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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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geschlafen haben.« Rand bedeutete Dashiva, näher zu treten.
    Der Mann war nicht hager, bewegte sich aber dennoch auf zögerliche, kriecherische Art, die Hände an der Taille gefaltet, wodurch er diesen Eindruck erweckte. »Mein Lord Drache?« sagte er mit geneigtem Kopf.
    »Könnt Ihr ein Wegetor eröffnen, Dashiva?«
    »Natürlich.« Dashiva rieb sich die Hände und benetzte mit der Zungenspitze die Lippen, und Perrin fragte sich, ob der Mann immer so unruhig war oder nur dann, wenn er mit dem Wiedergeborenen Drachen sprach. »Genauer gesagt, lehrt der M'hael das Schnelle Reisen, sobald sich ein Schüler als ausreichend stark dafür erweist.«
    »Der M'hael?« fragte Rand blinzelnd.
    »Der Titel Lord Mazrim Taims, Mylord Drache. Er bedeutet in der Alten Sprache ›Anführer‹.« Das Lächeln des Burschen wirkte gleichzeitig beunruhigt und herablassend. »Ich habe auf dem Bauernhof viel gelesen. Jedes Buch, das die Hausierer mitbrachten.«
    »Der M'hael«, murrte Rand mißbilligend. »Nun, sei es, wie es sei. Gestaltet mir ein Wegetor nach Cairhien, Dashiva. Es ist an der Zeit nachzusehen, was in der Welt geschehen ist, während ich fort war, und was ich dagegen tun muß.« Dann lachte er kläglich, und dieser Klang verursachte Perrin eine Gänsehaut.

KAPITEL 3
    Der Hügel der goldenen Dämmerung
    Auf einem weiten, niedrigen Hügelkamm einige Meilen nordöstlich der Stadt Cairhien, ein gutes Stück von jeglicher Straße oder menschlichen Ansiedlung entfernt, erschien ein schmaler, vertikaler Lichtblitz, größer als ein Mann zu Pferde. Der Boden fiel in alle Richtungen wellenförmig sanft ab. Nur gelegentliches Unterholz versperrte den Blick bis zum umgebenden Wald auf mehr als eine Meile. Braunes Gras wurde niedergedrückt, als das Licht zu kreisen schien und sich dann zu einer viereckigen Öffnung mitten in der Luft erweiterte. Einige abgestorbene Stämme wurden der Länge nach gespalten und feiner zerschnitten, als eine Rasierklinge es hätte bewirken können - durch eine Öffnung in der Luft.
    In dem Moment, in dem das Wegetor vollkommen eröffnet war, entströmten ihm verschleierte Aiel, Männer und Töchter des Speers, verteilten sich in alle Richtungen und kreisten den Hügel ein. In dem Strom fast verborgen, nahmen vier wachsame Asha'man ihre Position um das Tor ein und betrachteten prüfend die Umgebung. Nichts regte sich außer dem Wind, dem Staub, dem hohen Gras und in der Ferne den Zweigen der Bäume, und doch prüfte jeder Asha'man die Umgebung mit der Inbrunst eines verhungerten Falken auf der Suche nach einem Kaninchen. Ein Kaninchen, das nach einem Falken Ausschau hielt, wäre vielleicht ebenso angespannt gewesen, hätte aber niemals einen solch bedrohlichen Eindruck erweckt.
    Der Menschenstrom brach niemals ab. In einem Moment war es ein Strom von Aiel, im nächsten ein Strom berittener cairhienischer Waffenträger, die zu zweit hervorgaloppierten, das karmesinrote Banner über ihren Köpfen erhoben, sobald sie das Wegetor passiert hatten. Dobraine zog seine Männer sofort beiseite und führte sie ein Stück den Hügel abwärts, in Helmen und Panzerhandschuhen genau nach Rängen geordnet, die Speere im genau gleichen Winkel erhoben. Als erfahrene Kämpfer waren sie bereit, auf seinen Befehl hin in allen Richtungen zuzuschlagen.
    Unmittelbar nach dem letzten Cairhiener ritt Perrin seinen Hengst Traber durch das Wegetor, wobei der Kastanienbraune mit einem Schritt von dem Hügel bei den Brunnen von Dumai auf den Hügel in Cairhien gelangte. Der obere Rand des Tors ragte noch ein gutes Stück über seinem Kopf empor, aber er hatte gesehen, was ein Wegetor anrichten konnte, und wollte nicht ausprobieren, ob es jetzt sicherer war. Loial und Aram folgten dichtauf - der Ogier zu Fuß, die Streitaxt mit dem langen Schaft über seiner Schulter, die Knie gebeugt - und dann die Männer von den Zwei Flüssen, die sich noch ein Stück jenseits des Wegetors in ihren Sätteln zusammenkauerten. Rad al'Dai trug das Rote Wolfskopfbanner, Perrins Banner -weil jedermann behauptete, es sei seines -, und Teil Lewin den Roten Adler.
    Perrin bemühte sich, nicht hinzusehen, besonders nicht zu dem Roten Adler. Die Bannerträger bestanden auf beiden. Er war ein Herr, also brauchte er Banner, die auch niemals lange eingerollt wurden. Der Rote Wolfskopf ernannte ihn zu etwas, was er nicht war und nicht sein wollte, während der Rote Adler... Über zweitausend Jahre nachdem Manetheren in den Trolloc-Kriegen gefallen war,

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