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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ein!« keuchte Slavata, als er schon mit dem Kopfe nach unten, samt Mantel und Rapier, das er nicht zu ziehen gewagt hatte, aus dem Fenster hing. Das Blut sackte ihm so heftig aus den Füßen ins Gesicht, daß er verzweifelt gegen die Ohnmacht ankämpfte. »Ihr werdet alle auf dem Schafott landen! Ferdinand wird den Mord an seinen Getreuen blutig rächen ...!«
    »Dann sehen wir uns wohl bald wieder«, zischte ihm Neruda zu, und seine Worte senkten sich wie eine Wolke aus betäubendem Gas über Slavatas Sinne. »In der Hölle ...«
    Nach dieser Prophezeiung ließen sie den Grafen los, und da er mit weit weniger Schwung als Martinic hinausgetragen wurde, schlug er bereits im Fallen mit dem Hinterkopf gegen einen steinernen Sims und verlor augenblicklich das Bewußtsein.
    Den Aufprall im Burggraben und wie er bis zu dessen Grund hinabzurollen drohte, spürte er schon nicht mehr.
    *
    »Jaaaa ...! O jaaa!«
    Annas Fingernägel gruben sich in Justus' Unterarm. Ihr Geruch berauschte ihn regelrecht, und er wußte beim besten Willen nicht, warum er sich auf ein solches Abenteuer einließ. Wenn Wenzel je davon erfuhr, was er hier trieb, würde er ihn verstoßen, würde er ihn .
    »Dieses Schwein, wie ich ihm das gönne! Hoffentlich hatte er noch Zeit genug, an all die Unschuldigen zu denken, die auf seinem Gewissen lasten ...!«
    Ihre Stimme war zu einem Flüstern gesenkt, das nur er, Justus, hören konnte.
    Aber er wußte genau, wovon sie sprach, denn er hatte es ja auch gesehen - gerade noch.
    Durch die geheimen Gänge, die Anna ihm gezeigt hatte, wurden sonst die Frauen geschleust, die Slavata sich in sein Bett geholt hatte - aber sicher dienten die schmalen Korridore nicht nur diesem Zweck.
    »Wenn du wirklich des Grafen Tochter bist«, hatte er sich an Anna gewandt, während sie durch die finstere Enge gehetzt waren, »müßte er sehr lange mit deiner Mutter zusammen gewesen sein, ehe er sie .«
    »Sehr lange? Und wenn? Entschuldigt das, daß er -?«
    »Nein, sicher nicht, aber .«
    »Sei still!«
    »Ich verstehe sein Handeln auch deshalb nicht, weil er und Marti-nic meinen Vormund doch gerufen hatten. Wenn Slavata die Inquisition fürchtete, hätte er doch bloß Stillschweigen wahren müssen!«
    »Die durchscheinende Frau kam ihm gelegen. Er war meiner Mutter schon lange überdrüssig. Aber offenbar brauchte er einen äußeren Anstoß, um sie in einem Schnellverfahren aburteilen und hinrichten zu können .«
    »Dann wäre er ein Schuft, aber kein gar solches Monster, wie du ihn mir vorhin beschrieben hast.«
    Nachdem er dies gesagt hatte, war sie stehengeblieben und hatte ihn geohrfeigt. Und erst als die Wange wie Feuer zu brennen begann, begriff er, wie beleidigend er gesprochen hatte.
    Danach hatte er geschwiegen, bis Anna ihm bedeutete, daß sie am Ziel angelangt seien. Dort, wohin es auch den Mob gezogen hatte.
    Und wo Slavata gerade kopfüber aus dem Fenster gestürzt wurde Justus hatte - wie Anna - eines seiner Augen gegen die Spionöffnung gepreßt, die sie ihm zugewiesen hatte. Dadurch konnte auch er den Tumult verfolgen, der sich im Innern der Kanzlei abspielte -und der sich schlagartig legte, nachdem die beiden Grafen auf so martialische Weise beseitigt worden waren.
    »Wer ist dieser Mann, der noch kurz mit Slavata sprach, ehe er ...?«
    Justus redete nicht weiter. Er konnte es nicht.
    Noch während er die auffällige Gestalt betrachtete, die aus der Menge hervorstach, obwohl weder Kleidung noch das Aussehen an sich irgendwie extravagant waren, wurde ihm plötzlich kalt, eiskalt, und er hatte das abscheuliche Gefühl, daß dieser Mann dort ihm in die Augen sah - durch die winzige Öffnung in der Wand hindurch ... in beide Augen!
    »Spürst du - das auch?«
    Es war Anna, die die Frage an Justus richtete und dessen Verwirrung komplett machte.
    »Du meinst ...?«
    »Er starrt uns an! Er - zum Henker, ich bin sicher, er sieht uns!«
    »Du bist verrückt!«
    »Ach? Zitterst du deshalb wie Espenlaub?«
    »Verflucht, kannst du dein Schandmaul nicht einmal halten? Ich -« Seine Stimme erstarb.
    Justus sah dasselbe wie Anna: Der Mann, der in der Kanzlei gerade maßgeblich dafür verantwortlich gewesen war, daß Graf Slavata aus dem Fenster gestoßen wurde, rückte wie beiläufig immer weiter von seinen Begleitern ab. In einem Moment, da er sich unbeobachtet wähnte, sonderte er plötzlich etwas ab .
    Justus wußte nicht, wie er es besser hätte beschreiben können.
    Von dem unbekannten Rädelsführer schien etwas wie

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