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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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stundenlang die Glühstäbe im Auge zu behalten und dabei langsam gaga zu werden. Allesamt Sexualstraftäter, verachtet und vergessen. Männer ohne eine Vergangenheit, an die sich jemand erinnern wollte, durch Hormone aufgedunsen, an Geist und Seele entmannt wie kastrierte Hunde.
    » Ich dachte mir, dass der Ventilator hilft. Ehrlich gesagt, ich kann das Ding nicht mal ansehen.«
    Grey wollte antworten, brachte aber kein Wort heraus. Seine Zunge fühlte sich an wie geröstet, als hätte er eine Milliarde Zigaretten geraucht. Vor seinen Augen zerfloss wieder alles, und sein verdammter Kopf drohte zu platzen. Es war Jahre her, dass er mehr als zwei Bier hintereinander getrunken hatte– die Medikamente machten einen zu schläfrig, und man verlor das Interesse an fast allem–, aber was ein Kater war, wusste Grey noch. So fühlte es sich jetzt an. Wie der schlimmste Kater der Welt.
    » Was ist los, Grey? Hast du deine Zunge verschluckt?« Er gluckste über seinen eigenen Witz, dann wandte er Grey das Gesicht zu und zog die Brauen hoch. » Guck nicht so geschockt. Du wirst schon sehen, was ich meine. Dauert ein paar Tage, aber dann fängt’s an zu wirken, und zwar heftig.«
    Grey erinnerte sich an den Namen des Mannes: Ignacio. Obwohl der Ignacio, an den Grey sich erinnerte, älter und verschlissener aussah, mit wulstiger, faltiger Stirn und Poren, die groß genug waren, um ein Auto drin zu parken, und schlaffen Hängebacken wie ein Basset. Dieser Ignacio hier war rosig und gesund– wirklich rosig, als hätte er Rouge auf den Wangen. Seine Haut war glatt wie bei einem Baby, und seine Augen funkelten wie Zirkone. Sogar seine Haare sahen jünger aus. Aber es gab keinen Zweifel, dass er es war– wegen des Knasttattoos, verschwommen und bläulich: eine Kobra, die aus dem offenen Kragen seines Overalls an seinem Hals heraufkroch.
    » Wo bin ich?«
    » Du bist ein Vollidiot, weißt du das? Wir sind im ›Red Roof‹-Motel.«
    » Im was?«
    Er schnaubte kurz. » Fuck, im ›Red Roof‹. Was dachtest du? Dass die uns ins Ritz schicken?«
    Die?, dachte Grey. Wer waren die? Und was meinte Ignacio mit » schicken«? Wozu schicken? Und in diesem Moment bemerkte Grey, dass Ignacio etwas in der Hand hielt. Eine Pistole?
    » Iggy? Was hast du mit dem Ding da vor?«
    Ignacio hob träge die Waffe, eine langläufige .45er, und schaute sie stirnrunzelnd an, als wisse er nicht, was das war.
    » Anscheinend nicht viel.« Er deutete mit dem Kopf zur Tür. » Diese anderen Typen waren eine Zeitlang auch hier.«
    » Welche Typen?«
    » Komm schon, Grey. Du weißt, welche Typen.« Er zuckte die Achseln. » Der Dürre, George. Eddie Soundso. Jude mit dem Pferdeschwanz.« Er schaute an Grey vorbei zu den Vorhängen. » Um ehrlich zu sein, ich konnte ihn nie leiden. Ich hab gehört, was er getan hat– nicht, dass ich tratschen würde. Aber der Mann, der war einfach widerlich.«
    Ignacio redete von den anderen Schrubberschwingern. Was machten die alle hier? Was machte er hier? Die Waffe ließ nichts Gutes ahnen, doch Grey hatte nicht die leiseste Erinnerung daran, wie er hergekommen war. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war sein Abendessen in der Cafeteria des Versuchsgeländes: Beef Bourguignon in einer dicken Sauce mit Kartoffelgratin und grünen Bohnen und eine Cherry-Cola, um das Ganze runterzuspülen. Es war sein Lieblingsessen; er freute sich immer auf Beef Bourguignon– obwohl, wenn er jetzt daran dachte, an den fettigen Geschmack, krampfte sein Magen sich vor Übelkeit zusammen, und ein Schwall Galle stieg ihm in die Kehle. Einen Moment lang musste er gut durchatmen.
    Ignacio schwenkte die Pistole halbherzig zur Tür. » Guck selber nach, wenn du willst. Aber ich bin ziemlich sicher, sie sind weg.«
    Grey schluckte. » Weg wohin?«
    » Kommt drauf an. Wohin sie eben gehen sollen.«
    Grey war komplett ratlos. Er wusste nicht mal, was für Fragen er stellen sollte. Doch er war ziemlich sicher, dass ihm die Antworten nicht gefallen würden. Vielleicht war es am besten, einfach still zu sein. Hoffentlich hatte er nicht etwas Schreckliches getan wie in den alten Zeiten. In den Zeiten des alten Grey.
    » Tja«, sagte Ignacio und räusperte sich, » wenn du schon mal wach bist, sollte ich wohl machen, dass ich weiterkomme. Ich hab noch einen langen Marsch vor mir.« Er stand auf und hielt Grey die Waffe hin. » Hier.«
    Grey zögerte. » Was soll ich mit einer Pistole?«
    » Für den Fall, dass du Lust haben solltest, dich zu

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