur eine kleine Nummer. Aber im Großen läuft das so: Dein Hauskredit wird zum Beispiel von deiner Bank mit anderen Krediten zusammen in ein Wertpapier verpackt. Danach geht deine Bank zur Zentralbank oder einer anderen Bank und hinterlegt dieses Wertpapier als Sicherheit für einen Kredit, den sie dort aufnimmt. Damit hat dein Haus schon zweimal als Sicherheit bei der Geldproduktion gedient: das erste Mal, als du den Kredit bekommen hast, das zweite Mal, als sich deine Bank dafür Geld geliehen hat.“
    „Stimmt. Gibt es denn auch Kredite ganz ohne Sicherheiten?“
    „Und ob es die gibt! Damit werden sogar besonders viele Löcher in den Käse gebohrt. Zum Beispiel muss ausgerechnet der Staat als größter Kreditnehmer für seine Schulden in der Regel gar keine Sicherheiten hinterlegen. Bei ihm reicht allein der gute Ruf und die Erwartung, dass er schon zurückzahlen wird.“
    „Aber hinter dem Staat stehen doch wir alle mit unserer Wirtschaftskraft und den Steuern, die wir zahlen. Ist diese Erwartung also nicht berechtigt?“
    „Hast du schon jemals erlebt, dass Kredite mit Steuern getilgt werden? Im Gegenteil: Die Steuereinnahmen reichen nicht einmal aus, um damit all die anderen Ausgaben zu decken, die der Staat so hat – geschweige denn für das Zurückzahlen von Schulden.“
    „Gut, aber alle anderen Schuldner außer dem Staat bekommen Kredite doch nur gegen harte Sicherheiten, oder?“
    „Mitnichten. Wenn zum Beispiel Banken Schulden machen, erhalten sie das Geld auch sehr oft ohne. Allein in Deutschland werden jedes Jahr Bankanleihen über mehr als hundert Milliarden Euro unbesichert ausgegeben. Für Unternehmensanleihen gilt das Gleiche.“
    „Und für Bankkredite an Unternehmen?“
    „Auch die sind ohne Sicherheiten zumindest möglich, zum Beispiel bei langjährigen Stammkunden, die man kennt und mit denen man als Bank immer gute Erfahrungen gemacht hat. Oder sogar in genau entgegengesetzten Fällen: Wenn über einer Firma schon der Pleitegeier kreist, können Banken regelrecht dazu gezwungen werden, neue Kredite ohne größere Sicherheiten herauszulegen. Oft gibt es dort nämlich gar nichts mehr, was man noch verpfänden könnte. Aus Angst, alte Kredite an diese Firma in den Wind schreiben zu müssen, schießt so mancher Bankier aber trotzdem noch mal neues Geld nach und hofft darauf, dass es wieder besser wird. Der Insolvenzverwalter von Karstadt-Quelle zum Beispiel hat einmal gesagt, bei diesem Unternehmen sei sogar schon der ‚Staub in den Regalen‘ verpfändet gewesen.“
    „Okay, Staubkörner sind natürlich keine wirklichen Sicherheiten. Aber er hat das vermutlich auch nicht ganz ernst gemeint.“
    „Natürlich nicht, aber dahinter stand der ernste Hintergrund, dass es bei Karstadt-Quelle schon lange vor der Pleite kaum noch etwas zu verpfänden gab. Ein anderes Beispiel liefern im Übrigen die ehemaligen Eigentümer des altehrwürdigen Bankhauses Sal. Oppenheim. Sie hatten sich als Privatpersonen von ihrer eigenen Bank mehr als 300 Millionen Euro Kredit geben lassen, ohne jegliche Sicherheiten dafür zu hinterlegen. Wenn das kein Geld aus dem Nichts war, was dann?“
    „Aber das war doch strafbares Verhalten. Dagegen ist man nie gefeit.“
    „Wieso strafbar? Es ist ja nicht verboten, Kredite ohne Sicherheiten herauszugeben. Dass es in diesem Fall womöglich Interessenkonflikte gegeben hat, weil Geschäftsführer, Eigentümer und Kreditnehmer dieselben Leute waren, steht auf einem anderen Blatt. Da mag es strafbare Handlungen gegeben haben. Du kannst dir allerdings sicher sein, dass davon nichts an die Öffentlichkeit gedrungen wäre, wenn sie mit dem Kredit nicht in Schwierigkeiten gekommen wären. Deshalb nehme ich an, dass es ähnliche Fälle viel öfter gibt, von denen man nur nichts erfährt.“
    „Lass uns über eine weitere Grenze für das Kredit- und

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