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Die zehn Fragen: Roman

Die zehn Fragen: Roman

Titel: Die zehn Fragen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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umfaßte er die Statue mit beiden Armen und ruckte zweimal am Seil, als Zeichen für den Piloten, ihn wieder hochzuziehen.
    Er spürte, wie er langsam wieder nach oben schwebte. Die Figur hielt er fest an sich gepreßt.
    Geschafft! dachte er. Ich habe es geschafft. Sie gehört mir, ich habe sie alle ausgestochen!
    Er und die Statue schwebten bereits über dem Gebäude. Unten stand ein Lastauto bereit, das die Figur abtransportieren sollte. „Runter!" rief er voller Freude. „Ich habe es geschafft, ich habe es geschafft. Los jetzt, weg!"
    Bedauerlicherweise für den Neffen hatten allerdings David und der Museumsdirektor das Unternehmen beobachtet. Und David hatte in dem Lastauto den Platz des Fahrers eingenommen. „Sind schon unterwegs!" rief David hinaus.
    Und er fuhr das Auto direkt zum Lieferantentor des Museums. Die Figur war wieder da, wo sie hingehörte.

    Eine Sitzung war im Gange. Obwohl alle Familienmitglieder einander haßten, waren sie zu der Einsicht gekommen, daß sie, wenn sie in den Besitz der Statue kommen wollten, wohl oder übel zusammenarbeiten mußten.
    „Ich sage euch, was wir tun müssen", erklärte die Witwe. „Wir verschaffen uns die Figur und teilen uns den Erlös."
    Nur David sollte von der Gruppe ausgeschlossen bleiben. „Er ist einfach zu ehrlich", sagte die Witwe.
    „Wenn er an das Geld käme, würde er nur alles für Wohltätigkeit ausgeben. Das wäre doch eine ungeheure Verschwendung!" Dieser Meinung waren auch alle anderen.
    „Wir brauchen ihn nicht", sagte der Neffe. „Wir teilen das Geld unter uns auf."
    „Aber wie kommen wir nun an die Figur?" fragte die Witwe. „Da habe ich einen Plan", sagte der Anwalt, „der kann gar nicht schiefgehen."
    Alle hörten eifrig zu, als er ihnen auseinandersetzte, wie sie es machen sollten.
    Der Neffe grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Das ist gut", sagte er. „Sie haben völlig recht, da kann gar nichts schiefgehen."
    David saß inzwischen bei dem Museumsdirektor. „Ich bin sehr besorgt", sagte er. „Ganz bestimmt haben sie es nicht aufgegeben und wollen die Figur immer noch stehlen." „Aber wie sollten sie' denn? Sie ist doch bestens bewacht." „Das genügt nicht", sagte David. „Aber ich habe da eine Idee." Und er erläuterte sie. Der Museumsdirektor war geradezu entsetzt. „Meinen Sie das etwa ernst?" „Absolut."
    Am letzten Tag der Ausstellung kamen die Witwe, der Neffe und der Rechtsanwalt mit verschiedenen Taschen und Koffern in das Museum und gingen direkt zu der Michelangelo-Statue. Als sie dort allein waren, machten sie ihre Taschen auf und holten einzelne Teile einer vorgefertigten Figur heraus, die sie zusammensetzten, Arme, Beine, Rumpf, Kopf.
    Als sie damit fertig waren, hatten sie eine Statue, die der echten von Michelangelo zum Verwechseln glich.
    „Und jetzt", sagte der Anwalt, „kommt der raffinierte Teil." Sie holten alle weiteren Einzelteile aus Gips heraus und klebten sie an die echte Statue - Falten, eine längere Nase, dickere Lippen -, bis die echte Figur wie eine schlechte Fälschung aussah. Dann tauschten sie die echte und die nachgemachte aus.
    Der Direktor kam herbei, warf einen Blick auf alles und rief aus: „Was machen Sie denn da?"
    „Nichts", sagte die Witwe scheinheilig. „Wir dachten uns, daß das Museum vielleicht an einer zweiten Statue interessiert ist. Wir schenken sie Ihnen."
    Der Direktor besah sich die verfälschte echte Statue mit den faltigen, dicken Lippen und der langen Nase und sagte: „Schaffen Sie diese billige Fälschung. fort von hier!" Er merkte nicht, daß er tatsächlich von der echten Figur sprach. „Meinen Sie das im Ernst, daß wir sie wegschaffen sollen?" „Absolut!"
    Der Anwalt blinzelte den anderen zu. „Na gut, dann schaffen wir sie eben weg."
    Der Neffe half ihm, die Figur hochzuheben, und so marschierten sie aus dem Museum hinaus, mit dem echten Michelangelo. Sie waren ganz außer sich vor Freude. „Es hat geklappt!" krächzte die Witwe. „Zehn Millionen Dollar, und alles unser! Wir haben sie drangekriegt!" David war diesmal nicht draußen vor dem Museum, um sie aufzuhalten. Sie stellten die Figur auf der Eingangstreppe zum Museum kurz ab, um sich auszuruhen.
    „Zehn Millionen!" sagte die Witwe noch einmal begeistert. „Jetzt kann ich mir die Jacht kaufen!"
    Und der Neffe sagte: „Ich kaufe mir eine Wohnung in Paris."
    Und der Anwalt sagte: „Ich kaufe ein neues Haus für meine Kanzlei."
    Um die Ecke kam ein kleiner Junge auf Rollschuhen. Niemand achtete

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