Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)
humpelte Gerold hinter den dreien her.
16.
Z wei Tage später brach Klara auf, um das letzte Stück Weg bis Gernsbach zu bewältigen, und Martha begleitete sie. Sie hatten die Tragriemen des Reffs erneuern lassen und einiges an Mundvorrat mitgenommen, so dass sie, wie Klara sagte, nicht auf andere angewiesen waren.
Vor ihnen lagen noch drei Tage eines mühsamen Marsches. In den ersten Dörfern hatten die Menschen von Gerolds Schicksal erfahren und waren entsprechend neugierig. Sie kauften aber auch kräftig ein, und so wurde Klaras Reff immer leichter. Auf dem weiteren Teil der Strecke hatten die Bewohner sich nur gefragt, warum im letzten Jahr kein Wanderapotheker erschienen war. Nun wunderten sie sich über die beiden Frauen, waren aber froh, ihre Arzneien endlich ergänzen zu können. Klara verdiente daher gut, und als sie schließlich die Mauern von Gernsbach vor sich sah, war ihr Weg fast zu Ende. Am Tor erhielten sie die Auskunft, dass der Markt am übernächsten Tag stattfinden würde.
»Dein Reff ist fast leer«, meinte Martha, als sie zu Bollands Gasthof weitergingen. »Daher müssten wir nicht unbedingt auf den Markt.«
»Wir müssen auf jeden Fall daran teilnehmen, weil Herr Just sonst das Privileg verliert, dort verkaufen zu können«, antwortete Klara und trat in das Gasthaus ein.
Bolland sah von seinen Krügen auf und wollte sagen, dass fahrendes Volk bei ihm nicht geduldet würde. Da entdeckte er das Reff auf Klaras Rücken und erinnerte sich, dass seine Tochter ihm von Tobias Just erzählt hatte. Der habe nach einer jungen Frau gefragt, die im Auftrag seines Vaters dessen Arzneien austragen würde.
»Ihr seid wohl die vermissten Königseerinnen?«, fragte er.
»Das sind wir!«, antwortete Martha, auch wenn sie selbst aus einer ganz anderen Gegend stammte.
»Herr Tobias Just lässt Euch Grüße ausrichten, Herr Bolland. Er hat sich leider verletzt und wartet zwei Tagesreisen von hier auf unsere Rückkehr. Vorher aber sollen wir noch den Markt beschicken.«
»Das heißt, ihr wollt hier übernachten. Im Allgemeinen nehme ich keine allein reisenden Frauen auf, aber da ihr zu Herrn Tobias und den Schneidts gehört, will ich eine Ausnahme machen«, erklärte Bolland und füllte zwei Becher mit Wein.
»Hier, gegen den Durst. Sie kosten euch nichts!«
»Vergelt’s Euch Gott!« Klara nahm den Becher und sah Bolland traurig an. »Martin Schneidt war mein Vater!«
»Ein guter Mann, auch wenn er mich weniger verdienen ließ als dein Oheim. Es ist bedauerlich, dass er üblen Räubern zum Opfer gefallen ist.«
»Das ist wirklich schlimm!« Klara wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und fragte dann, ob ihr Onkel sein Reff hiergelassen habe.
»Das hat er!«, antwortete Bolland. »Ich habe es auch gut aufgehoben. Er will ja den Rest seiner Waren übermorgen auf dem Markt verkaufen.«
»Das werde wohl ich übernehmen müssen«, sagte Klara leise. »Mein Oheim wird nicht hierher zurückkehren.«
»Schade! Er hätte gewiss eine größere Zeche gemacht als ihr beide. Was wollt ihr essen, Braten oder Eintopf?«
Klara überlegte kurz, bevor sie Antwort gab. »Braten, Herr Bolland. Wir haben unser Ziel erreicht und sollten dies ein wenig feiern.«
»Solange ihr nicht zu lustig werdet und meine Gäste auf falsche Gedanken bringt, soll es mir recht sein!« Bolland lachte und rief seiner Tochter zu, Klara und Martha in eine Kammer zu bringen, in der sie die nächsten zwei Tage bleiben konnten.
»Kommt aber rasch zurück, denn ich schneide euch den Braten auf«, rief er noch und machte sich ans Werk.
Klara fand die Kammer arg klein, doch sie verfügte über ein Bett, das breit genug für sie und Martha war, sowie eine feste Tür und sogar einen Riegel, mit dem man sie versperren konnte. »Das gefällt uns«, sagte sie zu Bollands Tochter.
»Hier haben dein Vater und dein Onkel immer geschlafen, wenn sie sich nach ihrer jeweiligen Strecke hier getroffen haben«, berichtete die junge Frau und verließ die Kammer wieder.
»Jetzt waschen wir uns Gesicht und Hände, essen und kümmern uns um das Reff des Oheims. Wie es aussieht, scheint er um einiges mehr mitgebracht zu haben als wir.« Klara nickte Martha kurz zu und trat dann ebenfalls auf den Flur.
Bollands Braten schmeckte ausgezeichnet, und sein Wein war so süffig, dass Klara Martha zuletzt bremsen musste. Ihre Freundin war bereits ein wenig betrunken, und so brachte sie diese in die Kammer. Zuerst meckerte Martha darüber, schlief aber dann, vom
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