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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Schwierigkeit, und sie fanden auch sehr bald die Gänge in den Mauern, deren die schwarzen Ratten sich bedient hatten, um in die obern Stockwerke zu gelangen. Ehe sie diese schmalen und engen Treppen hinaufkletterten, lauschten sie wieder sehr aufmerksam nach allen Seiten. Daß sich die schwarzen Ratten so gänzlich zurückhielten, war ihnen viel unheimlicher, als wenn sie sich zu offnem Kampfe gestellt hätten. Sie konnten ihrem Glück kaum trauen, als sie das erste Stockwerk ohne Unfall erreicht hatten.
    Gleich beim Eintreten schlug ihnen der Duft des Korns entgegen, das in großen Haufen auf dem Boden lag. Aber es war für sie noch nicht an der Zeit, ihren Sieg zu genießen. Mit der größten Sorgfalt durchsuchten sie zuerst die düsteren, kahlen Gemächer. Sie sprangen in der alten Schloßküche auf den Herd, der mitten auf dem Boden stand, und wären im nächsten Raum beinahe in einen Brunnen gestürzt. Keine einzige der schmalen Lichtöffnungen ließen sie unbeachtet, aber nirgends stießen sie auf schwarze Ratten.
    Als nun dieses Stockwerk ganz und gar in ihrer Gewalt war, begannen sie, sich mit ganz derselben Vorsicht des zweiten zu bemächtigen. Wieder mußten sie eine mühevolle gefährliche Kletterpartie durch die Mauern machen, während sie in atemloser Angst erwarteten, daß der Feind über sie herfalle. Und obgleich sie der herrlichste Duft von den Kornhaufen lockte, zwangen sie sich doch, in größter Ordnung die frühere Gesindestube mit ihren mächtigen Pfeilern zu untersuchen, den steinernen Tisch und den Herd, die tiefen Fensternischen und das Loch im Boden, durch das man in früheren Zeiten siedendes Pech auf den eindringenden Feind hinuntergegossen hatte.
    Aber die schwarzen Ratten waren und blieben unsichtbar. Die grauensuchten nun den Weg nach dem dritten Stockwerk mit dem großen Festsaal des Schloßherrn, der eben so kahl und leer war wie alle andern Gemächer des alten Hauses, und sie drangen sogar bis hinauf ins alleroberste Stockwerk, das nur aus einem einzigen großen, öden Raum bestand. Der einzige Ort, an den sie nicht dachten und den sie nicht untersuchten, war das große Storchennest auf dem Dache, wo gerade in diesem Augenblick die Eulenfrau Akka weckte und ihr mitteilte, daß die Turmeule Flammea ihrem Wunsche willfahrt habe und ihr das Erbetene schicke.
    Nachdem die grauen Ratten also gewissenhaft die ganze Burg durchsucht hatten, fühlten sie sich beruhigt. Sie nahmen an, daß die schwarzen Ratten davongezogen seien, ohne an Widerstand zu denken, und frohen Herzens hüpften sie auf die Kornhaufen hinauf.
    Aber kaum hatten sie die ersten Weizenkörner verzehrt, als da unten im Hof vor der Burg der weiche Ton einer kleinen scharfen Pfeife ertönte. Die Ratten hoben die Köpfe aus dem Korn, lauschten unbeweglich, sprangen ein paar Schritte vor, als wollten sie die Haufen verlassen, kehrten aber wieder um und begannen aufs neue zu fressen.
    Wieder erklang die Pfeife mit starkem, durchdringendem Ton. Und jetzt geschah etwas Merkwürdiges. Eine Ratte, zwei Ratten, ja ein ganzer Trupp ließen die Körner los, sprangen aus den Kornhaufen heraus und liefen auf dem kürzesten Weg, so schnell sie konnten, in den Keller hinunter, um aus dem Hause hinauszukommen. Es waren jedoch noch viele graue Ratten zurückgeblieben. Diese dachten an die Mühe, die es sie gekostet hatte, Glimmingehaus zu erobern, und sie wollten es nicht wieder verlassen. Aber die Pfeifentöne nötigten sie noch einmal, und da mußten sie ihnen folgen. In wilder Eile stürzten auch sie aus den Kornhaufen heraus, rannten durch die engen Löcher in den Mauern und purzelten in ihrem Eifer, hinunterzukommen, übereinander.
    Mitten auf dem Hofe stand ein kleiner Knirps, der auf einer Pfeife blies. Rund um sich her hatte er schon einen ganzen Kreis von Ratten, die ihm entzückt und hingerissen zuhörten, und mit jedem Augenblick strömten neue herbei. Sobald er die Pfeife nur eine Sekunde lang verstummen ließ, sah es aus, als ob die Ratten Lust hätten, sich auf ihn zu werfen und ihn totzubeißen, aber sobald er blies, waren sie unter seiner Macht.
    Als der Knirps alle grauen Ratten aus Glimmingehaus herausgepfiffen hatte, begann er langsam zum Hofe hinaus und auf die Landstraße zu wandern; und alle grauen Ratten folgten ihm, weil ihnen alle die Pfeifentöne so süß in den Ohren klangen, daß sie nicht widerstehen konnten.
    Der Knirps ging vor ihnen her und lockte sie mit sich auf den Weg nach Vallby. Unaufhörlich blies er

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