Die Wiederkehrer
Nähe der Fenster geht“, schlug Simon vor.
„Ihr begreift nicht!“, rief Niko enthusiastisch, „Das Leben ist wunderbar! Ihr begreift einfach nicht, wie wertvoll alles ist. Der Vorhang“, Nikos Zeigefinger schnellte herum und zeigte auf den unansehnlichen, gewöhnlichen, braunen Stoff. „Wer von euch wird sich noch morgen daran bewusst erinnern, wie wundervoll er aussieht? Was für ein Gefühl der Geborgenheit er ermittelt. Dass er ein so elementares Accessoire ist, das diese Party erst vollkommen macht!“
Die Freunde warfen einander betretene Blicke zu und Niko schüttelte ob ihrer Begriffsstutzigkeit den Kopf.
Niko zerrte seinen Bruder in die Küche und bombardierte ihn mit Fragen. Er quetschte Ben regelrecht aus, wollte wissen, welche Musik er gerne hörte, ob er verliebt war, wie es in der Schule lief, welche Filme ihn prägten und vor allem, wie es ihm mit den Eltern ging. Irgendwann flüchtete Ben unter einem fadenscheinigen Vorwand und Niko ließ ihn nachsichtig ziehen. Er würde noch oft genug Gelegenheit haben, ihn ganz genau kennenzulernen.
Niko stand in der Küche und genoss das Ambiente. Wie wunderbar heruntergekommen sie war! Er konnte sich kaum sattsehen.
„Na?“, schnurrte Karin, lehnte sich gegen den Türrahmen und blinzelte Niko verführerisch an. Als sie seine volle Aufmerksamkeit hatte, stieß sie sich ab und bewegte sich geschmeidig wie eine Katze auf ihn zu. Wow. Sie sah wirklich heiß aus! Niko hatte ganz vergessen,
wie
heiß.
„Na?“, grüßte er mit trockener Kehle zurück. Karin kam ihm verdammt nah. Gott, sie schmiss sich aber ziemlich penetrant an ihn ran! Sie warf sich ihm geradezu an den Hals! Ihre Aufdringlichkeit hatte Niko ganz vergessen! Damals war er viel zu schüchtern gewesen, viel zu verstockt, um zu begreifen, dass Karin versuchte ihn zu verführen. Den ganzen Abend hatte sie ihn auf diese Tour angehechelt, wie eine läufige Hündin, aber er hatte erst begriffen, was sie von ihm wollte, als er ihre Zunge im Hals gehabt hatte und sie seine Hand in ihren Slip dirigierte.
Jetzt sah er auf den ersten Blick, dass sie es auf ihn abgesehen hatte. Was war er bloß für ein blinder Idiot gewesen! Ihre offensive Art ging ihm plötzlich unglaublich auf die Nerven. Das hier war die Frau, an deren Seite er über die Jahre hinweg zu einem unselbständigen, dreißigjährigen Kind geworden war.
„Die anderen haben erzählt, dass du heute verdammt gut drauf bist“, schnurrte sie und durchbohrte ihn mit einem Röntgenblick. Vermutlich sollte das ein heißer, lasziver Blick sein, aber Niko sah darin mehr diesen
'… und den Müll hast du auch nicht rausgetragen …'-
und den strengen
'Hast du mir nicht etwas zu sagen?'
-Blick.
„Was würdest du denn heute noch so tun wollen? Hmmm?“, raunte sie und ließ ihre Fingerspitzen an seinem Arm hochspazieren.
„Du Heuchlerin!“, brummte Niko und sie machte einen Ruck zurück, glubschte ihn irritiert an.
„Was?“, fragte sie.
„Karin, lass es einfach gut sein!“, erklärte Niko gelassen und trank einen Schluck Bier aus der Flasche.
„Woher weißt du, wie ich heiße? Und
was
soll ich gut sein lassen?“, tat sie unschuldig.
„Ich weiß, was du vorhast“, meinte Niko gelangweilt.
„Aha“, schnurrte sie schon wieder, machte einen Schritt auf ihn zu und säuselte: „Und was … hab ich … deiner Meinung nach so vor, hmmm?“ Ihr Gesicht kam jenem von Niko verdammt nah. Er hätte sich nur ein wenig nach vor beugen müssen, dann hätte sein Mund ihre Lippen getroffen. Sein Schwanz reagierte darauf. Verdammt!
„Mich ins Bett kriegen“, krächzte Niko.
„Ach.“ Ihr alkoholisierter Atem strich über sein Gesicht. „
Das
denkst du? Warum sollte ich
dich
ins Bett kriegen wollen?“ Ihre Augen musterten Nikos Mund und sie leckte sich über die Lippen.
„Das wüsste ich auch gerne“, brummte Niko und erntete einen verstörten Blick.
„Vielleicht … weil du einfach dieses gewisse
Etwas
hast?“, flüsterte Karin.
„Und das wäre?“, wollte Niko wissen und wich mit dem Kopf immer weiter zurück, während Karin schon halb auf ihm drauf lag.
„Willst du quatschen oder mich endlich küssen?“, schnurrte sie.
„Es würde mich
wirklich
interessieren“, behauptete Niko, legte die Hände auf ihre Schultern und schob sie sachte von sich.
„Findest du mich denn kein bisschen … attraktiv?“, fragte Karin. Oh Gott, das war die
'… du hast mir weh getan, ich werde dir aber nicht sagen womit, stattdessen
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