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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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woran ich noch gar nicht gedacht habe,“ sagte Akka, nachdem sie sich wieder gefaßt hatte. „Aber bevor du irgend einen Entschluß faßt, wollen wir hören, was Gorgo zu berichten hat. Ich muß dir nämlich noch etwas sagen. Ehe wir Lappland verließen, sind Gorgo und ich übereingekommen, daß er nach Schonen in deine Heimat fliegen und versuchen solle, bessere Bedingungen für dich auszuwirken.“
    „Ja, so ist es,“ fiel Gorgo ein. „Aber wie ich dir schon gesagt habe, habe ich kein Glück dabei gehabt. Holger Nilssons Haus fand ich ganz leicht, und nachdem ich einige Male darüber hingeschwebt war, gewahrte ich auch das Wichtelmännchen, das eben zwischen den Gebäuden umherschlich. Ich flog sogleich hinunter, packte es und flog mit ihm auf ein Feld hinaus, damit wir in aller Ruhe miteinander verhandeln könnten. Nun sagte ich ihm, ich käme im Auftrag von Akka von Kebnekajse, um zu fragen, ob es für Nils Holgersson nicht leichtere Bedingungen stellen würde.
    ‚Ich wünschte, ich könnte es,‘ erwiderte das Wichtelmännchen, ‚denn ich habe gehört, der Junge habe sich auf der Reise recht gut gemacht; aber es steht nicht in meiner Macht.‘
    Da wurde ich zornig, und ich sagte, wenn es nicht nachgäbe, würde ich mich gar nicht scheuen, ihm die Augen auszuhacken.

    ‚Mache mit mir, was du willst,‘ erwiderte es, ‚aber mit Nils Holgersson bleibt es, wie ich gesagt habe. Du kannst ihn aber von mir grüßen und ihm sagen, er täte am besten, recht bald mit seinem Gänserich heimzukommen, denn es stehe schlecht daheim. Holger Nilsson ist leider für einen Bruder, dem er volles Vertrauen schenkte, eine Bürgschaft eingegangen, die er jetzt hat bezahlen müssen. Mit geborgtem Geld hat er sich ein Pferd gekauft; aber das Pferd lahmte vom ersten Male an, wo Holger Nilsson mit ihm fuhr, und seitdem ist es nicht zu gebrauchen. Ja, erzähle nur Nils Holgersson,‘ hat das Wichtelmännchen noch eindringlich hinzugefügt, ‚seine Eltern hätten schon zwei Kühe verkaufen müssen, und sie seien gezwungen, von Haus und Hof zu gehen, wenn ihnen nicht von irgend einer Seite Hilfe zuteil würde.‘“
    Als der Junge dies hörte, runzelte er die Stirne und ballte die Fäuste, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    „Das ist sehr grausam von dem Wichtelmännchen!“ rief er. „Unter der Bedingung, die es gestellt hat, kann ich nicht zu meinen Eltern zurückkehren, um ihnen zu helfen. Aber es soll ihm nicht gelingen, einen treulosen Freund aus mir zu machen. Mein Vater und meine Mutter sind ehrbare Leute, und ich weiß, sie wollen lieber meine Hilfe entbehren, als daß ich mit einem bösen Gewissen zu ihnen zurückkehrte.“
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51
Silber im Meer
    Samstag, 8. Oktober
    Wie wir alle wissen, ist das Meer wild und anmaßend, und der seinen Angriffen am meisten ausgesetzte Teil Schwedens ist deshalb schon vor langer, langer Zeit durch eine lange und breite steinerne Mauer geschützt worden, die Bohuslän heißt. Die Mauer ist ungefähr so breit, daß sie das ganze Land zwischen Dalsland und dem Meere ausfüllt, aber sie ist nicht besonders hoch, wie das bei den Uferdämmen und Wellenbrechern meistens zu sein pflegt; sie ist aus gewaltigen Felsblöcken errichtet, und an manchen Stellen sind ganze Bergrücken eingefügt worden. Das Bauen mit kleinen Steinen hätte auch gar keinen Wert gehabt, wo es sich darum handelte, einen Schutzwall gegen das Meer aufzurichten, der sich vom Iddefjord bis zum Götaälf erstrecken sollte.
    Solche großen Bauwerke werden ja in unsern Tagen nicht mehr hergestellt; diese Mauer ist auch ungeheuer alt, und es kann nicht geleugnet werden, daß der Zahn der Zeit tüchtig an ihr genagt hat. Die großen Felsblöcke liegen nicht mehr so dicht beieinander, wie dies im Anfang wohl der Fall gewesen war. Dazwischen haben sich tiefe und breite Spalten gebildet, in denen Häuser und Felder Platz gefunden haben. Die Felsblöcke liegen aber doch nicht gar zu weit voneinander; man kann noch gut sehen, daß sie einst zu der obengenannten Mauer gehört haben.
    Auf ihrer Landseite ist die große Mauer noch am besten erhalten. Da führt sie lange Strecken weit ununterbrochen und unzerstört hin. Aber in ihrer Mitte sind lange tiefe Risse mit Seen auf dem Grunde, und gegen die Küste zu ist sie ganz verfallen, da liegt jeder einzelne Felsblock wie ein Hügel für sich da.
    Erst wenn man die große Mauer unten von der Küste aus sieht, versteht man,daß sie nicht nur zu ihrem Vergnügen gerade an dieser Stelle

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