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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Signalfackel aus der Weste, schraubte mit den Zähnen die Plastikkappe ab und legte den Zündknopf frei. Mit einem zischenden Knall begann die Fackel ihre Funken zu sprühen. Kittridge hielt sie über das Treppengeländer, zielte kurz und ließ sie los. Wenn da unten etwas war, würde er es gleich wissen. Sein Blick folgte der Fackel auf ihrem Weg nach unten. Sie zog eine Rauchfahne wie einen Kondensstreifen hinter sich her, und irgendwo weit unten schlug sie gegen das Treppengeländer und landete irgendwo, wo er sie nicht mehr sehen konnte. Kittridge zählte bis zehn. Nichts, nichts rührte sich.
    Er machte sich an den Abstieg. Drei Fackeln weiter war er unten angekommen. Durch eine Stahltür mit einem Querriegel und einem kleinen, viereckigen Fenster aus verstärktem Glas gelangte man in die Tiefgarage. Der Boden war übersät von Müll: Softdrinkdosen, Schokoriegelpapier, Lebensmittelkonserven. Ein zerknüllter Schlafsack und ein Haufen muffiger Kleider ließen keinen Zweifel, dass hier jemand geschlafen hatte– versteckt wie Kittridge.
    Er hatte die Garage gleich am ersten Tag erkundet. Der Ferrari parkte in der hinteren Ecke, gute fünfzig Meter weiter. Er hätte ihn in der Zwischenzeit wahrscheinlich näher an die Tür heranfahren sollen, aber er hatte drei Tage gebraucht, um Warrens Schlüssel zu finden– wer verwahrte seinen Autoschlüssel in einer Badezimmerschublade?–, und da hatte er sich schon im Penthouse verbarrikadiert.
    Der Funkschlüssel hatte drei Tasten: eine für die Türen, eine für die Alarmanlage und eine, die hoffentlich den Anlasser betätigte. Die Dritte drückte er zuerst.
    Aus den Tiefen der Garage kam ein scharfer Piepton, gefolgt vom kehligen Dröhnen des Ferrari-Motors. Noch ein Fehler: Der Ferrari parkte mit der Nase zur Wand. Auch daran hätte er denken sollen. Das würde nicht nur seine Flucht verzögern– wenn der Wagen andersherum stände, hätte er im Scheinwerferlicht auch das Innere der Garage besser übersehen können. Jetzt sah er durch das winzige Fenster in der Tür nur einen kleinen Lichtkegel in der Ferne, dort, wo der Wagen auf ihn wartete wie eine schnurrende Katze in der Dunkelheit. Der ganze Rest der Tiefgarage lag unter dem Schleier der Dunkelheit. Die Infizierten hingen gern an der Decke– an Streben, Rohren, an allem, was irgendwie Halt bot. Eine winzige Ritze genügte. Wenn sie kamen, kamen sie von oben.
    Der Augenblick der Entscheidung war da. Sollte er noch ein paar Signalfackeln werfen und sehen, was passierte? Oder sich leise durch die Dunkelheit schleichen und möglichst in Deckung bleiben? Oder die Tür aufstoßen und laufen, was die Beine hergaben?
    Dann hörte er hoch über sich das Knarren einer Treppenhaustür. Er hielt den Atem an, lauschte und analysierte die Geräusche. Es waren zwei. Obwohl er wusste, dass er es nicht tun sollte, trat er von der Tür zurück, legte den Kopf in den Nacken und spähte durch das Treppenhaus nach oben. Zehn Stockwerke über ihm tanzten zwei rote Punkte über die Wände.
    Er stieß die Tür auf und rannte los.
    Er hatte die Hälfte des Wegs zum Ferrari geschafft, als der erste Viral hinter ihm herabfiel. Kittridge hatte keine Zeit, sich umzudrehen und zu feuern. Er lief einfach weiter. Der Schmerz in seinem Knie war wie ein brennender Docht, wie ein Eispickel, der im Knochen steckte. Von der Peripherie seiner Sinne kam die kribbelnde Wahrnehmung, dass die Tiefgarage zum Leben erwachte. Er riss die Tür des Ferraris auf, warf das AK und den Rucksack auf den Beifahrersitz, stieg ein und schlug die Tür zu. Der Wagen lag so tief, dass er das Gefühl hatte, auf dem Boden zu sitzen. Das Armaturenbrett, voll von geheimnisvollen Schaltern und Messanzeigen, leuchtete wie das Steuerpult in einem Raumschiff. Etwas fehlte hier. Wo war der Schalthebel?
    Ein metallener, dumpfer Schlag, und im nächsten Augenblick füllte Kittridges Gesichtsfeld sich aus. Der Viral war auf die Haube gesprungen und sank geduckt wie ein Reptil zusammen. Kittridges Herz machte einen Satz. Einen reglosen Moment lang beäugte der Viral ihn kühl, ein Raubtier, das seine Beute betrachtete. Er war nackt bis auf eine Armbanduhr, eine Rolex, so dick wie ein Eiswürfel. Warren?, dachte Kittridge, denn der Mann hatte genau so eine Uhr getragen, als Kittridge ihn zu seinem Auto begleitet hatte. Warren, alter Freund, sind Sie das? Denn wenn ja, hätte ich gern einen Hinweis, wie man diese Karre fährt.
    Dann entdeckten seine Fingerspitzen zwei Hebel rechts

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