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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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rechtfertigen. Die Auswertung der Volkszählung, bei der sich ergeben hatte, dass zahlreiche Formulare doppelt vorhanden waren, teils, weil Leute sich vertan hatten, teils aber auch, weil sie absichtlich versucht hatten, ihre Auswahlchancen zu verdoppeln oder sogar zu verdreifachen. Eine Prügelei vor dem Gefängnis, als drei halb verhungerte Kols, die sich wochenlang in einem leeren Lagerschuppen versteckt hatten, sich stellen wollten, dabei aber von einer kleinen Menschenmenge abgefangen wurden, die vor dem Gebäude Wache hielt. Neun Trauungen, bei denen er den Vorsitz hatte führen müssen, weil einer der Friedensrichter krank geworden war (Lucius brauchte nichts weiter zu tun, als vier Sätze von einer Karte abzulesen, aber er stellte überrascht fest, wie gewichtig sie sich anhörten, wenn man sie laut sprach). Die erste offizielle Versammlung der Evakuierungsunterstützungsteams und die Verteilung der jeweiligen Zuständigkeiten. Und so weiter. Eins war aufs andere gefolgt, und Greer wusste nicht mehr, wann er gegessen hatte– oder ob überhaupt. Er hatte sich kaum einmal hinsetzen können, und jetzt, lange nach Mitternacht, stand er hier vor dem Spiegel, starrte in sein grau behaartes Gesicht und hielt ein Rasiermesser in der einen Hand und eine Schere in der anderen.
    Mit der Schere fing er an. Schnipp und schnapp, fielen die wilden Kaskaden seines Haars und seines Bartes herunter. Weiße Büschel sammelten sich auf dem Boden zu seinen Füßen wie federzarte Schneewehen. Als er damit fertig war, machte Greer einen Topf Wasser warm, tauchte einen Lappen hinein und wrang ihn aus. Dann legte er ihn auf sein Gesicht, um die übriggebliebenen Stoppeln einzuweichen. Er schmierte sich mit einer scharfen, chemisch riechenden Seife ein und machte sich dann mit der Rasierklinge an die Arbeit: erst die Wangen, dann die lange Kurve des Halses und schließlich der Kopf, wo er sich mit kurzen, gemessenen Zügen von der Stirn über den Scheitel bis in den Nacken vorarbeitete. Als er sich das erste Mal auf diese Weise geschoren hatte– am Abend, bevor er den Eid der Expeditionsstreitkräfte abgelegt hatte–, hatte er sich ungefähr zwanzig Mal geschnitten. Es hieß, man brauche nicht die Uniform anzuschauen, um einen frisch gebackenen Rekruten zu erkennen; ein Blick auf den Schädel genüge. Aber mit etwas Zeit hatte Greer wie alle seine Kameraden den Bogen herausbekommen, und erfreut stellte er jetzt fest, dass er es immer noch konnte. Er hätte es, wenn nötig, sogar mit verbundenen Augen im Dunkeln geschafft, und es war befriedigend, ein Ritual zu vollziehen, das nach so vielen Jahren immer noch die Kraft einer Taufe besaß. Strich für Strich entblößte er sein Gesicht, und als die Arbeit getan war, trat Greer zurück und betrachtete sich im Spiegel. Er fuhr mit der Hand über das kühle Rosarot der neuentdeckten Haut und nickte beifällig zu dem, was er sah.
    Rasch trocknete er sich ab, spülte und wischte sein Rasiermesser sauber und räumte alles weg. Viele Tage waren vergangen, seit er richtig geschlafen hatte, und er war immer noch kein bisschen müde. Er zog Parka und Stiefel an, ging durch die Hintertür hinaus und zwischen den Gebäuden nach vorn. Es war lange nach Mitternacht, und keine Menschenseele war unterwegs– Eustace hatte eine Sperrstunde verfügt–, aber um sich herum spürte Greer so etwas wie eine molekulare Rastlosigkeit, das tiefe, mit dem bloßen Gehör fast nicht mehr wahrnehmbare Summen des Lebens. Er ging an der Ruine der Kuppel vorbei den Berg hinunter und durch das Flachland zum Stadion. Als er dort ankam, war der Mond untergegangen. Er ging nicht hinein, sondern blieb lieber draußen stehen und betrachtete den Bau in seiner Ganzheit, diesen dunklen Klotz vor dem Sternenhimmel. Ob die Geschichte sich an diesen Ort erinnern würde? Ob die Menschen der Zukunft, wer immer sie wären, ihm einen Namen geben würden, der der Ereignisse, die sich hier zugetragen hatten, würdig wäre? Ein hoffnungsvoller Gedanke, voreilig vielleicht, aber doch lohnend. Und Lucius Greer legte ein stummes Gelübde ab. Sollte eine solche Zukunft wirklich kommen, sollte die letzte Schlacht um die Herrschaft über die Welt siegreich geschlagen werden, dann würde er es sein, der zu Stift und Papier griff und die Geschichte in Worte fasste.
    Er wusste nicht, wann diese Schlacht stattfinden würde. Amy hatte es ihm nicht gesagt. Nur, dass sie kommen würde.
    Jetzt begriff er, welche Macht ihn hergeführt hatte. Er

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