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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schaltete ihn aus.
Ich war im Begriff zu gehen, da sah ich die Tweedjacke meines Vaters,
die zerknautscht in einem Sessel lag. Ich nahm sie auf, und sie
klimperte. Ich tastete in den Taschen herum, während ich die
Nase über den Gestank von Alkohol und Rauch rümpfte, den
sie verströmte. Meine Hand schloß sich um einen
Schlüsselbund.
    Ich holte ihn heraus und betrachtete ihn. Da waren der
Schlüssel für den Vordereingang und der Schlüssel
für den Hintereingang, der Kellerschlüssel, der
Schuppenschlüssel, ein paar kleinere, die ich nicht erkannte,
und dann noch einer, ein Schlüssel zu einem Raum im Haus,
ähnlich wie der zu meinem Zimmer, nur anders geschnitten. Ich
spürte, wie mein Mund trocken wurde, und sah, daß meine
Hand vor mir zitterte. Schweiß glitzerte darauf und perlte
plötzlich in den Linien der Innenfläche. Es konnte der
Schlüssel zu seinem Schlafzimmer sein oder…
    Ich rannte hinauf, drei Stufen auf einmal nehmend und diesen
Rhythmus nur unterbrechend, um die knarrenden zu überspringen.
Ich lief am Arbeitszimmer vorbei, hinauf zum Schlafzimmer meines
Vaters. Die Tür war angelehnt, der Schlüssel steckte im
Loch. Ich hörte meinen Vater schnarchen. Ich schloß die
Tür sanft und rannte wieder hinunter zum Arbeitszimmer. Ich
steckte den Schlüssel ins Loch und drehte ihn mit gut
geschmierter Leichtigkeit. Eine oder zwei Sekunden lang blieb ich
stehen, dann drückte ich auf die Klinke und öffnete die
Tür.
     
    Ich schaltete das Licht an. Das Arbeitszimmer.
    Es war vollgestopft mit allem möglichen, stickig und warm.
Die Lampe, die von der Mitte der Decke hing, hatte keinen Schirm und
leuchtete sehr grell. Es gab zwei Schreibtische, einen Sekretär
und ein Feldbett, auf dem ein Durcheinander von zerknülltem
Bettzeug lag. Es gab einen Bücherschrank und zwei große
Werktische, die aneinandergestellt und mit verschiedenen Flaschen und
chemischen Apparaturen bedeckt waren; es gab Reagenzgläser und
Flaschen und einen Kondensator, der mit einem Spülbecken in der
Ecke verbunden war. Es roch nach Ammoniak oder etwas Ähnlichem.
Ich drehte mich um, streckte den Kopf hinaus in den Flur, lauschte,
hörte ein sehr entferntes Schnarchen, dann nahm ich den
Schlüssel und schloß die Tür ab, schloß mich
also ein und ließ den Schlüssel stecken.
    Als ich mich von der Tür abwandte, sah ich es. Ein
Konservierungsglas, das auf dem Sekretär stand, der direkt neben
der Tür plaziert war, so daß er vor dem Blick aus dem Flur
verborgen war, wenn die Tür aufging. In dem Glas befand sich
eine klare Flüssigkeit -Alkohol, wie ich annahm. In dem Alkohol
lagen winzige, ausgefranste männliche Genitalien.
    Ich betrachtete sie, während meine Hand noch immer den
Schlüssel umfaßte, den ich umgedreht hatte, und meine
Augen füllten sich mit Tränen. Ich spürte etwas in
meiner Kehle, das tief aus meinem Innern heraufstieg, und ich hatte
das Gefühl, daß sich meine Augen und meine Nase so schnell
füllten, daß sie zu platzen drohten. Ich stand da und
weinte und ließ mir die Tränen über die Wangen
kullern und in den Mund, wo ich ihren salzigen Geschmack wahrnahm.
Die Nase lief mir, und ich schniefte und schnaubte, und ich merkte,
wie sich meine Brust hob und senkte und ein Muskel in meinem Kiefer
unbeherrscht zitterte. Ich vergaß Eric vollkommen, vergaß
meinen Vater, vergaß alles bis auf mich selbst und den Verlust,
den ich erlitten hatte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich zusammenreißen
konnte, und ich schaffte es nicht dadurch, daß ich wütend
auf mich selbst war und mich ermahnte, mich nicht wie ein albernes
Mädchen zu benehmen, sondern ich beruhigte mich allmählich
von selbst, und ein Gewicht wich von meinem Kopf und verlagerte sich
in meinen Bauch. Ich wischte mir das Gesicht am Hemd ab und putzte
mir leise die Nase, dann machte ich mich daran, den Raum methodisch
zu durchsuchen, wobei ich das Glas auf dem Sekretär ignorierte.
Vielleicht stellte es das einzige Geheimnis dar, das es hier gab,
aber ich wollte es genau wissen.
    Das meiste davon war Müll. Müll und Chemikalien. Die
Schubladen des Schreibtischs und des Büros waren vollgestopft
mit alten Fotos und Papieren. Da waren alte Briefe, alte Rechnungen
und Notizen, Dokumente und Formulare und Versicherungspolicen (keine
auf meinen Namen, und alle sowieso längst abgelaufen). Seiten
einer Kurzgeschichte oder eines Romans, den jemand auf einer billigen
Schreibmaschine geschrieben hatte, mit Korrekturvermerken bedeckt und
immer

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