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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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aber dies zu erreichen, müßten sie ohne Zweifel von Kind auf gelehrt werden, die Hände zu gebrauchen. Die beiden Herren meinten, zur Erreichung dieses Zieles könnten sie nichts Besseres tun, als eine Slöjdschule für Kinder einzurichten. Die Kinder solltenda lernen, einfache Geräte aus Holz herzustellen, denn, meinten die beiden Herren, diese Art Arbeit werde allen am leichtesten fallen. Sie waren überzeugt, wer von den Leuten einmal gelernt hätte, das Messer ordentlich zu gebrauchen, werde dann später leicht lernen, auch den großen Schmiedehammer und den kleinen Schuhmacherhammer zu führen. Wessen Hand aber von Kindheit auf an nichts gewöhnt sei, werde vielleicht niemals darauf kommen, daß der Mensch darin ein Werkzeug besitzt, das mehr wert ist als alle andern.
    Sie hatten also angefangen, Kinder im Handslöjd auf Nääs zu unterrichten, und bald sahen sie, wie nützlich und gut es für die Kleinen war, so nützlich und gut, daß sie nur wünschten, alle Kinder in ganz Schweden könnten einen ähnlichen Unterricht bekommen.
    Aber wie sollte das ausführbar sein? Ringsum in ganz Schweden wuchsen ja viele hunderttausend Kinder heran; diese konnten doch nicht alle auf Nääs versammelt werden, um da Slöjdunterricht zu bekommen? Das war ganz und gar unmöglich.
    Da kam der junge Herr mit einem neuen Vorschlag. Wie, wenn man, anstatt die Kinder zu unterrichten, ein Slöjdseminar für deren Lehrer einrichten würde? Wie, wenn die Lehrer und Lehrerinnen vom ganzen Lande in Nääs zusammenkämen, da Slöjd lernten und nachher mit allen den Kindern, die sie in ihren Schulen hatten, Slöjd treiben würden? Auf diese Weise gelänge es schließlich vielleicht doch, daß bei allen Kindern die Hände ebenso geübt würden wie das Gehirn.
    Als dieser Gedanke in den Herzen der beiden Herren einmal Wurzel geschlagen hatte, ließ er sie nicht mehr los, und sie suchten ihn zu verwirklichen.
    Die beiden Herren halfen einander treulich. Der alte Herr baute Arbeitssäle, Versammlungshäuser, den Turnsaal und sorgte für Wohnung und Unterhalt der Neuankommenden. Der junge Herr wurde der Vorsteher des Seminars; er arbeitete den Unterrichtsplan aus, überwachte die Arbeit und hielt Vorträge. Und damit noch nicht genug: er lebte auch beständig mit den Schülern zusammen, machte sich mit den Verhältnissen des einzelnen bekannt und wurde ihnen ein aufrichtiger, treuer Freund.
    Und wie groß war von Anfang an die Zahl der Teilnehmer! In jedem Jahre wurden vier Kurse gehalten, und zu allen meldeten sich mehr Schüler, als aufgenommen werden konnten. Die Schule wurde auch bald im Auslande bekannt, und aus aller Herren Länder kamen Lehrer und Lehrerinnen nach Nääs, um zu lernen, wie sie es machen müßten, ihre Hände auszubilden. Kein Ort in Schweden war im Ausland so bekannt wie Nääs, und kein Schwede hat je so viele Freunde ringsum auf der ganzen Welt gehabt, wie der Vorsteher des Slöjdseminars auf Nääs.
    Die kleine schüchterne Lehrerin hörte dieser Erzählung zu, und je länger sie zuhörte, desto heller wurde es um sie her. Bis jetzt hatte sie gar nicht gewußt, warum die Slöjdschule auf Nääs war, sie hatte sich nicht klar gemacht, daß sie von zwei Männern geschaffen worden war, die ihrem Lande etwasGutes tun wollten, hatte keine Ahnung davon gehabt, daß sie ihre Arbeit ohne Lohn taten, daß sie alles opferten, was sie opfern konnten, um ihren Mitmenschen zu helfen, besser und glücklicher zu werden.
    Als sie jetzt über die große Güte und Nächstenliebe nachdachte, die hinter allem diesem lag, rührte es sie fast bis zu Tränen; so etwas hatte sie noch nie erlebt.
    Am nächsten Tag ging sie mit einem ganz andern Verständnis an ihre Arbeit. Wenn ihr das alles aus lauter Güte geboten wurde, mußte sie mit einem ganz andern Fleiß daran gehen als bisher. Sie vergaß nun, an sich selbst zu denken; die Arbeit und das große Ziel, das erreicht werden sollte, nahmen sie jetzt ganz in Anspruch. Und von diesem Augenblick an machte sie ihre Sache ganz ausgezeichnet; sobald ihre Schüchternheit ihr nicht hindernd in den Weg trat, war sie sehr geschickt und fingerfertig.
    Jetzt, wo ihr die Schuppen von den Augen gefallen waren, erkannte sie überall das wunderbare, große Wohlwollen. Jetzt sah sie, wie liebevoll im ganzen Seminar alles für die Teilnehmer an den Kursen eingerichtet war. Diese Teilnehmer wurden bei weitem nicht nur in Handarbeit unterrichtet; der Vorstand hielt Vorträge über Erziehung, er gab

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