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Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)

Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihre eigene Haut retten würden.
    Plötzlich erklang das Brummen des Bären ganz nahe. Während Klara erschrocken zusammenzuckte, wichen die Männer des Grafen immer weiter zurück.
    »Wo ist er? Hat ihn einer gesehen?«, rief Veit.
    »Er muss dort sein«, antwortete Gangolf und wies bebend in eine unbestimmte Richtung.
    »Nein, eher dort«, korrigierte sein Anführer ihn und deutete auf die brennenden Fackeln vor Marthas Baum.
    »Ich sehe ihn nicht! Er kann überall sein!« Einer der Männer verlor die Nerven und rannte los.
    »Bleib stehen, du Narr!«, schrie ihm sein Anführer nach, konnte ihn aber nicht mehr aufhalten.
    Klara vernahm ein klapperndes Geräusch aus Marthas Richtung und erinnerte sich an den Honigeimer, den der Graf weggeworfen hatte. Anscheinend hatte dieser den Bären als Erstes angelockt. Der Lärm der Jagdgehilfen störte das Tier jedoch. Es fuhr mit einem zornigen Brüllen auf und stürmte auf die Kerle los.
    Als Veit ihn kommen sah, ließ er die Fackel fallen und rannte, so schnell er konnte. Im Licht der anderen Fackeln sah Klara, wie der Bär aufholte und den Mann mit einem einzigen Prankenhieb niederstreckte. Nun gab es auch für die beiden anderen Jagdgehilfen kein Halten mehr. Der Bär setzte ihnen nach und holte den Nächsten ein. Verzweifelt fuchtelte der Mann mit seiner Fackel vor der Schnauze des Bären herum. Ein kurzer Wischer mit der Pranke fegte diese beiseite, dann schoss die andere Pranke heran, und der Jagdknecht verstummte für immer.
    Bis jetzt hatte Klara sich still verhalten. Als der Bär jedoch die fliehenden Jagdknechte verfolgte und sich dabei immer weiter entfernte, eilte sie zu dem Baum, an dem die angebliche Hexe gefesselt war.
    Martha sah einen Schatten auf sich zukommen, glaubte, es wäre der Bär, und wollte aufschreien. Da erkannte sie eine junge Frau in einer fremden Tracht mit einem schweren Traggestell auf dem Rücken. »Wer bist du?«, fragte sie verwundert, aber auch hoffnungsvoll.
    »Zum Reden haben wir keine Zeit!«, stieß Klara hervor und zog ihr Messer, um die vom Honig glitschigen Stricke zu durchtrennen. Es ging schwerer als erwartet. Gleichzeitig vernahm sie das Brummen des Bären, der offensichtlich näher kam. Er hatte wohl die Jagdknechte getötet oder die Lust an einer weiteren Verfolgung der Männer verloren. Kurz darauf verriet ein Klappern, dass er sich wieder über den Honigeimer hermachte.
    Wie lange wird es dauern, bis er das Gefäß ausgeleckt hat und bei Martha weiterschlecken will?, fuhr es Klara durch den Kopf. Sie legte ihr die Hand auf ihren Mund und sprach leise auf die verängstigte Frau ein.
    »Wir dürfen nicht den geringsten Lärm machen, verstehst du?«
    Martha antwortete mit einem Nicken. Sehen konnten sie den Bären nicht, doch sie wussten, dass er innerhalb weniger Herzschläge bei ihnen sein würde. Endlich gaben die Stricke nach, und Martha war frei. Doch als sie versuchte, auf eigenen Beinen zu stehen, stieß sie einen gepressten Laut aus und blickte sich dann erschrocken in Richtung des Bären um. Der war jedoch immer noch mit dem Honigeimer beschäftigt.
    »Ich kann kaum gehen. Es tut alles weh!«, wisperte sie.
    Klara überlegte verzweifelt, was sie machen konnte, und erinnerte sich dann an den See. Da Schilf darin wuchs, konnte er nicht besonders tief sein. »Wir müssen zum Wasser. In den See wird der Bär uns hoffentlich nicht folgen!«
    Erneut nickte Martha, obwohl sie nicht davon überzeugt war, dort vor dem Bären in Sicherheit zu sein. Eine andere Möglichkeit gab es jedoch nicht. Selbst die knapp einhundert Schritte zum Ufer waren für sie eine Qual, so dass Klara sie trotz des hinderlichen Reffs stützen musste.
    Am See angekommen, begriff Klara, dass sie ihr Traggestell nicht mit ins Wasser mitnehmen konnte. Doch wenn sie es am Ufer zurückließ, konnte der Bär es in seiner Wut zerschlagen. Einen Augenblick blieb sie unsicher stehen, setzte sich aber auf einen Laut des Bären hin wieder in Bewegung und stellte das Reff neben ein Gebüsch am Ufer. Anschließend stieg sie vorsichtig in den See und atmete auf, als sie darin so stehen konnte, dass ihre Schultern noch aus dem Wasser ragten.
    Martha folgte ihr, zitterte aber wie Espenlaub. »Ich kann nicht schwimmen«, wimmerte sie.
    »Sei still, sonst hört uns der Bär!«, wies Klara sie leise zurecht und zog sie auf das Schilf zu.
    Darin verbargen sich die beiden Mädchen und blieben erst einmal ganz still. Nach einer Weile wagte Klara es dann doch, nach dem

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