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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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trockener Mund auch. Ganz kurz glaubte Jiri eine Erklärung für das Leuchten, das dieses Körper umhüllte, gefunden zu haben. Einmal hatte er Leuten zugehört, die von dem Licht erzählt hatte, das im Dunkeln von stark verwesten Toten ausging.
    Leichenlicht.
    Doch dann erkannte er den Widerspruch in sich: Diese Frau mochte tot sein, aber wenn, dann war sie es erst seit kürzester Frist, denn nichts an ihr zeugte von geringstem Verfall oder gar Verwesung. Sie sah aus, als schliefe sie lediglich.
    Und noch etwas war seltsam: Vielleicht narrten ihn nur seine Augen, aber ihr Körper sah wie durchscheinend aus, als käme das Licht von einem Punkt aus ihrem Inneren und durchdringe gläserne Haut.
    Nackte gläserne Haut!
    Jiri konnte seine Blicke kaum bezähmen, denn sie gehorchten seinen stärksten Trieben, die von der Nacktheit dieser Frau ebenso ge-schürt wurden wie von ihrer nie gesehenen Anmut .
    Der Hirte kniete neben ihr nieder.
    Du Schweinehund! Verdammt, wie konnte er ausgerechnet jetzt schon wieder an Frantisek denken? Ich werde ihm den fetten Hals umdrehen .!
    Das Blöken der Herde verfolgte auch jetzt noch Jiris Weg. Aber dann setzte es noch einmal aus wie vorhin - als legte eine aus dem Himmel schießende Hand ein dickes, alles erstickendes Tuch über die Häupter der Tiere .
    . und Jiri hörte erneut das Gewinsel.
    Diesmal war es Flavs Gewinsel!
    Flav, der unmittelbar hinter der Lichtgestalt am Boden lag und -das meinte Jiri im Widerschein, den die Frau warf, zu erkennen - gerade dabei war, sich selbst zu verzehren .!
    Zwischen zwei Herzschlägen war Jiri wie gelähmt.
    Die märchenhaft schöne Frau, die seine kühnsten Vorstellungen sprengte, schien nun hörbar aufzuflackern, begleitet von einem strengen, aggressiven Summen, das Saiten in dem Hirten zum Schwingen brachte, von deren Existenz er bis dahin nichts geahnt hatte.
    Irgend etwas in ihm, das finster und schlecht war und nicht - niemals! - verzeihen konnte, schraubte, bohrte und fraß sich mit quälenden Spiralbewegungen an die Oberfläche seines Denkens, ins Jetzt und Hier.
    Frantisek, du ...
    Der Blick seines Hütehundes traf ihn.
    Flavs Augen bettelten, und dieses Flehen schnürte Jiri den Hals eng, erstickte ihn, als versuchte jemand, ein Holz tief hinab in den Rachen zu stoßen. Es sagte: Töte mich! Schnell, töte mich! Ich ertrage nicht mehr, was ich mir antue. Antun muß ...!
    Wer zwang ihn?
    Was veranlaßte ihn, dazuliegen und an seinen Vorderläufen her-umzukauen, zuzubeißen, daß die Knochen hörbar splitterten, die Sehnen rissen und - - - In diesem Augenblick verdunkelte sich die Umgebung, als wären alle Sterne auf einmal verloschen!
    Aber Jiri kannte den wahren Grund: Nicht die Sterne, sondern die unglaubliche Frau dort am Boden war erloschen - zumindest das, was sie ausgeströmt hatte, dieses düstere, jenseitige Licht ...
    Im nächsten Moment erstarb auch das Blöken der Schafe.
    Und das Gewimmere des Hundes.
    Und die Kraft, die Jiri so lange auf den Beinen gehalten hatte.
    Die Dunkelheit wurde absolut, und dann stürzte er schwer neben der Frau zu Boden. Dort, wo seine Hand zufällig ihre nackte Haut berührte, leckte ein fahles Gemisch aus in sich gespaltenen, winzigen Blitzen über ihre beiden Körper. Blitze, die aussahen wie züngelnde Schlangen.
    Ein Geruch wie aus Schwefelklüften entwickelte sich.
    Aber das nahm Jiri, der Hirte, schon nicht mehr wahr.
    Auch nicht, wie sich der dunkle Mund der Frau zu öffnen begann und etwas entließ.
    Einen nicht mehr enden wollenden, animalischen Schrei .
    *
    Wie geschieht mir?
    Es fließt in mich. Es durchzuckt mich wie ein belebender Strom, den ich erfolglos festzuhalten versuche.
    Er ist zu schwach, zu gering. Und eigentlich weiß ich nicht einmal, woraus er besteht, und wozu ich ihn brauchte ...
    Meine Augen sind sprödes Glas.
    Lichter, über deren Herkunft ich so wenig weiß wie über meine eigene, verfangen sich darin, ohne wirklich meine Seele zu berühren.
    Es ist ein ruhiges, kaltes, erhabenes Licht, umgeben von jener Schwärze,
    die ich noch mit in den grauenden Tag nehmen werde.
    Woher ich diese Gewißheit, dieses Wissen nehme, vermag ich nicht zu beantworten. Auch nicht, wo bin ich. Wer ich bin.
    Und warum es mich aus der kühlen Ewigkeit hierher verschlagen hat...
    *
    Die Sonne stach vom hohen Zenit herab, als Jiri die tiefe Ohnmacht wie einen bleiernen Schlaf abschüttelte.
    Mühevoll schlug er die Augen auf, deren Lider klebrig nachgaben, als wären sie von einem

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