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Die zweite Wirklichkeit

Die zweite Wirklichkeit

Titel: Die zweite Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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schrie auf, als Traum und Wirklichkeit einmal mehr eins wurden und sich zu etwas völlig Irrsinnigem vereinten.
    So konnte es nicht gewesen sein! Das war - Wahnsinn!
    War es das? War das der Grund für alles? Wurde sie - wahnsinnig?
    Und doch schien sich zu wiederholen, was damals (vielleicht?) geschehen war. Lilith mutierte - oder glaubte sie nur, es zu tun?
    Der blutige Schleier, der sich vor ihren Blick gelegt und sie blind für jede Wahrnehmung von außen gemacht hatte, zerriß. Im gleichen Moment schloß sie die Augen, wie in einer Schutzreaktion.
    Wenn sie sie wieder öffnete, würde Harold wieder Harold sein, kein Widderschädel würde auf sie herabstarren .
    Stinkender Atem ließ Lilith würgen.
    »Rede, Lilith Eden!« schnaufte der Widderköpfige. Seltsamerweise hatte er für Lilith einen kleinen Teil seines Schreckens verloren -weil auch er Teil jenes Alptraumes aus einer anderen Welt, einem anderen Leben gewesen war?
    Der Gedanke erstarb, weil andere ihn vernichteten. Dunkle Gedanken, die wie aus einem lichtlosen Pfuhl tief in ihr emporbrodelten, Emotionen mit sich brachten, die sie tausendmal mehr erschreckten als der Anblick des Widderköpfigen. Und sie schienen Dinge in Gang zu setzen, veranlaßten ihren Leib, sich zu verändern, wie Initialzündungen, die vor langer Zeit in ihr verankert worden waren.
    Lilith glaubte zu hören, wie sich ihre Muskeln und ihr Fleisch verformten, wie Knochen knirschten, als sie der erwachten Kraft gehorchten und transformierten.
    Doch das war nicht die einzige Veränderung, die mit ihr vorging. Und noch nicht einmal die schlimmste.
    Viel schlimmer war der Durst.
    Die Gier nach dem, was seinem Äußeren zum Trotz unverändert unter Harolds Haut rauschte.
    Blut .
    Es war wie damals. Wie beim ersten Mal. NEIN!
    Lilith wollte das Wort hinausbrüllen, doch es war ein Laut animalischer Wut, der ihre Kehle verließ. Weil diese Kehle nicht geschaffen war für Worte der menschlichen Sprache.
    Weit holte sie mit den Armen aus und drosch zu. Im letzten Moment ballte sie Fäuste, weil sie Harold mit den Klauen, zu denen ihre Nägel geworden waren, nicht verletzen wollte.
    Denn Harold - war wieder Harold! Wenn auch nicht mehr jener Harold, der Lilith in höchste Verzückung versetzt hatte. Jetzt war der junge Mann ein angstschlotterndes Etwas, das sich nur noch wie zufällig auf ihr hielt, vielleicht weil sein Körper ihm angesichts des Entsetzlichen nicht mehr gehorchte.
    Liliths Schläge ließen ihn aufheulen. Mit einer kräftigen Bewegung warf sie ihn ab. Er nutzte den Schwung des Sturzes, rollte weiter. Erst die Wand stoppte ihn. Aus Schreckensweiten Augen starrte er seine Freundin an.
    Sie wußte nicht, was er sah, weil ihr der Blick auf sich selbst auf seltsame Weise verwehrt war. Aber irgendwie schien es ihr, als sähe Harold nicht jenes Monster, in das sie sich verwandelt zu haben glaubte .
    »Was ist denn in dich gefahren?« wiederholte er die Frage, die er vor Beginn ihres Zusammenseins schon einmal in ähnlicher Weise gestellt hatte - wenn auch aus ganz anderem Anlaß.
    Laß mich! Verschwinde!
    Wieder meinte Lilith, nur unverständliches Gebrüll zustande zu bringen.
    Sie wußte nicht, ob Harold sie verstanden hatte. In jedem Fall tat er nicht, was sie von ihm verlangte. Statt dessen erhob er sich, kam näher, wie zum Sprung geduckt und auf unübersehbar wackligen Beinen.
    »Nein«, flüsterte er zitternd, »ich helfe dir, Lilith. Sei ganz ruhig, okay?«
    Er sprach mit ihr wie mit einem wütenden Tier, das es zu beruhigen g alt .
    Lilith sog witternd die Luft ein, suchte nach einem Rest des Gestankes, den der Widderköpfige verströmt hatte. Und wurde fündig!
    Geifernd stürzte sie sich auf Harold, dessen Gesicht nicht mehr sein konnte als eine Larve, die der andere sich aufgesetzt hatte, um sie zu täuschen. Aber sie war nicht zu täuschen - nicht jetzt, da diese Kraft in ihr das Kommando führte.
    Lilith packte Harold, riß ihn vom Boden hoch. Er schrie auf, erschrocken über die gewaltige Kraft, über die Lilith plötzlich verfügte - und vor allem über das, was sie zu tun im Begriff war ...
    ... denn sie holte Schwung, um ihn aus dem Fenster zu schleudern!
    »Nein, Lilith!« schrie er entsetzt. »Tu's nicht! Bitte!«
    Lilith stieß ihn von sich.
    Auf die Tür zu.
    Das Holz knirschte und splitterte unter dem Anprall. Benommen und stöhnend sank Harold daran entlang zu Boden. Ein Blick aus dunklen Augen traf ihn, voller Trauer und Schmerz. Und eine kehlige Stimme sprach

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