Die zerbrochene Krone
auf gewachsen.« Er zog seinen Schwertgürtel stramm, was nicht nötig gewesen wäre. Sie übten mit den Schwertern vermutlich genauso häufig wie mit der Macht, aber Dashiva schien das eine nicht vom anderen unterscheiden zu können. »Ich weiß nicht viel darüber, Feinde zu haben.« Er wirkte trotz seiner Unbeholfenheit unverschämt. Aber andererseits schienen sie alle an Anmaßung gewöhnt zu sein.
»Wenn Ihr in meiner Nähe bleibt«, sagte Rand sanft, »werdet Ihr es erfahren.« Sein Lächeln ließ Perrin erschaudern. Rand belehrte sie, daß überall Feinde waren. Erinnert euch stets daran. Überall waren Feinde, und man wußte niemals, wer es war.
Der Auszug wurde unvermindert fortgeführt. Wagen rumpelten von den Brunnen von Dumai nach Cairhien, die Schwestern im ersten Wagen wie Statuen aus Eis, die umhergeschüttelt wurden. Ihre Behüter liefen nebenher, die Hände an den Schwertheften und die Blicke niemals ruhend. Sie glaubten offensichtlich, die Aes Sedai benötigten genauso sehr Schutz vor jenen, die sich bereits auf dem Hügel befanden, wie vor jenen, die vielleicht noch kommen würden. Die Weisen Frauen marschierten, ihre Pflicht erfüllend, durch das Tor. Einige benutzten Stöcke, um die Aes Sedai voranzutreiben. Die Shaido -Gai'shain kamen und trotteten unter dem wachsamen Blick einer einzigen Tochter des Speers in Viererreihen heran. Sie deutete auf eine abseits gelegene Stelle, bevor sie sich hastig den anderen Far Dareis Mai anschloß, und dort knieten sich die Gai'shain in Reihen hin, nackt wie Holzhäher und stolz wie Adler. Die verbliebenen Behüter folgten unter ihrer Bewachung, wobei sie konzentrierten Zorn ausstrahlten, den Perrin über alle anderen Gerüche hinweg ausmachen konnte. Zuletzt kamen Rhuarc mit den restlichen Siswai'aman und Töchtern des Speers, sowie vier weitere Asha'man, deren jeder ein zweites Pferd für einen der ersten vier mitführte, und Nurelle und seine Beflügelte Wache mit ihren mit roten Wimpeln versehenen Lanzen.
Die Mayener prahlten, weil sie die Nachhut bildeten, lachten und riefen den Cairhienern angeberisch zu, was sie getan hätten, wenn die Shaido zurückgekehrt wären. Zu allerletzt kamen Rand auf Kirunas Wallach und Min auf ihrer Stute. Sorilea und Amys schritten auf einer Seite des großen schwarzen Pferdes aus, Nandera und ein halbes Dutzend Töchter des Speers auf der anderen. Dashiva führte eine sanft wirkende, kastanienbraune Stute dicht hinter ihnen her. Das Wegetor verblaßte. Dashiva schaute blinzelnd zu der Stelle, an der es sich befunden hatte, lächelte flüchtig und stieg dann unbeholfen in den Sattel der Stute. Er sprach anscheinend mit sich selbst, wohl weil sich sein Schwert in seinen Beinen verfing und er fast herabfiel. Er war sicherlich noch nicht wahnsinnig.
Der Hügel war von einem Heer bedeckt und alle Männer auf einen Angriff eingestellt, der offensichtlich nicht erfolgen würde. Es war nur ein kleines Heer von wenigen Tausend, obwohl es angemessen erschienen wäre, bevor die Aiel über die Drachenmauer kamen. Rand führte sein Pferd langsam auf Perrin zu und musterte dabei die Landschaft. Die beiden Weisen Frauen folgten dichtauf, unterhielten sich leise und beobachteten ihn. Nandera und die Töchter des Speers folgten wiederum ihnen und beobachteten alles andere. Wäre Rand ein Wolf gewesen, hätte Perrin behauptet er prüfe die Luft. Das zwei Fuß lange Drachenszepter lag über Rands Sattelbaum, mit einer grünweißen Quaste geschmückt und mit Drachen beschnitzt. Hin und wieder wog er es leicht in der Hand, als wollte er sich seiner versichern.
Während Rand sein Pferd verhielt, betrachtete er Perrin genauso aufmerksam, wie er das umliegende Land betrachtet hatte. »Ich vertraue dir«, sagte er schließlich mit einem Nicken. Min regte sich in ihrem Sattel, und er fügte hinzu: »Und dir natürlich, Min. Und auch dir, Loial.« Der Ogier regte sich unbehaglich und mit einem zögernden Blick zu Perrin. Rand sah sich auf dem Hügel um und betrachtete die Aiel und die Asha'man und alle anderen. »Ich kann nur so wenigen trauen«, flüsterte er müde. Er roch überaus verwirrt, verärgert und verängstigt, aber auch entschlossen und verzweifelt. Und nach alles durchdringender Erschöpfung.
Sei geistig gesund, wollte Perrin ihm sagen. Bewahre dir die geistige Gesundheit. Aber heftige Schuldgefühle ließen ihn schweigen. Weil es der Wiedergeborene Drache war, zu dem er dies sagen wollte, und nicht sein Freund aus Kindertagen. Er
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