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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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grauen Steinen errichtet waren, stand neben einem Steindamm und dem Mühlbach. Das Wasserrad war gut viermal so groß wie Cerryl, stand jedoch still.
    »Zur Erntezeit geht alles langsamer«, sagte Syodor und zeigte auf das trockene Mühlgerinne über dem Rad. »Die Leute denken jetzt nicht daran, etwas zu bauen oder zu reparieren.«
    Die Straße führte weiter hinauf, vorbei am Mühlgraben, und kreuzte einen steingepflasterten Weg, der sich etwa hundert Ellen von der offenen Schiebetür der Mühle bis zur Straße zog. Hinter dieser Kreuzung verengte sich die Straße zu einem Pfad, der sich rechts an der Mühle vorbei und zu einem weitläufigen, langen Haus mit überdachter Veranda hinaufwand. Die Holzwände waren frisch geölt und das Haus glänzte in der Mittagssonne.
    Ein von Ochsen gezogener Bauholzwagen fuhr zum Mühlentor und ein Mann, größer als Syodor, überprüfte das Joch.
    »Brental?«, fragte Syodor.
    Der junge Mann mit dem roten Bart wandte den Blick von den Ochsen ab und erblickte die zwei staubigen Gestalten, dann sagte er: »Syodor? Ihr wollt bestimmt Dylert sprechen.«
    »Richtig.«
    »Ich werde ihn holen, sobald ich den Wagen zur Tür hinaus geschafft habe.« Brental hob den Stock, berührte jedoch keinen der Ochsen damit, sondern rief: »Hüaah!«
    Die starken Tiere setzten sich in Bewegung und zogen den zwar leeren, aber trotzdem schweren Wagen zur Schiebetür hinaus. Cerryl sah dem Wagen nach, als dieser auf den Steinweg und über die Straßenkreuzung rumpelte.
    Gleich hinter der Kreuzung gestikulierte Brental mit dem Stock und sagte sanft: »Brrrh …«
    Gehorsam blieben die Ochsen stehen und Brental ging an Syodor und Cerryl vorbei, nickte ihnen zu und verschwand in der Mühle.
    Cerryl verlagerte sein Gewicht von einem nackten Fuß auf den anderen. Sein Tornister lag im Gras und er bemerkte nicht einmal, wie feucht sein verschwitztes Hemd war.
    Syodor räusperte sich. »Dylert … seine Säge geht gut.« Nach einer Weile sagte er noch einmal: »Eine gute Mühle. Ein guter Mann.«
    Cerryl nickte und wartete.
    Kurze Zeit später trat aus der Schiebetür ein etwas älterer und größerer Mann als Brental, er war bestimmt über vier Ellen groß und trug ein braunes Hemd und eine dazu passende Hose, an der weiße Sägespäne hafteten.
    »Syodor, Brental sagte mir, dass Ihr mich sprechen wollt.« Ein freundliches Lachen breitete sich in seinem Gesicht aus. »Ich habe kein Geld, jedenfalls jetzt kurz vor der Ernte nicht.«
    »Ich verkaufe heute auch nichts«, begann Syodor langsam. Er räusperte sich erneut und fuhr fort: »Ser Dylert, Ihr habt gesagt, Ihr braucht einen Jungen – einen gewissenhaften Jungen.« Er hielt inne und fügte dann hinzu: »Cerryl ist gewissenhaft.«
    »Das habe ich wohl gesagt.« Dylert strich sich über den gepflegten, schwarzweißen Bart, während er Cerryl musterte. »Aber für Euch bin ich einfach Dylert, Syodor. So wie es üblich ist unter ehrlichen Männern.«
    Syodor nickte.
    Cerryl schaute dem großen Dylert ins Gesicht, der ihn seinerseits prüfend anblickte. Der Junge erwiderte den Blick schüchtern, er sah aber auch nicht weg.
    »Wir haben jetzt Erntezeit«, stellte Dylert fest. »Die Mühle steht still und nur wenige Münzen für Balken und Bretter wandern in die Kasse.«
    »So ist es«, stimmte Syodor zu. »Die beste Zeit, um einen Mühlenjungen anzulernen.«
    Dylert lächelte. »Ein Händler hättet Ihr werden sollen mit Eurer goldenen Zunge, Syodor, kein Bergarbeiter oder Gräber.«
    »Ihr seid sehr freundlich, Sägemeister. Cerryl ist ein guter Junge.«
    »Er ist schmächtig, Syodor, aber er scheint gesund zu sein. Ihr und Nall habt ihn als Euren Sohn angenommen, sagte Dyella.«
    »Das stimmt.« Syodor lächelte. »Wir bedauern es nicht.« Er zuckte. »Aber es ist an der Zeit, dass er sein eigenes Leben beginnt. Die Minen sind kein Platz für ihn. Nicht in diesen Zeiten.«
    »Da habt Ihr Recht«, antwortete Dylert. »Niemand sollte dorthin gehen, schon damals, als der Herzog sie wieder öffnete, hätte niemand hingehen sollen.« Er schüttelte den Kopf. »Man sagt, das ist kein Platz für Menschen, bei dem, was dort herumgeistert.« Der Sägemeister sah Syodor hart an.
    »Das könnte sein«, gab der einäugige Bergmann zu. »Cerryl wäre hier besser aufgehoben.«
    Der Junge schaute Syodor an und fühlte das Unbehagen seines Onkels. Cerryl hatte sich bei den Minen wohl gefühlt, doch auch er hatte bestimmte Plätze gemieden, wie jeder, der einen Funken

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