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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Dimensionen, aber Stück für Stück klärte sich die Szene, ihre räumlichen und zeitlichen Parameter verfestigten sich, und ihm wurde bewusst, dass er auf einem Fahrrad saß. Auf einem Fahrrad! Das war wirklich merkwürdig. Warum saß er auf einem Fahrrad? Seit Jahren war er nicht mehr Rad gefahren, aber als Junge hatte er es geliebt, das Gefühl purer Freiheit, die Energie seines Körpers, die durch diesen wunderbaren Mechanismus floss, der ihn mit dem Wind verband. Wolgast saß auf einem Fahrrad und fuhr eine staubige Landstraße entlang, und Amy war neben ihm auf einem eigenen Fahrrad. Dies überraschte ihn nicht mehr und nicht weniger als alles andere an dieser Szene. Es war einfach so, wie Amy ein kleines Mädchen und zugleich eine erwachsene Frau war. Eine Zeitlang fuhren sie einfach schweigend zusammen, obwohl die Vorstellung von Zeit an sich schon merkwürdig war. Was war Zeit? Wie lange fuhren sie schon so? Stunden vielleicht oder sogar Tage, und doch war das Licht immer das gleiche– ein permanentes, dämmriges Zwielicht, das die Farben ringsumher mit einem goldenen Glanz bereicherte: die Felder und Bäume, den Staub, der von seinen Reifen aufwirbelte, die kleinen weißen Umrisse der Häuser in der Ferne. Alles kam ihm sehr nah vor, und alles war weit weg.
    » Wo fahren wir hin?«, fragte Wolgast.
    Amy lächelte. » Oh, es ist nicht mehr weit.«
    » Was… ist es denn?«
    Sie antwortete nicht mehr. Immer weiter fuhren sie. Wolgasts Herz war erfüllt von warmer Zufriedenheit, als wäre er wieder ein Junge– ein Junge, der bei Sonnenuntergang mit dem Fahrrad fuhr und auf die Stimme wartete, die ihn nach Hause rief.
    » Bist du müde?«, fragte Amy.
    » Überhaupt nicht. Es ist wundervoll.«
    » Wollen wir oben auf der nächsten Höhe nicht haltmachen?«
    Sie ließen die Räder ausrollen. Ein grasbewachsenes Tal tat sich unter ihnen auf. In der Ferne, von Bäumen umhegt, stand ein Haus, klein und weiß wie die anderen, mit einer Veranda und schwarzen Fensterläden. Amy und Wolgast legten ihre Räder auf den Bode n u nd blieben still nebeneinander stehen. Kein Lüftchen regte sich.
    » Eine tolle Aussicht«, sagte Wolgast und dann: » Ich glaube, ich weiß, wo ich bin.«
    Amy nickte.
    » Seltsam.« Er atmete tief ein und langsam wieder aus. » Ich habe immer gedacht, die Müdigkeit würde größer sein. Ich erinnere mich eigentlich nicht mehr, wie es passiert ist, aber ich nehme an, das ist nur gut. Ist es immer so?«
    » Ich weiß es nicht genau. Manchmal, vermute ich.«
    » Ich weiß noch, dass ich dachte, ich müsste tapfer sein.«
    » Das warst du. Der tapferste Mann, den ich je gesehen habe.«
    Das ließ er sich durch den Kopf gehen. » Na, das ist gut. Es freut mich, das zu hören. Letzten Endes kann man mehr nicht verlangen.« Er ließ den Blick noch einmal über das Tal wandern. » Das Haus da. Ich soll dort hingehen, nicht wahr?«
    » Ich glaube, ja.«
    Er drehte sich um und sah sie an. Eine Sekunde– dann ging ihm ein Licht auf, und er lächelte.
    » Moment mal. Du bist verliebt. Ich sehe es an deinem Gesicht.«
    » Ich glaube, das stimmt.«
    Wolgast schüttelte staunend den Kopf. » Da soll mich doch… Was sagt man dazu? Meine kleine Amy, erwachsen und verliebt. Und liebt er dich auch, dieser Geliebte?«
    » Ich glaube, ja«, sagte sie.
    » Sonst wäre er auch ein Idiot. Du kannst ihm sagen, dass ich das gesagt habe.«
    Sie schwiegen beide. Amy wartete.
    » Tja«, fing er dann wieder an, und seine Stimme klang gepresst vor lauter Bewegung. » Ich nehme an, das bedeutet, dass meine Arbeit hier getan ist. Ich habe wohl immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Du wirst mir fehlen, Amy.«
    » Du mir auch.«
    » Das war immer das Schwerste– dass du mir so gefehlt hast. Ich glaube, deshalb habe ich es nie über mich gebracht zu gehen. Ich habe immer gedacht: Was wird Amy ohne mich anfangen? Komisch, dass es am Ende andersherum ist. Vermutlich empfinden das alle Eltern so. Aber es ist anders, wenn man selbst damit klarkommen muss.« Die Worte blieben ihm im Halse stecken. » Lass es uns schnell hinter uns bringen, okay?«
    Sie umarmte ihn. Sie weinte auch, aber nicht, weil sie traurig war. Oder doch, ein bisschen traurig vielleicht. » Es wird alles gut, das verspreche ich dir.«
    » Woher weißt du das?«
    Am anderen Ende des Tales, am Rand der dämmrigen Felder, hatte sich die Tür des Hauses geöffnet.
    » Weil das der Himmel ist«, sagte Amy. » Die Tür eines Hauses öffnet sich im

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