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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Blick.
    Sechs dunkel gekleidete Männer bannten die Vampirin mit Kruzifixen. Es zischte auf, als einer von ihnen die Nackte unversehens damit berührte. Ihre Schreie erreichten eine neue, noch furchtbarere Qualität. Schwach lag der Geruch verbrannten Fleisches in der Luft.
    Justus wollte die Augen schließen, als ihm ein Gefühl erwuchs, das er nicht haben durfte. Mitleid verdienten Bestien wie sie nicht. Mitleid würde ihn untauglich machen für die Aufgabe, die er dereinst übernehmen sollte. Wenn er nicht mehr nur Gehilfe des Meisters sein würde .
    So hielt er die Augen weiter geöffnet, starrte hin zu der Vampirin und zu den anderen. Deren Halbkreis teilte sich jetzt wie auf ein geheimes Kommando hin. Sie machten einer weiteren Gestalt Platz, ebenso dunkel gekleidet. Auch dieser Mann hielt ein Kreuz in der Hand, in der anderen jedoch keine Fackel, sondern ein Glasfläsch-chen. Vor der noch immer fauchenden und keifenden Vampirin blieb er stehen.
    »Fein bist du mir in die Falle gegangen«, sagte er, weder triumphierend noch sonst von irgendeiner Regung geprägt. »Mag dein Tod deiner Rasse eine Lehre sein.«
    »Die meinen werden mich rächen«, zischte die Blutsaugerin.
    »Unsinn«, erwiderte der Mann, »vorsichtig werden sie sein, wenn sie so klug sind, wie ich meine. Für eine Weile zumindest .«
    Mit einem Wink befahl er zwei seiner Vasallen die Vampirin zu packen. Sie ergriffen sie an den Armen, eine Faust wühlte sich in ihr langes, schwarzes Haar und riß ihr den Kopf in den Nacken. Mehr vor Wut denn vor Schmerz schrie sie auf.
    Darauf hatte der Mann nur gewartet. Blitzschnell hielt er ihr das Fläschchen über den geöffneten Mund und kippte es. Eine farblose Flüssigkeit netzte ihre Lippen und traf schließlich das dunkle Rund ihres Mundes, in das zwei elfenbeinerne Fangzähne hineinragten. Im Reflex schluckte die Blutsaugerin, was ihr da eingeflößt wurde.
    Jetzt kerbte doch ein zufriedenes Grinsen die Lippen des anderen, für einen Moment jedenfalls.
    »Nun versuche uns zu entkommen«, forderte er sie auf, »indem du dich -«, er bewegte die angewinkelten Arme wie verkrüppelte Flügel, »- verwandelst.«
    Sie erstarrte im Griff der Häscher. Ihr Blick schien sich nach innen zu kehren, ihre Konzentration war fast spürbar.
    Doch nichts geschah.
    Sah man davon ab, daß die Vampirin sich wie toll gebärdete, als die Reglosigkeit der Anspannung schließlich von ihr abfiel.
    »Was hast du getan, du elender Wurm?« brüllte sie.
    Der Mann hielt das Fläschchen ins Fackellicht.
    »Ein wahrhaft edles Tröpfchen, das mir da gelungen ist«, sagte er mit stillem Lächeln. Dann wandte er sich und hieß Justus mit einem Wink zu sich.
    »Komm, mein Junge!« rief er ihm zu.
    Justus ging zur Tür, ohne den Blick von der Vampirin abzuwenden. Ihr Anblick berührte etwas in ihm, erweckte, was eben wieder eingeschlafen war. Seine Gedanken bewegten sich von selbst an einen Punkt der Zeit, den sie beide nicht erreicht hatten.
    Der junge Bursche erschrak regelrecht, als er feststellte, daß es vages Bedauern war, was er empfand. Obwohl er doch wußte, daß es seinen Tod bedeutet hätte, wenn sie weitergegangen wären. Oder zumindest das Ende des Lebens, wie er es kannte .
    Als er Matthäus Wenzel, dem Meister, aus der Kammer folgte, sah es nicht nur aus wie Flucht.
    Die Sonne schob sich über den Horizont. Der Himmel über Dresden schien wie mit Blut getränkt.
    Vielleicht, überlegte Justus, während er neben Matthäus Wenzel einherschritt, war dies der Grund, weshalb Hinrichtungen oft zu dieser frühen Stunde vorgenommen wurden.
    Die Gassen waren noch fast menschenleer. Die Wenigen, die noch oder schon wieder auf den Beinen waren, schenkten dem unauffälligen Paar, das wie Vater und Sohn aussah, kaum Beachtung. Alsbald erreichten sie noch spärlicher belebte Bereiche der Stadt. Schließlich langten sie am Ufer der Elbe an und folgten ihrem Lauf.
    Seit ihrem Aufbruch hatten der junge Bursche und der Mann kaum ein Wort miteinander gewechselt. Jetzt aber brach Justus das Schweigen:
    »Ich möchte nicht ungehorsam erscheinen, aber erlaubt Ihr mir eine Frage?«
    Wenzel nickte und sah den Jungen von der Seite her an. »Natürlich. Frag nur.«
    Justus zögerte, als suchte er noch nach den rechten Worten, obwohl ihm die Frage schon seit ihrem Aufbruch auf der Zunge lag.
    »Ist es denn eine weise Entscheidung, sie hinzurichten?« fragte er dann endlich.
    Matthäus Wenzel lachte auf, freudlos, aber auch ohne Verachtung, sondern

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