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Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)

Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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während sie weiter bergan stieg.
    Martha schnaubte zunächst nur zustimmend, denn ihr setzten die Hitze und der steinige Weg ebenfalls zu.
    »Es kann keine Viertelmeile mehr sein«, antwortete sie ein paar Schritte später, während sie sich den Schweiß von der Stirn wischte.
    Klara nickte, denn sie hatte längst festgestellt, dass ihre Begleiterin ein gutes Orientierungsvermögen besaß und die zurückgelegte Strecke besser einzuschätzen vermochte als sie selbst.
    »Auf ebener Straße wäre eine Viertelmeile kein Problem«, erwiderte sie. »Aber hier geht es seit mehr als einer Stunde stetig bergan.«
    »Wenn du willst, übernehme ich das Reff«, bot ihre Freundin an.
    Klara lächelte, blieb aber nicht stehen. »Wenn Waldstein nicht bald kommt, nehme ich das gerne an.«
    »Wieso müssen wir eigentlich dieses Schloss aufsuchen? Es kostet uns einen ganzen Tag, dorthin zu gelangen – und viel werden sie uns nicht abkaufen.«
    »Laut meinem Vater ist Waldstein deshalb so wichtig, weil sein Besitzer die Herrschaft über das ganze Gebiet ausübt. Nur in die Dörfer zu gehen und das Schloss zu meiden, wäre nicht nur unhöflich, sondern könnte uns auch die Erlaubnis kosten, unsere Arzneien in diesem Gebiet zu verkaufen.«
    Klara verzog ihr Gesicht zu einem gequälten Lächeln und ging weiter. Dabei glitt ihr Blick nach oben, wo der höchste Punkt der Straße mehr zu erahnen als zu sehen war.
    »Was würde ich jetzt für einen kühlen Trunk geben«, entfuhr es ihr unwillkürlich.
    Martha blickte sich suchend um, horchte einen Augenblick und zuckte dann mit den Achseln. »Die Flasche, die du aus Kitzingen mitgenommen hast, ist leer, und ich höre nirgends einen Bach oder eine Quelle plätschern, an denen wir sie auffüllen könnten. Also werden wir durchhalten müssen, bis wir das Schloss erreichen.«
    »Das fürchte ich auch.« Klara schluckte mehrmals, um den Speichelfluss anzuregen, und ärgerte sich, weil der Sitz der Herren von Waldstein ausgerechnet im hintersten Winkel ihres Gebiets lag.
    »Was mag uns dort erwarten?«, fragte Martha. »Die Leute in den Dörfern, durch die wir gekommen sind, waren sehr verschlossen, besonders, was das Schloss und seine Bewohner betrifft.«
    Klara hatte sich bislang keine Gedanken über die Herren auf Waldstein gemacht. Sie blieb kurz stehen und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Ich weiß es nicht.«
    »Es soll dort letztens einen Todesfall gegeben haben«, berichtete ihre Freundin.
    »Wir werden unsere Arzneien verkaufen und dann weiterziehen. Mit den Herrschaften dort oben kommen wir dabei wohl kaum zusammen. Aber wenn es jetzt noch lange bergauf geht, muss ich dich bitten, das Reff zu übernehmen. Es lastet mir allmählich zu schwer auf den Schultern!«
    Noch während Klara es sagte, stieß Martha einen erleichterten Ruf aus. »Ich sehe das Schloss!«
    »Wo?«, fragte Klara und setzte sich wieder in Bewegung.
    Keine fünfzig Schritte weiter entdeckte sie es ebenfalls. Die Anlage schmiegte sich zur Linken an einen flachen Hang, der sie vor den scharfen Ostwinden schützte. Ein großer Mittelbau wurde von zwei kürzeren Seitenflügeln flankiert, und alle Dächer waren mit grauem Schiefer gedeckt. Die Wände des Schlosses leuchteten in einem sanften Gelb, und die Fensterläden hatte man mit einem Zackenmuster in Grün und Rot bemalt.
    Wer hier wohnte, besaß Macht, fuhr es Klara durch den Kopf. Da streifte ihr Blick den erhöhten Mittelteil des Hauptflügels. Die Fahne wehte auf Halbmast und zeigte an, dass es einen Trauerfall oder ein anderes Unglück gegeben haben musste.
    Beklommen ging Klara weiter und erreichte kurze Zeit später den mit feinem Kies bestreuten Vorplatz. Nun konnte sie erkennen, dass etwas abseits des Schlosses Wirtschaftsgebäude und Ställe standen. Doch weder hier noch dort waren Leute zu sehen.
    »Hoffentlich ist hier nicht die Pest ausgebrochen«, sagte Martha in einem Ton, als würde sie am liebsten kehrtmachen und im Wald übernachten.
    »Ich will es nicht hoffen!« Klara sah kurz zum Haupteingang des Schlosses über der breiten, zweiteiligen Freitreppe hoch.
    Dort durfte sie nicht einfach hochsteigen und anklopfen, sonst würde sie mit Schimpf und Schande davongejagt. Doch wo befand sich der Eingang für ihresgleichen? Sie ging um den Hauptflügel herum und entdeckte im rechten Seitenflügel eine Tür. Mehrmals atmete sie tief durch, um die Beklemmung zu überwinden, die sie angesichts der unheimlichen Stille erfasst hatte. Als sie gegen

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