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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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    Teil eins
    Montag, 13. Mai

    1

    Für die Handvoll Demonstranten hinter der Absperrung war der Fall klar: Profitgier, Ausbeutung, die korrupte Politik.
    Vincent stapfte durch aufgeweichte Erde. Kein Grün, so weit er blicken konnte. Die Seestern-Arkaden sollten hier entstehen, ein von Beginn an umstrittenes Projekt der Osterkamp-Entwicklungsgesellschaft. Das Schild an der Zufahrt zeigte eine Computergraphik mit transparenten Fassaden, Bäumen und blauem Himmel. Dazu den Slogan: Die Zukunft beginnt jetzt .
    Der Wind trug Protestparolen herüber und das Rauschen der nahen Schnellstraße. Davon abgesehen war es still, seit der Nacht ruhte die Arbeit, wo sonst die Maschinen rund um die Uhr dröhnten. Uniformierte suchten das Gelände ab – vielleicht lag irgendwo ein weggeworfener Benzinkanister.
    Vincent vergrub die Fäuste in den Taschen seiner Lederjacke. Es war Mai, aber kalt, die Eisheiligen. Löschwasser hatte Pfützen gebildet, der Matsch schmatzte unter Vincents Schritten und verdreckte seine Schuhe. Warum hatte er nicht an Gummistiefel gedacht? Auf keiner Großbaustelle ging es sauber zu, auf dieser schon gar nicht.
    Keine zwanzig Meter von der Grube der künftigen Tiefgarage entfernt, bogen sich verrußte Zeltstangen wie die Rippen eines skelettierten Riesen dem Himmel entgegen und markierten den Ort des Unglücks. Dazwischen zwei Reihen schwarzer Stahlgestelle – einst Stockbetten, in denen Menschen schliefen. Vincent stellte sich die Flammen vor und den Qualm, der das Atmen unmöglich machte. Drei ukrainische Arbeiter waren hier ums Leben gekommen, am gestrigen Sonntagabend kurz nach zehn.
    Eigentlich kein Fall für eine Mordkommission, aber es gab Gerüchte: Die Konkurrenz habe gezündelt. Linke Gegner des Projekts. Oder Neonazis, Ausländerfeinde.
    Vincent erblickte Anna, die Kollegin trug die Montur der Spurensicherung, Overall und Handschuhe. Ihr erster Tag im Dienst, nachdem sie letzte Woche krankheitshalber gefehlt hatte.
    Er ging zu ihr hin. «Und?»
    Anna zuckte mit den Schultern.
    «Wo sind die anderen?»
    «Zeugen befragen. Im Krankenhaus, im Präsidium.»
    «Und der Sachverständige?»
    «Stell dir vor, Vincent, es gab nur einen Feuerlöscher für das ganze Zelt, und der war leer!»
    «Grobe Fahrlässigkeit. Darum kümmern sich die Brandsachbearbeiter.»
    «Weißt du, was eine Befüllung kostet? Schlappe zwanzig Euro.»
    «Spuren von Brandbeschleunigern?»
    «Zwanzig Euro! Da riskiert man lieber das Leben von Bauarbeitern. Auf diese Art verdient sich Osterkamp seine Millionen!»
    «Du kannst das System nicht überwinden», antwortete Vincent.
    «Das System? Worin besteht es deiner Ansicht nach?»
    «Keine Ahnung.»
    «Wie willst du dann behaupten, dass du es nicht überwinden kannst?»
    Er nickte zu den Leuten hinüber, die hinter dem Flatterband Plakate hochhielten. «Wetten, die können es auch nicht?»
    Anna zog die Handschuhe aus. «Ich bin hier fertig.»
    Sie gingen zu den Wohncontainern, die man in drei Etagen übereinandergestapelt hatte, noch näher an der riesigen Grube. Die weißen Kisten waren vom Feuer verschont geblieben, nur an der Seite gab es Spuren von Ruß. Hier hatten sie beide geparkt.
    «Der Sachverständige hat seine Proben genommen», sagte Anna und beantwortete damit endlich seine Frage. «Keine Ahnung, wann er damit fertig ist und ob er etwas findet. Aber um ein Verbrechen handelt es sich so oder so. Das Zelt war lediglich für das Unterstellen von Baumaschinen zugelassen. Nur eine Stunde später wäre es voll belegt gewesen. Nicht auszudenken, wie viele Arbeiter dann …» Sie öffnete den Kofferraum ihres Dienstwagens, zog den Overall aus und warf ihn hinein. «Weißt du, was der Mehrpreis für eine feuerfeste Plane gewesen wäre? Ganze hundertdreißig Euro. So hoch ist der Gegenwert für drei Menschenleben auf einer Osterkamp-Baustelle für ein weiteres Einkaufszentrum, das keiner braucht!»
    «Woher weißt du das so genau?»
    Die Kollegin strich eine Strähne hinter ihr Ohr. Dunkelrot gefärbt – er fragte sich, ob das neu war oder ihm jetzt erst auffiel. Anna musterte ihn. «Warum bist du hier, Vincent?»
    «Mir ein Bild machen.»
    «Wird das der kommende Führungsstil? Ein Kommissariatsleiter, der selbst an jeden Tatort fährt?»
    Vincent schüttelte den Kopf. «Wetten, dass Thilo Becker die Stelle kriegt? Er ist länger MK-Chef als ich.»
    «Da halte ich dagegen.» Anna holte einen Zehneuroschein aus ihrem Portemonnaie. «Komm schon. Oder

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