Die Zeitdetektive 04 Das Teufelskraut
Herberge seid.“
Kim, Julian und Leon sahen sich an und mussten grinsen. Nach der Schlemmerei ließen sie den geschäftstüchtigen Wirt in seiner florierenden Herberge allein und liefen mit Kija zum Ärztehaus. Umgehend durften sie zu Adalung.
Der Abt lag in einer karg möblierten Kammer. Ein Bett, darüber ein Kruzifix, ein Beistelltisch mit einem Wasserkrug und einer Schüssel – das war alles. Adalung lächelte, als er die drei sah.
„Wie geht es Euch?“, fragte Kim. Der Abt sah schlecht aus, fand sie – blass und erschöpft. Und mit einem Mal hatte Kim ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn verdächtigt hatte.
„Gott hat seine schützende Hand über mich gehalten“, erwiderte der Abt. „Die Verletzung ist nicht weiter schlimm. Es ist nur eine Fleischwunde. Aber der Herr hat mich auch gewarnt. Ich habe erkannt, wie gefährlich es ist, mit dem Feuer zu spielen. Jetzt ist mir klar, dass ich das Schwarze Buch und das Rezept für den Teufelstrank niemals in diesem Kloster hätte aufbewahren dürfen. Denn all das, was Macht verleiht, weckt die Gier.“ Der Abt seufzte. „Aber ich bin sehr, sehr traurig, dass einer meiner Brüder dieser Gier erlegen ist und sogar zum Mörder wurde.“
„Was geschieht nun mit Quirinus?“
„Er wird einer gerechten Strafe zugeführt“, wich der Abt aus und blickte zum Fenster.
„Danach wird wieder Ruhe einkehren im Kloster“, murmelte er. „Lorsch ist ein Ort der inneren Einkehr und des Friedens, aber auch der Forschung in den Bereichen Medizin und Botanik. Dafür sind wir bekannt – und nicht für Machtbesessenheit, wie wir sie jetzt erleben mussten. Sogar unser Kaiser Karl der Große, dieser kluge Mann, weiß unsere Arbeit sehr zu schätzen. In wenigen Tagen wird er uns die Gunst eines Besuchs erweisen. Bis dahin werde ich wieder gesund sein, so wahr mir Gott helfe.“ Er richtete sich in seinem Bett auf und griff unter das Kopfkissen. „Ich habe noch etwas für euch“, sagte er mit einem geheimnisvollen Lächeln und hielt den Freunden einige Wurzeln hin.
„Die Alraunen!“, rief Julian begeistert.
„Du sagst es. Man hat sie bei Quirinus gefunden und mir gebracht. Ich will sie euch schenken. Möge die Alraune euch beschützen. Aber nun lasst mich noch ein wenig ruhen, die vergangene Nacht war reichlich anstrengend.“
Die Gefährten bedankten sich beim Abt und verabschiedeten sich.
„Gratia vobis et pax“, sagte Adalung noch.
Als sie vor der Kammer auf dem Gang standen, meinte Leon: „Komm, Julian, alter Schlaumeier: Was hat Adalung nun wieder auf Latein gesagt?“
Julian errötete ein wenig. „Wenn mich nicht alles täuscht, hieß das so viel wie Gnade und Frieden sei mit euch.“
Leon klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Mann, Julian, ohne dich wandelndes Lexikon wären wir echt manchmal ziemlich aufgeschmissen.“
Julian sah ihn von der Seite an. „Meinst du das jetzt wirklich ernst?“
Leon biss sich auf die Unterlippe. „Klar“, sagte er nur.
Auf den Wegen im Kloster herrschte das übliche Gedränge. Es hatte sogar noch etwas zugenommen, denn die Nachricht, dass der Kaiser mit seinem großen Gefolge bald das Kloster besuchen würde, hatte weitere Pilger und Neugierige angelockt.
Nachdenklich schoben sich die Freunde durch die Menge Richtung Pilgerherberge.
Kim war es, die als Erste das aussprach, was sie alle dachten. „Der Fall ist gelöst“, sagte sie. „Wir sollten nach Siebenthann zurückkehren.“
„Fast schade“, sagte Leon. „Jetzt hätten wir bei Wenzel ein feines Leben.“
„Das wäre kaum von Dauer“, vermutete Kim. „Das Leben wird sich schnell normalisieren, glaube ich. Und was hier normal bedeutet, haben wir ja gesehen: Wir würden in der Herberge ordentlich schuften.“
Julian war stehen geblieben, weil er Kija vermisste. Er sah sich um und entdeckte sie am Stand einer Kräuterfrau. Die Katze schlich um ein bestimmtes Säckchen herum und musste sich einige Verwünschungen der Händlerin anhören.
„In dem Säckchen ist bestimmt Baldrian“, vermutete Julian. „Der hat auf Katzen eine magische Anziehungskraft.“ Er hielt inne, überlegte. „Da fällt mir doch wieder der Teufelstrank ein“, sagte er dann. „Ich hätte zu gerne gewusst, ob der Trank tatsächlich so viel Macht verleiht.“
Kim lachte auf. „Ach was! Das ist doch alles nur Aberglaube!“
Julian lächelte in sich hinein. „Wartet hier einen Moment, ich bin gleich wieder zurück“, bat er und verschwand in dem Gewimmel.
„Was hat er vor?“, wunderte sich
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