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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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liefern. Andere bekannte Baumarten unter den Schmetterlingsblütlern sind die Robinien; verholzende Sträucher oder kleine Bäume sind Ginster und Indigofera, die Pflanze, aus der man blauen Farbstoff gewinnt (siehe dazu das Kapitel »Färberwaid«). Aber nicht alle Arten der Dalbergia liefern Palisanderholz, sondern nur einige wenige. Dazu gehören auch Arten, die in Indien heimisch sind.
    »Palisander« ist also kein Pflanzenname, sondern im Deutschen ein Handelsname für das Holz der Dalbergien, wovon es verschiedene Arten aus verschiedenen Bäumen gibt, wie den gebräuchlichsten Rio-Palisander aus dem Holz von Dalbergia nigra oder Honduras-Palisander aus dem Holz der Dalbergia stevensonii . Das harte Holz wird hauptsächlich als Furnier und im Instrumentenbau verwendet. Dalbergia nigra steht unter verschärftem Artenschutz; das Holz darf aus Brasilien praktisch nicht mehr ausgeführt werden, wodurch es als Handelsgut wertlos ist.
    Im Zusammenhang mit »Palisander« gibt es neben »Rosenholz« noch eine weitere Begriffsverwirrung, den Palisanderholzbaum ( Jacaranda ), ebenfalls aus Südamerika. Jacaranda ist allerdings ein kleiner, üppig lilablau blühender Zierbaum aus der Pflanzenfamilie der Trompetenbaumgewächse mit Gattungsverwandten wie »Tulpenbaum« oder »Leberwurstbaum« in Afrika. Mit Palisanderholz hat Jacaranda trotz des Namens nichts zu tun.
    Im vergangenen Jahrzehnt hat eine seit Langem bestehende wirtschaftliche und politische Krise im Inselstaat Madagaskar zu einer beträchtlichen Reduzierung der dortigen Dalbergia-Bestände geführt: Unter dem Deckmantel einer korrupten Verwaltung und organisiert von Verbrechersyndikaten dringen dort arme Landarbeiter in die Nationalparks ein und fällen große Mengen Dalbergia-Bäume, die nach China verschifft werden, wo Edelhölzer, wie Ebenholz, sehr begehrt sind und zu teuren Möbeln für die aufstrebende Mittelschicht verarbeitet werden. China produziert Palisandermöbel auch für den westlichen Markt. Zwischen 1998 und 2008 haben sich die chinesischen Palisanderholzimporte (auch aus anderen Ländern) vervierfacht. In Madagaskar wiederum, einem der ärmsten Entwicklungsländer der Erde, führt dieser Raubbau zu tiefen Eingriffen in die Regenwälder mit zerstörerischen Nebeneffekten auf die gesamte Flora und Fauna dieser für ihre einmalige Artenvielfalt berühmten Insel. Erst in jüngster Zeit versucht eine neue Regierung, die unter ihren sehr korruptionsanfälligen Vorgängern über Jahrzehnte eingerissenen Zustände zu verbessern. Bis dahin war Madagaskar, die viertgrößte Insel der Welt, von der eigenen Führungsschicht wie eine Kolonie ausgebeutet worden, was eben unter anderem zu einem starken Verlust an Regenwäldern führte.

Das Aspirin des Mittelalters
Weide
    »Weide« bedeutet »die Biegsame«. Das althochdeutsche Wort wida stammt aus der gleichen indoeuropäischen Wortwurzel wie lateinisch vitis (»Weinrebe«). Aus den biegsamen Zweigen von Salix alba wurden in Europa, wo der Baum heimisch ist, die meisten gängigen Korbwaren geflochten. Außerdem wusste man spätestens seit dem Mittelalter, dass aus der Weidenrinde ein wirksames Schmerzmittel gewonnen werden kann. Es enthält die gleichen Inhaltsstoffe wie Aspirin.
    Brotkorb, Einkaufskorb, Strandkorb – auch heute noch sind trotz der unzähligen Plastikbehälter die Produkte des uralten Korbflechterhandwerks allgegenwärtig. Flechtmöbel finden sich in nahezu jedem Einrichtersortiment, nicht zuletzt bei Ikea. Körbe zählen neben ausgehöhlten Hölzern, Kürbishälften, Decken und Lederbeuteln zu den ältesten Transportbehältnissen. Schon in der Steinzeit wurden Körbe geflochten – lange vor der Erfindung der Tongefäße, welche eine wichtige technische Neuerung im Lager- und Transportwesen darstellten. Korbflechten ist daher eine der frühesten handwerklichen Tätigkeiten des Menschen.
    Bis ins 20. Jahrhundert behielten Körbe und Säcke ihre überragende Stellung im Transportwesen sowie im industriellen Bereich, nicht zuletzt wegen der leichten Verfügbarkeit und des geringen Eigengewichts. Im mittelalterlichen Bergbau wurde das Gestein in Körben aus dem Bergwerk getragen; der Begriff Förder korb erinnert daran. Die auf dem Rücken getragene Kiepe war ebenfalls allgegenwärtig. Jede Ansammlung von kleinem Stückgut, die Früchte der Bauern, alles wurde früher auf dem Rücken von Menschen oderTieren in Körben zu Markte getragen. Holzkisten und Holzfässer sind natürlich stabiler

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