Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sean King 03 - Im Takt des Todes

Titel: Sean King 03 - Im Takt des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
1.
    E s gibt verschiedene Möglichkeiten, seinem Schöpfer gegenüberzutreten: indem man eines natürlichen Todes stirbt, indem man bei einem Unfall ums Leben kommt, indem man durch die Hand eines anderen stirbt oder indem man sich selbst ins Jenseits befördert. Doch wenn man in Washington D. C. lebt, gibt es noch eine fünfte Todesart: den politischen Tod. Auch dieses Schicksal kann einen auf verschiedenste Weise ereilen – zum Beispiel, wenn man als verheirateter Politiker mit einer Stripperin herummacht oder wenn man sich Geld in die Tasche stopft, das dem FBI gehört, oder wenn man im Weißen Haus wohnt und einen vermurksten Einbruch vertuschen will.
    Michelle Maxwell zog durch die Straßen der Hauptstadt. Sie war keine Politikerin; deshalb stand ihr die fünfte Todesart nicht zur Verfügung, und darum ging es ihr auch gar nicht. Stattdessen war sie voll und ganz darauf konzentriert, sich derart zu besaufen, dass ihr am nächsten Morgen zumindest ein Teil der Erinnerungen fehlen würde. Und es gab viele Dinge, die sie vergessen wollte, vergessen musste.
    Michelle überquerte die Straße, stieß die zerbeulte Tür der Bar auf und trat ein. Als Erstes schlug ihr Rauch entgegen, von dem der größte Teil tatsächlich von Zigaretten stammte. Die anderen Gerüche rührten von Substanzen her, die dafür sorgten, dass die Agenten der Drogenfahndung nicht arbeitslos wurden.
    Ohrenbetäubend laute Musik, die Gehörgeräteakustikern in ein paar Jahren lukrative Einnahmen bescheren würde, verschluckte alle anderen Geräusche. Während Gläser und Flaschen klirrten, tobten sich drei Frauen auf der Tanzfläche aus. Zwei missmutige Kellnerinnen jonglierten Tabletts durch den heruntergekommenen Schuppen, allzeit bereit, jedem eine zu scheuern, der es wagen sollte, ihnen an den Hintern zu greifen.
    Die allgemeine Aufmerksamkeit richtete sich nun auf Michelle, den vermutlich einzigen Gast, der eine gehobene Ausbildung besaß und den anderen Besuchern dieser Kaschemme intellektuell haushoch überlegen war – was vermutlich allein schon provozierend genug war. Hinzu kam ihre attraktive Erscheinung. Doch Michelle erwiderte die Blicke der anderen Gäste mit so viel trotziger Abwehr, dass die Leute sich wieder ihren Drinks und Gesprächen zuwandten. Dass Michelle fast so gefährlich sein konnte wie ein mit Sprengstoff beladener Selbstmordattentäter, war dabei gar nicht offensichtlich – ebenso wenig, dass sie nur nach einem Grund suchte, jemandem die Zähne einzuschlagen.
    Michelle fand einen Ecktisch im hinteren Teil des Schuppens, zwängte sich auf die Bank und klammerte sich an ihrem ersten Drink des Abends fest. Eine Stunde und mehrere Drinks später loderten die Flammen der Wut immer höher in ihr auf. Ihre Pupillen wurden stumpf und starr, während der Augapfel rot anlief. Michelle bedeutete der vorbeieilenden Kellnerin, ihr einen weiteren Drink zu bringen. Nun brauchte Michelle nur noch ein Ziel für ihre hassvolle Wut, die inzwischen vollständig Besitz von ihr ergriffen hatte.
    Sie schluckte den letzten Tropfen Alkohol herunter, stand auf und warf sich das lange dunkle Haar in den Nacken. Systematisch ließ sie den Blick durch den Raum schweifen, auf der Suche nach dem geeigneten Opfer. Es war eine Technik, die ihr der Secret Service so lange eingebläut hatte, bis sie ihr in Fleisch und Blut übergegangen war.
    Es dauerte nicht lange, und Michelle hatte den Mann ihrer sich herauskristallisierenden Albträume gefunden. Er war einen Kopf größer als alle anderen in der Spelunke, und dieser Kopf war schokoladenbraun, kahl und glatt. In den beiden dicken Ohrläppchen baumelte ein ganzes Bündel goldener Ringe. Der massige Oberkörper und die breiten Schultern waren muskelbepackt, der Stiernacken hart und sehnig. Er trug Baggypants in Tarnfarben, schwarze Militärstiefel und ein grünes Armee-T-Shirt, aus dem die dicken Arme ragten. Der Bursche stand da, nippte am Bier, wiegte den massigen Kopf im Takt der Musik und formte den dämlichen Text mit den Lippen. Genau so einen Kerl suchte Michelle.
    Sie stieß einen grinsenden Typen beiseite, der sie anquatschen wollte, ging auf den kahlköpfigen Hünen zu und tippte ihm auf die Schulter. Es fühlte sich an, als berührte sie einen Granitblock. Dieser Bursche war genau richtig. Heute Abend würde Michelle Maxwell einen Mann töten – diesen Mann, um genau zu sein.
    Der Bursche drehte sich um, nahm die Zigarette aus dem Mund und trank einen Schluck Bier. Das Glas verschwand

Weitere Kostenlose Bücher