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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Weile und schaute auf das Wärmland hinunter, wo alle Birkenwälder und Haine und Gärten in herbstlich bunten Farben prangten, und wo die langen Seen dunkelblau glänzend zwischen ihren Ufern lagen.
    „Ich glaube, ich habe die Erde noch nie so schön unter uns daliegen sehen wie heute,“ sagte er. „Die Seen sehen aus wie blaue Seide und die Ufer wie breite goldene Bänder. Meinst du nicht auch, es wäre schade, wenn wir uns jetzt in Westvemmenhög festsetzten und nicht noch mehr von der Welt zu sehen bekämen?“
    „Ich glaubte, du wolltest zu deinem Vater und deiner Mutter zurückkehren, um ihnen zu zeigen, was für ein guter Junge du geworden bist?“ entgegnete der Gänserich.
    Den ganzen Sommer hindurch hatte der große Weiße von nichts anderm geträumt, als von dem stolzen Augenblick, wo er sich plötzlich auf dem freien Platze vor Holger Nilssons Haus niederlassen und den Gänsen und den Hühnern und den Kühen und der Katze und auch Mutter Nilsson seine Daunenfein und die sechs Jungen zeigen würde! Deshalb war er über den Vorschlag des Jungen gar nicht besonders erfreut.
    An diesem Tage hielten die Wildgänse mehrere Male lange Rast, denn überall fanden sie die herrlichsten Stoppelfelder; sie konnten sich kaum entschließen, sie zu verlassen, und so erreichten sie Dalsland erst gegen Sonnenuntergang. Sie flogen über den nordwestlichen Teil dieser Landschaft hin, und da war es noch schöner als in Wärmland. Dieser Landstrich ist so voller Seen, daß sich das Land wie kleine spitzige Hügelketten hinzieht. Zum Getreidebau war dieser Boden nicht günstig; um so besser aber gediehen die Bäume, und die steilen Uferhänge der Seen sahen aus wie wunderschöne Gärten. Es mußte etwas in der Luft oder im Wasser sein, das den Sonnenschein noch zurückhielt, wenn die Sonne schon längst hinter die Hügel hinabgesunken war; goldene Lichter spielten auf den dunkeln, glänzenden Wasserspiegeln, und über der Erde zitterte ein heller, blaßroter Schein, aus dem die lichtgelben Birken, die hellroten Eschen und die gelbroten Vogelbeerbäume herausragten.
    „Meinst du denn nicht auch, lieber Gänserich Martin, es wäre sehr langweilig, wenn wir nie wieder so etwas Schönes zu sehen bekämen?“ fragte der Junge.
    „Ich sehe lieber die fruchtbaren flachen Äcker in Schonen als diese magern Waldhügel hier. Aber du weißt ja, daß ich mich nicht von dir trennen werde, wenn du die Reise durchaus fortsetzen willst,“ antwortete der Gänserich.
    „Diese Antwort habe ich von dir erwartet,“ erwiderte der Junge. Es war ihm ein schwerer Stein vom Herzen gefallen, und das konnte man seiner Stimme deutlich anhören.
    Als sie hierauf über Bohuslän hinflogen, wurden die Hochebenen zusammenhängender; die Täler lagen tief drunten wie schmale aus dem Gebirge herausgesprengte Schluchten, und die langen Seen darinnen waren so schwarz, wiewenn sie aus der Tiefe der Erde aufgestiegen wären. Ja, es war wirklich eine wunderschöne Landschaft; und so, wie der Junge sie jetzt unter sich sah, bald von einem Sonnenstrahl erhellt, bald im dunkeln Schatten liegend, hatte sie einen ganz eigenartigen Reiz. Der Junge wußte nicht, woher es kam, aber er dachte unwillkürlich, in den alten Zeiten müßten hier gewiß tapfere Recken gewohnt haben, die in diesen geheimnisvollen Gegenden gefährliche und kühne Abenteuer bestanden hätten. Und der alte Hang nach merkwürdigen Erlebnissen regte sich jetzt im Herzen des kleinen Nils Holgersson.
    „Es wäre wohl möglich, daß mir etwas fehlen würde, wenn ich künftig nicht alle zwei Tage in Lebensgefahr geriete,“ dachte er. „Darum ist es gewiß am besten, ich bin damit zufrieden, wie es nun einmal ist.“
    Davon sagte er aber nichts zu dem großen Weißen; denn die Wildgänse flogen mit größter Geschwindigkeit über Bohuslän hin; der Gänserich keuchte heftig und hätte kein Wort erwidern können. Die Sonne stand jetzt tief am Himmel; ab und zu verschwand sie hinter einem Berggipfel; aber die Wildgänse flogen so rasch, daß der große Feuerball immer wieder vor ihnen auftauchte.
    Endlich sahen sie im Westen einen hellen Streifen, der sich mit jedem Flügelschlag breiter vor ihnen ausdehnte. Das war das Meer; zwischen milchweiß, rosenrot und himmelblau immer wechselnd lag es da draußen, und als die Gänse an den Strandklippen vorüberflogen, sahen sie abermals die Sonne, die jetzt groß und rotglühend am Himmelsrand stand, eben im Begriff, ins Meer zu versinken.
    Als aber der

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