Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wanderapothekerin 1: Ein beherztes Mädchen (German Edition)

Die Wanderapothekerin 1: Ein beherztes Mädchen (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 1: Ein beherztes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
in einem großen Bogen umgehen müssen. So aber hatte sie ihr Unglück selbst verschuldet.
    Ein Blick auf die Laterne zeigte ihr, dass die Unschlittkerze bereits weit heruntergebrannt war. »Wir sollten uns rasch etwas einfallen lassen, bevor das Licht erlischt«, sagte sie und stand auf.
    »Wir können nur leiden und erdulden«, antwortete Dieta mutlos.
    »Dazu bin ich nicht bereit!« Klara nahm die Laterne und suchte die Höhle nach etwas ab, das sich als Waffe verwenden ließ. Doch nirgends lag ein vergessenes Messer oder auch nur ein Stock, mit dem sie zuschlagen könnte. Sie wollte schon aufgeben, als sie einen etwa faustgroßen Stein in der Felswand entdeckte, der lose zu sein schien. Mit einiger Mühe gelang es ihr, ihn herauszubrechen. Damit, so sagte sie sich, konnte sie Görch vielleicht überraschen und niederschlagen. Aber das würde ihr erst gelingen, wenn er über Dieta herfiel und diese schändete.
    Klara schämte sich, ihrer Leidensgefährtin so etwas zumuten zu müssen, doch wenn der Köhler zuerst sie selbst vergewaltigte, würde ihr der Stein auch nicht mehr helfen. Das Licht flackerte bereits, als ihr Blick auf die Leine fiel, mit der Görch die Laterne herabgelassen hatte. Wenn sie diese so spannen könnte, dass er stolperte, könnte sie die Oberhand gewinnen. Sie entdeckte einen mit dem Boden verwachsenen Steinkegel und befestigte ein Ende der Leine daran. Auf der anderen Seite fand sie keine Befestigungsmöglichkeit. Nach kurzem Nachdenken trug Klara das zweite Ende der Leine in die Höhlung, in der die Tote lag, und dankte dem Herrgott dafür, dass das Seil lang genug war. Sie musste den Kopf des Skeletts ein wenig beiseitelegen, um die Leine um den Felsvorsprung wickeln zu können, an dem der Leichnam gelehnt hatte. Als sie dies geschafft hatte, sprach sie ein kurzes Gebet für die Tote, in der sie die verschollene Jüdin vermutete, und kehrte in die Haupthöhle zurück.
    Es war keinen Augenblick zu früh, denn im nächsten Augenblick erlosch die Laterne, und sie blieben in einer schier ägyptischen Finsternis zurück.
    »Jetzt bleibt uns nur noch zu warten«, sagte Klara leise. »So uns Gott hilft, werden wir diese Prüfung überstehen!«
    »Er wird kommen und uns auf widerliche Weise schänden!«
    In Klaras Ohren klang das so, als würde ihr Dieta dasselbe Schicksal gönnen, welches sie selbst getroffen hatte, und sie wollte sie deswegen schon schelten. Dann aber dachte sie an den Schrecken, den die andere durchlebt hatte, und zog sie tröstend an sich.
    »Auch für uns wird die Sonne wieder scheinen«, erklärte sie mit Nachdruck und nahm den Stein in die freie Hand. Dabei fiel ihr ein, dass sie an diesem Tag zwar nicht gefrühstückt, aber ein großes Stück Brot mitgenommen hatte. Schnell wischte sie die Hände am Rock ab und holte es aus ihrer Tasche. Nach Gefühl teilte sie es in zwei Hälften und drückte eine davon Dieta in die Hände.
    »Du wirst gewiss Hunger haben.«
    Die andere roch das Brot und biss hastig hinein. Erst als sie fast die Hälfte davon gegessen hatte, dachte sie daran, dass sie sich bedanken sollte.
    »Es ist lieb von dir, dass du mir etwas abgibst. In der Dunkelheit hätte ich nicht gemerkt, wenn du es heimlich gegessen hättest.«
    »Wir müssen beide bei Kräften bleiben, wenn wir mit diesem Unhold fertigwerden wollen«, erklärte Klara und spürte dann, wie ihre Blase sich meldete.
    »Wo kann man hier in die Büsche gehen?«, fragte sie Dieta.
    Zum ersten Mal gab diese ein leises Lachen von sich. »Hier in der Höhle gibt es keine Büsche. Weiter hinten fließt in einem Seitengang ein Bach. Dort können wir es unter uns lassen. Wir müssen nur achtgeben, dass wir es ganz links an der Stelle tun, an der der Bach wieder im Fels verschwindet, denn das Wasser auf der rechten Seite ist das Einzige, was wir zum Trinken haben.«
    »Ich werde achtgeben«, versprach Klara, brauchte aber Dietas Hilfe, um den Seitengang in der undurchdringlichen Finsternis zu ertasten. Dort maß sie die Länge, die der Bach offen floss, und kam auf acht Schritte. Das war wenig, doch das Wasser strömte rasch genug, um alles mit sich zu tragen. Trotzdem tastete sie sich zuerst zur anderen Seite hin und trank, bevor sie zum Abfluss des Baches zurückkehrte, um sich dort zu erleichtern. Sie musste sich dafür in das eisige Wasser stellen und hatte noch einige Zeit danach das Gefühl, als wären ihre Füße erfroren.
    Der Gedanke, dass sie in der Haupthöhle sein musste, wenn Görch

Weitere Kostenlose Bücher