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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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daß wir das Land nie wieder erreichen würden, und wir ließen uns deshalb auf die Wogen hinunter. Der Sturm zwang uns, hier zwischen diesen kahlen Klippen mehrere Tage auszuharren. Wir litten großen Hunger, und eines Tages gingen wir hier in diese Rinne hinein, in der Hoffnung, da Futter zu finden. Wir fanden indes nicht ein einziges Grashälmchen, dafür aber einige Säcke, die fest zugebunden, halb verschüttet im Sande lagen. Da wir hofften, es sei Korn in den Säcken, rissen und zerrten wir solange daran, bis der Stoff zerriß; aber keine Körner kamen heraus, sondern lauter glänzende Goldstücke. Dafür hatten wir Wildgänse jedoch keine Verwendung, und wir ließen sie deshalb, wo sie waren. In allen diesen Jahren haben wir gar nicht mehr an unsern Fund gedacht; da hat sich im letzten Herbst etwas ereignet, was es uns wünschenswert macht, Gold zu besitzen. Es ist freilich sehr unwahrscheinlich, daß der Schatz noch da ist, aber wir sind trotzdem herbeigeflogen, um dich zu bitten, jetzt nachzusehen, wie sich die Sache verhält.“
    Der Junge sprang in die Felsenspalte hinein, nahm in jede Hand eine Muschel und schaufelte damit eifrig den Sand weg. Säcke fand er keine, aber nachdem er ein ziemlich tiefes Loch gegraben hatte, hörte er ein Klirren wie von Metall, und er merkte, daß er auf eine Münze gestoßen war. Er tastete mit den Händen umher, fühlte, daß viele runde Münzen im Sande lagen, und eilte rasch zu Akka zurück.
    „Die Säcke sind verfault und zerfallen,“ sagte er, „aber das Geld liegt noch im Sand verstreut, und ich glaube, es ist noch alles da.“
    „Das ist gut,“ sagte Akka. „Fülle das Loch wieder zu und mache die Oberfläche wie vorher, damit niemand sehen kann, daß daran gerührt worden ist.“
    Der Junge tat, wie Akka ihn geheißen hatte; aber als er darauf wieder aus der Felsenspalte heraustrat, blieb er überrascht stehen, denn Akka hatte sich an die Spitze der sechs andern Wildgänse gestellt, und der ganze Zug kam nun höchst feierlich auf ihn zugeschritten. Vor dem Jungen angekommen, hielten sie an, verneigten sich vielmals mit dem Halse und sahen so vornehm drein, daß der Junge unwillkürlich die Mütze abnahm und sich auch verbeugte.
    „Wir haben dir etwas zu sagen,“ begann Akka. „Wir, die Alten in der Schar, haben zueinander gesagt, wenn du, Däumling, bei Menschen im Dienst gestanden und ihnen so viele und große Hilfe geleistet hättest, wie du uns geleistet hast, dann würden sie sich ganz gewiß nicht von dir trennen, ohne dich reichlich dafür zu belohnen.“
    „Ach Mutter Akka, nicht ich habe euch geholfen,“ sagte der Junge, „ihr seid es gewesen, die sich meiner angenommen haben.“
    „Und wir meinen auch,“ fuhr Akka fort, „wenn uns nun ein Mensch auf der ganzen Reise begleitet hat, sollte er nicht ebenso arm von uns gehen, wie er gekommen ist.“

    „O, ich weiß recht wohl, was ich in diesem einen Jahr alles gelernt habe! Das ist mehr wert als Geld und Gut,“ sagte der Junge.
    „Da nun diese Goldstücke nach so vielen Jahren noch immer in der Felsenspalte liegen, haben sie sicherlich keinen Eigentümer mehr,“ fuhr die Anführergans fort, „und ich meine, du solltest sie nun an dich nehmen, Däumling.“
    „Habt ihr denn nicht den Schatz für euch selbst haben wollen, Mutter Akka?“ fragte der Junge.
    „Doch, wir wollen dich damit belohnen, damit dein Vater und deine Mutter sehen können, daß du bei ordentlichen Leuten Gänsejunge gewesen bist.“
    Der Junge wendete sich halb um; er warf einen Blick übers Meer hin, und dann sah er Akka in die glänzenden Augen.
    „Ich verwundere mich doch sehr über euch, Mutter Akka,“ sagte er. „Ihr wollt mich verabschieden und gebt mir meinen Lohn, bevor ich euch gekündigt habe.“
    „Solange wir Wildgänse noch in Schweden sind, wirst du ja wohl bei uns bleiben,“ sagte Akka. „Aber ich wollte dir zeigen, wo der Schatz liegt, da wir es jetzt ohne einen allzu großen Umweg einrichten konnten.“
    „Trotzdem ist es so, wie ich sage,“ entgegnete der Junge. „Ihr wollt mich los sein, bevor ich selbst von euch fort will. Nach einer so langen Zeit, die wir in guter Freundschaft miteinander verbracht haben, wäre es doch wohl nicht zuviel verlangt, wenn ihr mich auch noch ins Ausland mitnehmen würdet.“
    Als der Junge dies sagte, streckten Akka und die andern Wildgänse die Hälse gerade in die Höhe und saugten mit halbgeöffnetem Schnabel schweigend die Luft ein.
    „Das ist etwas,

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