Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)
Brunnen gewaschen hatte. Diese sah sie kurz an und spottete. »Ich dachte schon, die Schüssel hätte Füße bekommen. Aber ihr Balsamträger seid doch ein ehrliches Volk!«
»Das sind wir«, erklärte Martha und übte in Gedanken Verzicht auf das Hühnchen hinter dem Hof, dem sie am liebsten den Kragen umgedreht hätte, um es mitzunehmen.
15.
T obias war froh, als sie das Stadttor vor sich sahen. Nur noch wenige hundert Schritt, dachte er, dann konnte er sich endlich ausruhen. Der Stich in der Brust schmerzte wieder stärker, und er fühlte sich leicht fiebrig.
Da er sich nichts anmerken lassen wollte, zwinkerte er Klara zu. »Bald sind wir bei Gerold. Er wird sich freuen, dich zu sehen, denn er hat sich große Sorgen gemacht, als er hörte, dass du heuer seine Strecke gehen würdest.«
»Ich bin so froh, dass er noch lebt!« Erneut kamen Klara die Tränen. Sie wischte sie jedoch resolut ab und trat auf die Torwachen zu.
»Mein Name ist Klara Schneidt, und ich trage heuer für Herrn Rumold Just die Arzneien aus.«
»Du machst das?«, rief einer der Männer überrascht.
»Hier ist mein Pass, fein säuberlich ausgestellt und gestempelt vom Amt Königsee im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt!« Klara wollte ihm das Papier geben, doch der Torwächter winkte ab.
»Ich glaub dir auch so. Hast dir wohl Begleitung mitgenommen, nachdem der letzte Wanderapotheker unter die Räuber geraten ist.«
»Das war mein Bruder!« Klaras Stimme klang ernst.
Der Wächter senkte betroffen den Kopf. »Nichts für ungut, ich … Ihr könnt passieren!«
»Vergelt’s Gott«, sagte Martha, da Klara ihren Gedanken nachhing. Sie zupfte die Freundin am Ärmel und brachte sie dazu, weiterzugehen.
Klara stützte Tobias, der sich nach einem Platz sehnte, an dem er ausruhen konnte. »Das dort ist die Wirtschaft, in der ich vor ein paar Tagen übernachtet habe. Die Apotheke ist nur einen Steinwurf davon entfernt«, erklärte er.
Mit einem flauen Gefühl im Magen ging Klara weiter, half Tobias die wenigen Stufen zur Tür der Apotheke hoch und trat mit ihm zusammen ein. Beim Klang der kleinen Glocke zuckte sie zusammen und klammerte sich an Tobias fest.
Es dauerte ein wenig, bis jemand in den Verkaufsraum kam. Das Klonk, Klonk, das dabei erklang, verriet, dass derjenige eine Krücke verwendete.
Gerold humpelte herein, sah drei Personen und erkannte als Ersten Tobias.
»Hast du sie gefunden?«, rief er noch vor einem Gruß.
Tobias trat ein wenig zurück, so dass Gerold seine Schwester sehen konnte.
»Klara! Oh, wie bin ich froh, dich gesund und munter zu sehen.« So schnell er konnte, eilte Gerold zu seiner Schwester und schloss sie in die Arme.
»Gerold, ich …« Ein Tränenstrom erstickte das, was Klara hatte sagen wollen. Stattdessen klammerte sie sich an ihren Bruder, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
Aus den Augenwinkeln sah Klara, wie eine junge, dralle Frau aus dem Innern des Hauses herauskam und sie fassungslos anstarrte. Da löste sie sich aus Gerolds Armen, trat auf Lisa zu und umarmte diese.
»Ich danke dir, dass du dich meines Bruders angenommen hast!«, sagte sie und küsste die andere auf beide Wangen.
»Du bist seine Schwester!« Lisa atmete auf, denn mit diesem Mädchen hätte sie niemals konkurrieren mögen.
»Das ist Klara!«, sagte Gerold lächelnd. »Ich habe dir ja von ihr erzählt. Sie ist noch starrsinniger, als ich gedacht habe. Was für eine Verrücktheit, selbst mit dem Reff auf Wanderschaft gehen zu wollen! Wenigstens bist du unserem mörderischen Oheim entkommen.«
Klaras Miene wurde jäh ernst. »Der Oheim hat uns aufgelauert! Herr Tobias ist schwer verletzt, und Martha und ich sind ihm nur um Haaresbreite entkommen. Er selbst ist wahrscheinlich tot.«
»Verdient hat er es!«, rief Gerold unversöhnlich.
»Wir sollten uns um Herrn Tobias kümmern«, bat Klara. »Er hat viel Blut verloren und ist sehr schwach.«
»So schlimm ist es auch wieder nicht«, brummte Tobias, war aber froh, als Lisa ihn nach hinten führte und er sich endlich hinlegen konnte. Obwohl er noch so viel hatte sagen wollen, schlief er rasch ein.
»Den hat’s ganz schön erwischt«, meinte Gerold. »Aber keine Sorge, er kommt schon wieder auf die Beine. Jetzt erzähle mir, wie es Mutter und den beiden Kleinen geht!«
»Aber erst, nachdem deine Schwester ein wenig getrunken und gegessen hat«, wandte Lisa lächelnd ein und bat Klara und Martha, mit in die Küche zu kommen. Da er sich nicht ausschließen lassen wollte,
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