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Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)

Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schlechte Geschäfte gemacht hast, Schneidt«, sagte Tobias. »Wärst du vorgestern gekommen, könntest du deine Arzneien hier auf dem Markt verkaufen. So aber war Klara schneller und hat das erste Anrecht darauf.«
    »Das nimmt mich nicht wunder, da sie ja Hilfe hat«, antwortete Schneidt grollend.
    »Ich trete meinem Oheim das Recht auf den hiesigen Markt ab«, bot Klara an. »Martha und ich werden morgen aufbrechen. Der Weg durch das Waldgebirge soll ja schwer sein, und da bin ich um jeden Tag froh, den ich mehr zur Verfügung habe.«
    Die Schluchten des Odenwalds wären eine gute Gelegenheit gewesen, um Klara verschwinden zu lassen, durchfuhr es Schneidt. Doch dafür hätte er drei bis vier Tage Vorsprung gebraucht, um von seiner eigenen Strecke abweichen zu können. Die konnte er jedoch nicht herbeizaubern. Außerdem war das andere Weibsstück bei Klara. Wenn die ihm entkam – oder Klara selbst –, würde es schlimm für ihn enden. Daher verschob er einen möglichen Anschlag auf seine Nichte auf den letzten Teil des Weges. Nun galt es erst einmal, seine Arzneien zu verkaufen, und da kam ihm der Markt von Kitzingen gerade recht. In den letzten Jahren hatte sein Bruder ihn jedes Mal abgehängt und deswegen seine Waren hier anbieten können. Nun wurde es Zeit, dass er es selbst tat.
    »Ich nehme dein Angebot an, Nichte«, sagte er mit gezwungener Freundlichkeit. »Es wird mir hoffentlich die Verluste ersetzen, die ich bis jetzt hatte. Du scheinst ja mit dem Wetter und auch allem anderen Glück gehabt zu haben.«
    »Das hatte ich wirklich!« Klara sah keinen Grund, ihrem Onkel Einzelheiten ihrer Wanderung oder etwas von ihren Problemen mit dem Grafen Benno von Güssberg zu erzählen. In diesem Augenblick war sie erst einmal froh, dass es am nächsten Tag weiterging. Sie hätte es nur schwer ertragen, wenn Martha sich erneut zu Tobias geschlichen hätte.
    Noch während sie dies dachte, sah Tobias ihren Onkel an. »Du wirst die Kammer und das Bett mit mir teilen müssen, Schneidt. Die beiden Mädchen schlafen nebenan.«
    »Klara ist wohl doch nicht ganz so geizig wie mein Bruder. Dem reichte zum Übernachten ein Platz unter dem Vordach.«
    »Er war ja auch keine Jungfer, die von betrunkenen Lüstlingen belästigt werden kann«, antwortete Tobias scharf.
    Klara dachte bei sich, dass der Laborantensohn wohl selbst der größte Lüstling war. Immerhin hatte er Martha zu sich ins Bett gelockt. Jetzt, da ihr Onkel mit ihm im selben Zimmer übernachtete, würde er das nicht mehr können. Ob er es wohl sehr bedauerte?, fragte sie sich und bedachte ihn mit einem spöttischen Blick.
    Anders als sie zog Martha einen Flunsch. Sie hätte sich gefreut, den Markt besuchen und all die Stände bewundern zu können. Zu Hause in Güssberg hatte es so etwas nicht gegeben. Sie begriff jedoch, dass sie Klara nicht umstimmen konnte. Daher blieb ihr nur zu hoffen, unterwegs auf einen weiteren Markt zu stoßen.
    Ein wenig ärgerte sie sich auch über Schneidts Auftauchen. Klaras Onkel gefiel ihr nicht, denn er machte auf sie einen unaufrichtigen, durchtriebenen Eindruck. Obwohl er zu spät gekommen war, hatte er seiner Nichte das Anrecht, hier auf dem Markt verkaufen zu können, abgeluchst und ihr selbst damit die Gelegenheit genommen, vielleicht doch noch einmal unter Tobias’ Bettdecke schlüpfen zu können.

Vierter Teil
    Gift

1.
    D er Weg war steil, doch Klara widerstand der Versuchung, Martha das schwere Reff zu übergeben. Seit sie Kitzingen verlassen hatten, waren sie bereits drei Wochen unterwegs, hatten aber in den unwegsamen Tälern und Hängen des Spessarts und des Odenwalds oft weniger als zwei Meilen am Tag zurücklegen können. Um die einzelnen Dörfer und Gehöfte zu erreichen, in denen sie Rumold Justs Arzneiwaren verkaufen durften, waren sie gezwungen, stundenlang in eine der Schluchten hineinzugehen und diese auf dem gleichen Weg wieder zu verlassen.
    Zum Glück kauften die Bewohner der einsamen Dörfer ihnen häufig etwas ab. Zwar wunderten sie sich, innerhalb von zwei Jahren die dritte Person zu sehen, die ihnen die Waren brachte, aber sie wussten Justs Salben und Tinkturen zu schätzen. Klara war daher guten Mutes, dass sie bis zu ihrem nächsten Treffpunkt mit Tobias den größten Teil ihrer Arzneien verkauft haben würde.
    An diesem Tag fiel ihr der Weg jedoch schwer. Es war heiß, das Reff drückte, und sie litt Hunger und Durst. »Allmählich müssten wir Schloss Waldstein doch erreichen«, stöhnte sie,

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