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Die Waschmaschinentragödie

Die Waschmaschinentragödie

Titel: Die Waschmaschinentragödie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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verstoßen habe, aber auch, daß man ihn keiner Rechtsverletzung bezichtigen könne.
      Der Anwalt Wurpel wollte möglichst alle zufriedenstellen, indem er erklärte, Mattrass sei ein Planet und gleichzeitig ein Roboter, im Grunde genommen sei er allerdings gar nichts.
      Diese Theorie rief eine allgemeine Wut hervor und fand außer ihrem Schöpfer keinen Anhänger.
    Aber das waren noch Lappalien, verglichen mit dem weiteren
    Verlauf der Beratungen.
      Oberassistent Milger versuchte nachzuweisen, Mattrass habe durch die Verwandlung in Roboter seine Persönlichkeit vervielfältigt und bestehe nun in dreihunderttausend Exemplaren. Dieses Kollektiv verkörpere jedoch nicht verschiedene Individuen, sondern nur ein und dieselbe Person. Mattrass existiere also in dreihunderttausendfacher Gestalt.
      Das bewog den Richter Wubblehorn zu der Behauptung, man
    habe die Problematik von Anfang an falsch gesehen. Die Tatsache, daß Mattrass ein Mensch gewesen sei und sich in Roboter verwandelt habe, beweise eindeutig, dass diese Roboter nicht mehr als Mattrass anzusehen seien. Man müsse also untersuchen, mit wem oder was man es zu tun habe. »Da sie keine Menschen sind, sind sie niemand. Es gibt also kein juristisches Problem, aber auch kein physisches, das heißt, im Nebelfleck des Krab existiert nichts!«
      Die Debatte wurde immer leidenschaftlicher, es fiel mir immer schwerer, den Ausführungen zu folgen, die Ordner und die Sanitäter hatten alle Hände voll zu tun.
      Plötzlich wurden Rufe laut. Es befänden sich als Juristen verkleidete Elektronengehirne im Saal, die unverzüglich entfernt werden mü8ten, denn ihre Parteinahme unterliege keinem Zweifel – ganz zu schweigen davon, daß sie kein Recht besäßen, an den Beratungen teilzunehmen.
      Der Vorsitzende, Professor Hurtledrops, begann mit einem kleinen Kompaß in der Hand im Saal umherzugehen, und jedesmal, wenn die Nadel zu zittern begann und auf einen der Sitzenden wies, angezogen von dem Blech unter der Kleidung, wurde das betreffende Individuum auf der Stelle vor die Tür gesetzt. Auf diese Weise leerte sich der Saal bis zur Hälfte, während die Dozenten Fitts, Pitts und Clabenty ihre Reden schwangen, wobei man den letzteren mitten im Wort unterbrach,
    denn der Kompaß hatte seine elektronische Herkunft verraten.
    In einer kurzen Pause stärkten wir uns am Büfett.
      Die lärmende Diskussion verstummte nicht eine Sekunde lang. Als ich in den Saal zurückkehrte, mußte ich meine Hose festhalten, denn die erregten Juristen hatten im Gespräch immer wieder nach meinen Knöpfen gegriffen und mir alle abgerissen. Plötzlich entdeckte ich einen großen Röntgenapparat, er stand neben dem Podium.
      Es sprach gerade Rechtsanwalt Plussex und behauptete, Mattrass sei ein zufälliges kosmisches Phänomen, da näherte sich mir mit drohender Miene der Vorsitzende – die Kompaßnadel in seiner Hand zitterte beängstigend. Schon hatte mich der Saaldiener am Kragen gepackt, als sich die Magnetnadel wieder beruhigte, denn ich hatte eiligst mein Taschenmesser, den Büchsenöffner und das Tee-Ei weggeworfen und die metallenen Klammern an den Sockenhaltern abgerissen. Als man sah, daß ich aufhörte, auf die Kompassnadel einzuwirken, wurde ich zur weiteren Teilnahme an den Beratungen zugelassen.
      Man entlarvte noch dreiundvierzig weitere Roboter, und unterdessen bemühte sich Professor Buttenham nachzuweisen, Mattrass müsse als eine Art kosmischer Auflauf betrachtet werden.
      Mir fiel ein, dass davon bereits die Rede gewesen war – offensichtlich mangelte es den Experten schon an Ideen –, da begann erneut eine Kontrolle, eine Art Röntgen-Razzia. Nun wurden auch die tugendsamsten Zuhörer gnadenlos durchleuchtet, und es zeigte sich, daß sich unter ihren tadellos sitzenden Anzügen Korund-, Nylon-, Kristall-, Stroh- und Plasterümpfe verbargen.
      In einer der letzten Reihen wurde sogar jemand entdeckt, der aus Twist bestand.
      Als der nächste Redner das Podium verließ, saß ich nahezu mutterseelenallein in dem riesigen leeren Saal. Man durchleuchtete den Redner und setzte ihn vor die Tür
      Der Vorsitzende – der letzte Mensch, der außer mir im Saal verblieben war – trat an meinen Stuhl. Nichtsahnend nahm ich ihm den Kompaß ab. Die Nadel begann anklagend zu kreisen und zeigte dann auf ihn. Ich klopfte seinen Bauch ab – er klang metallisch. Rasch packte ich den Kerl am Kragen, setzte ihn vor die Tür und blieb allein.
      Einsam

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