Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
nicht.
Am Morgen war noch alles da. Am Mittag war es noch da, als ich das Büro
verließ! Ich weiß, daß es da war. Ich habe es alles gezählt und dann selber
weggeschlossen!«
    Cornelius schlug ihn zweimal,
und Bennetts Kopf fiel mit einem heftigen Ruck jeweils von einer Seite zur
anderen. »Ich werde Sie mit meinen bloßen Händen erwürgen«, sagte Cornelius.
»Ich zerstampfe Sie! Ich...«
    »Hör auf!« sagte Eloise
plötzlich, und ihre Stimme klang wie ein Peitschenhieb.
    Cornelius sah sie einen
Augenblick lang verdutzt an. »Es ist unser Geld!« sagte er mit dünner Stimme.
»Achtzigtausend, und es gehört alles uns. Und dieser Drecksack hat uns
angeschmiert! Er hat es irgendwo anders versteckt!« Er begann, Bennett erneut
zu schütteln.
    »Du Idiot!« sagte Eloise
verächtlich. »Du gibst dir nicht die Mühe, einmal nachzudenken, wie? Wenn er
das Geld sonstwo versteckt hat, kann er jederzeit
zurückkommen und es sich abholen. Und wir ebenfalls! Wir brauchen ihn nur mit
uns zu nehmen. Wenn wir ihn einmal von hier weggeschafft haben, haben wir eine
Menge Zeit, um ihn zu überreden, uns zu verraten, wohin er das Geld geschafft
hat.« Ihre Stimme klang wie langsam dahinrinnendes Eiswasser. »Ich bin sicher,
daß wir ihn überreden können.«
    »Ja!« Cornelius löste langsam
den Griff, mit dem er Bennett gepackt hielt. »Klar — ganz recht! Ich muß es dir
lassen, Eloise, du hast Grips.«
    »Und du bist gut gewachsen«,
sagte sie trocken. »Wenn ich wirklich Grips hätte, würde ich mich von deinen
Muskeln nicht so außer Rand und Band bringen lassen.«
    Er lachte selbstbewußt. »Du und
ich, Babe«, sagte er, »machen zusammen schöne Musik.«
    »Zuerst wollen wir einmal
schönes Geld machen«, sagte sie. »Und dazu wollen wir ihn erst einmal von hier
wegbringen.«
    »Gut.« Cornelius nickte. Er
packte Bennett mit einem bösartigen Griff am Arm. »Wir gehen jetzt hinaus zu
meinem Wagen«, sagte er. »Haben Sie verstanden? Einen Mucks, und Eloise besorgt
es Ihnen! Kapiert?«
    Das Grau in Bennetts Gesicht
hatte einen noch schmutzigeren Ton angenommen. Er holte pfeifend Luft und
brachte es fertig, zum Zeichen, daß er verstanden hatte, zu nicken.
    »Prima«, sagte Cornelius. »Dann
wollen wir gehen.«
    Die drei wandten sich der Tür
zu.
    »Hallo!« sagte ich.
    Sie erstarrten für einen kurzen
Augenblick zu Statuen. Ich sah, wie in Bennetts Augen ein Funken wilder
Hoffnung aufzuckte. Und ich sah den Haß in Cornelius’ Augen, der plötzlich
Furcht Platz machte. Und gerade rechtzeitig sah ich die berechnende
Kaltblütigkeit in Eloises Augen, ausgelöst durch harte Entschlossenheit.
    Ich drückte den Bruchteil einer
Sekunde früher auf den Abzug meiner Achtunddreißiger, bevor Eloise an ihrer
Pistole dasselbe tat. Ich merkte, wie die Kugel unmittelbar neben meinem Kopf
und oberhalb meines rechten Ohres vorbeipfiff, in die Tür fuhr und diese
zuschlug.
    Als sei die Zeit einen
Augenblick stehengeblieben, blieb Eloise mir gegenüber stehen. Ihr Mund war
halb geöffnet. Dann sanken ihre Augenlider herab, als ob sie plötzlich müde
würde. Sie drehte sich halb zu Cornelius um und fiel dann auf den Boden. Erst
dann bemerkte ich, daß sich auf ihrem schwarzen Pullover ein hellroter Fleck
befand.
    Cornelius blickte auf sie
herab. Sein Gesicht war kalkweiß. Dann hob er langsam den Kopf und sah mich an.
Sein Mund begann unbeherrscht zu zittern, und dann brach er in Tränen aus.
    »Ein schöner Mörder sind Sie
mir!« sagte ich angewidert zu ihm. »Sie sollten wieder an den Strand
zurückkehren und vor den kleinen Mädchen, die noch über ihren ersten
Büstenhalter erregt sind, mit Ihren Muskeln protzen. Wie konnten Sie sich je so
überschätzen, sich mit ihr zusammenzutun?« Ich wies auf Eloises hingestreckten
Körper zu seinen Füßen.
    Er bohrte sich die Knöchel
seiner rechten Hand in den Mund und biß heftig darauf. Das verhinderte ihn am
Weinen, jedoch begann er dafür zu wimmern. Ich war mir nicht sicher, ob dies
einen Fortschritt darstellte oder nicht.
    Draußen erklangen schwere
Schritte, und dann hämmerte jemand mit der Faust gegen die Tür. »Aufmachen!«
dröhnte Lavers’ Stimme in meine Ohren. »Im Namen des Gesetzes!«
    »Ich dachte, so was sagte man
bloß in Western für Halbwüchsige«, sagte ich zu Bennett. »öffnen Sie dem
Sheriff die Tür. Ja?«
    Er nickte und stolperte mehr als
daß er ging zur Tür, um sie weit aufzumachen. Lavers platzte ins Büro wie ein
Schauspieler, der verspätet auf sein

Weitere Kostenlose Bücher