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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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lebten, glich einem Wunder! Aus dieser Höhe hinabzustürzen auf den harten Grund hätte ihnen beiden das Genick brechen können und - wenn es nach denen dort droben ging - wohl auch sollen .!
    »Dieser Hundsfott von Verräter!« fluchte Martinic im Gedenken an den Grafen Thurn und wälzte sodann seine Leibesfülle hinab zum Schwager, den es tiefer in den Graben getragen hatte und wohl auch ärger getroffen.
    Immer wieder verwickelte sich Martinic in seinem Mantel und fügte sich mit dem eigenen Rapier und dem an der Hüfte befestigten Dolch Verletzungen zu, schlimmer als die, die er sich beim Sturz zugezogen hatte. Trotzdem gab er nicht eher Ruhe, bis er bei seinem Oheim angelangt war, dessen Gesicht voller Blut war.
    Martinic säuberte es notdürftig mit einem Tuch und betete inständig, daß Slavata wieder die Augen öffnen möge. Um dem nachzuhelfen, zog er ein kleines Etui hervor, in dem er sein Schlagbalsam aufbewahrte, und rieb damit Schläfen und Oberlippe des Ohnmächtigen ein, dem der strenge Duft sogleich in die Nase steigen mußte.
    Martinic seufzte gottergeben, als ihm der Graf nach einer Weile blinzelnd entgegenstarrte, und es war ein Schwur, mit dem er ihn im Leben zurück begrüßte: »Das werden sie bereuen! Das wird der König ihnen nicht vergeben, und du und ich, wir wissen, was das bedeutet, alter Freund!«
    Stumm starrte Slavata an Martinic vorbei zu dem östlichen Fenster der Kanzlei hinauf, durch das sie in die Tiefe gestürzt worden waren. Noch immer war dort oben das Toben der Aufständischen zu hören, aber, wie Martinic, meinte auch Slavata bereits anderen Lärm herauszuhören.
    Den drohenden Unterton eines nun unvermeidbar gewordenen, noch blutigeren Gemetzels - eines Krieges, von dem auch die beiden Grafen nicht ahnen konnten, daß er dreißig lange Jahre Not, Tod und Verwüstung über die Lande speien würde .
    *
    Die gerade noch Larmoyanz verströmende feiste Gestalt des Grafen schien im nächsten Augenblick zu einer massiven Statue zu erstarren - zu einem Klotz bar jeden Lebens, bar jeglicher Menschlichkeit!
    Justus bereute es, den warnenden Ruf getan zu haben, kaum daß er seine Kehle verlassen hatte - denn ihm wurde klar, daß er sich dadurch den Zorn des Unheimlichen zugezogen hatte.
    Aber es war zu spät!
    Alles schien zu spät!
    Anna war ihm hinab ins Gewölbe gefolgt. Er hatte sie gebeten, bei ihm zu bleiben, wenn er seinem Vormund Kunde vom Fenstersturz überbrachte .
    ... und dann hatten sie wohl beide ihren Ohren und Augen mißtraut, als sie hier unten auf den Grafen Martinic gestoßen waren -oder jenes Wesen, das vorgab, der Graf zu sein ...!
    »Komm!« Annas Hand riß ihn an der Schulter zurück. Das Ende des Wortwechsels zwischen dem falschen Grafen und dem Inquisitor hatten sie noch mitbekommen. Das, was dort halb in der Tür zu Wenzels Laboratorium und halb auf dem Gang zu den Verliesen stand, hatte sich nach der Gefangenen erkundigt, deren bloße Nähe Leben und Jugend aus den Körpern ihrer Mitgefangenen zog!
    Was bedeutete dieses Interesse? Daß sie einander verwandt waren .?
    Es konnte alles heißen!
    Alles!
    Justus befreite sich von Annas Hand, die immer noch versuchte, ihn zur Flucht zu bewegen. Aber zur Flucht wohin - und wovor?
    Wer war der Mann in Martinics Maske - und wie gelang es ihm, den Grafen derart perfekt zu imitieren? Justus konnte und wollte sich nicht von dem Bild losreißen, das alles übertraf, was seine Augen in Gesellschaft Wenzels bisher geschaut hatten.
    Und vielleicht - sicher! - auch alles, was Wenzel selbst bis zu die-sem Moment begegnet war!
    »Es ist kein Mensch - es sieht nur so aus!« flüsterte Anna in seinem Rücken. »Selbst die heimlichen Herrscher der Stadt sind vor ihm gewichen, begreif das doch! - Flieh! Flieh mit mir! Es wird gleich zeigen, was in ihm steckt; ich kann es spüren! Hörst du denn dieses Knistern nicht? Wie es dabei ist, die Schale zu sprengen, die Hülle, mit der es sich selbst fesselt und seiner wahren Möglichkeiten beraubt ...?«
    »Es ... es!« keuchte Justus, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Du redest, als würdest du ihn kennen, diesen .«
    »Jeder kennt ihn, auch wenn er ihm noch nie begegnet ist - und jeder fürchtet ihn. Der Tod ist sein Diener!« Annas Stimme verwehte.
    Und dann, wie zur Bestätigung ihrer schlimmsten Befürchtungen, gab die Gestalt in der Tür nicht nur Graf Martinics Aussehen auf, sondern entartete vollständig.
    Und niemand, der sich in Wenzels Laboratorium aufhielt, schaffte es,

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