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Heiße Schatten

Heiße Schatten

Titel: Heiße Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ambers
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Die Qantara ! Was der Name wohl bedeutet? Bewundernd blicke ich von der schmalen, steilen Treppe aus in den Kajütraum der größten Privatjacht auf dieser Bootsmesse. Das Schiff füllt die halbe Halle aus. Meine Hand berührt den kühlen, glänzenden Stahl des Geländers. Chrom, Gold, blendend weißer und tiefschwarzer Lack, wohin ich auch blicke.
    Die Kombüse, also die Schiffsküche, hat nichts mit den dunklen Kammern auf Tauchbooten oder den riesigen grauen Funktionsräumen auf Kreuzfahrtschiffen gemeinsam, auf denen ich schon in Urlauben mitgefahren bin. Diese Pantry ist vielmehr eine High-Tech-Versorgungszentrale in futuristischem Design, an idealer Stelle im Schiff zwischen Offiziersmesse, einer im Halbkreis geschwungenen Bar mit einer glänzend polierten schwarzen Ebenholztheke und der kleinen, aber edlen Lounge, die durch das Tageslicht aus dem runden Deckenfenster ausgeleuchtet wird.
    An Urlaub brauche ich in nächster Zeit allerdings nicht zu denken – meinen Job als Köchin im Hamburger Sterne-Restaurant Wallerstein habe ich gerade gekündigt. Freiwillig. Vielleicht ein Fehler, denn den letzten Michelin-Stern habe ich geholt. Aber es ist Zeit für etwas Neues, Zeit für Ideen und Inspirationen.
    Ich öffne die Türen der Kücheneinbauten, freue mich an dem leisen Klicken, mit dem sie magnetisch einrasten. Der Stauraum dahinter ist knapper bemessen, als ich erwartet habe. Seltsam. Weshalb? Warum hat der Einrichter den Raum nicht besser genutzt? Hat er denn bei der Planung keinen Koch zu Rate gezogen?
    Die 5-Millionen-Dollar-Jacht ist ein Prachtstück – kann es denn überhaupt sein, dass sie innen nicht hält, was sie außen verspricht? Raum, den man hätte nutzen können, liegt damit brach. Sehr untypisch für Bootsdesign, bei dem es normalerweise um jeden Millimeter geht.
    Gedankenverloren mache ich mich auf den Weg zurück, die steile Treppe wieder hinauf. Ich sehe zurück, mag bei aller Verwunderung immer noch nicht den Blick von der schönen Einrichtung abwenden.
    »Sie sehen verwirrt aus«, erklingt eine angenehme, tiefe Stimme aus der Küche hinter mir, in der ich doch gerade noch allein war.
    Erschrocken fahre ich herum. Unglücklicherweise verliere ich dabei die Balance. Meine Hand verfehlt das rettende Geländer, mein Fuß rutscht von der Treppenstufe ab. Der Sturz ist unausweichlich, Panik ergreift von mir Besitz.
    Doch im letzten Augenblick fängt ein extrem schneller, ziemlich harter Griff den drohenden Fall ab. Mit einer raschen Bewegung ergreift mein Retter meine Arme und hält mich fest. Mein Kopf stößt an die Schulter des Mannes, der so überraschend aufgetaucht ist und das Unglück verhindert hat. Wie ist er so schnell am Fuß der Stiege erschienen?
    Dann erblicke ich den Mann zu der Stimme, die ich gehört habe.
    »Darf ich Ihnen helfen?«, erklingt die rauchige Stimme ganz dicht an meinem Ohr. Wow! Ich bin beeindruckt! Sein Anblick übertrifft die wohltönende Stimme sogar noch. Seine markanten Gesichtszüge mit dem kräftigen Kinn bilden einen interessanten Gegensatz zu seinem teuren, tadellos sitzenden Anzug.
    »Danke! Das war knapp«. Ich bin vor Schreck noch ganz atemlos.
    Ein paar einzelne graue Spitzen lassen sein kurzes dunkles Haar silbrig glitzern. Er ist etwas größer als ich, vielleicht Anfang vierzig, also deutlich älter. Trotz seiner schnellen Rettungsaktion gerade eben strahlt er eine souveräne Ruhe aus, als wäre er gar nicht in Bewegung gewesen.
    »Steinburg, Konstantin«, stellte er sich vor. Ein jungenhaftes Lächeln breitet sich über seinem Gesicht aus, Fältchen auf den Wangen und neben den Augen lassen ihn gleichermaßen reif und verwegen aussehen. Sehr interessant, denke ich. Ist er in Wahrheit jünger oder älter, als er scheint?
    Langsam befreie ich meine Arme aus seinem Griff.
    »Sie befinden sich auf meinem Schiff«, erläutert er amüsiert, »und Sie erscheinen mir nicht eben glücklich mit dem, was sie sehen.«
    »Wenn Sie wirklich Millionen für dieses Schiff ausgegeben haben, hätten Sie den Innenarchitekten über Bord schmeißen sollen und die Küchenschränke gleich hinterher«, platzt es aus mir heraus.
    Oje, was habe ich gesagt? Ich möchte am liebsten im Erdboden versinken. Wie unhöflich von mir! Vor mir steht der stolze Besitzer einer neuen Luxusjacht, und ich verderbe ihm prompt den Spaß. Am liebsten möchte ich mich unsichtbar machen. Das Schlucken fällt mir schwer. Deutlich weniger forsch, blicke ich ihn trotzdem tapfer an. Zu meiner

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