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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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noch mit seinen Rivalen gemeinsame Sache machten, seien dies
die Araber, Spanier oder Berber, die er in seinem Reich in Schach
hielt, oder die Christen, die ihn von außen bedrohten. Die Wahl war
eindeutig. Er winkte Mustapha zu sich und murmelte: »Suche Abu Da'ud
und bringe ihn zu mir.«
    Abu Da'ud Ya'kub ibn Yatom näherte sich dem Kalifen mit einer
Miene bescheidenen Respekts, die bei aller Vorsicht doch der Würde
nicht entbehrte. Obwohl er als begüterter Mann bekannt war, trug er ein
Gewand von zurückhaltender Eleganz, war sein Festkleid schlicht, aber
aus hervorragend geschnittener feinster Seide aus Córdoba. Das einzige
Schmuckstück, das er zur Schau stellte, war ein dunkler, in Silber
gefaßter Hämatitring. Der Stein war in Form einer Olive geschnitten und
quer gestellt, er schien der Form seiner dunklen, stillen Augen
nachgebildet zu sein.
    »Möge der Herr tausend Segnungen auf Euch herabregnen, o
Anführer der Gläubigen!« begann er und fiel vor seinem Herrscher auf
den Boden, »und möge Euch ein langes Leben beschert sein, auf daß Ihr
dieses Gebäude, das die Augen der Betrachter mit seiner Herrlichkeit
blendet und alle auf Erden je von Anbeginn der Zeiten bis in unsere
Zeit von Menschenhand geschaffene Schönheit übertrifft, lange genießen
könnt.«
    Der Kalif nahm dieses Kompliment mit einem leisen Lächeln der
Zufriedenheit entgegen. »Es steht der Herrlichkeit unseres Kalifates
wohl an und wird uns Ehre und Respekt unter den Nationen verschaffen.«
    »Eure Weisheit ist grenzenlos«, erwiderte Abu Da'ud, während
Abd ar-Rahman von einem vorübergehenden Diener einen goldenen Kelch mit
perlendem Wein entgegennahm und ihm diesen reichte. »Wie geht es Eurer
Frau und Eurem Sohn?«
    »Gott sei gelobt, es geht ihnen gut.«
    »Und Euer Handel?«
    »Blüht.«
    Nachdem sie derart die höfliche Konversation hinter sich
gebracht hatten, wählte sich Abd ar-Rahman mit äußerster Sorgfalt von
einer Platte, auf der Früchte und Nüsse hoch aufgetürmt lagen, einen
Mandelsplitter aus, untersuchte ihn peinlich genau, ehe er ein winziges
Eckchen abbiß. Er kaute lange daran, während Ya'kub geduldig abwartete,
was sein Herrscher zu tun geruhte. Schließlich nahm er den Mann beim
Ellbogen, nickte den Prinzen und Höflingen im Vorübergehen huldvoll
lächelnd zu, und führte ihn in den Garten, der eine elegante
Fortsetzung des Saales bildete.
    Es war einer jener Abende, deren Schönheit die Dichter von
al-Andalus zu preisen nicht müde wurden – lau und sanft,
zärtlich, vom Duft des Jasmins und der Orangenblüten durchweht, ein
Abend, der alle Menschen lockt, die ach so vergänglichen Freuden des
Lebens zu genießen. Das Mondlicht glitzerte auf den Fontänen, die sich
überall in den Teichen aus den Mäulern der großen bronzenen Hirsche und
Greife in zarten Bögen ergossen, und das Murmeln der Wasserströme
begleitete die Stille der Nacht. Wortlos schritt Abd ar-Rahman auf eine
abgeschiedene Laube zu, welche vom dichten Laub prächtig gedeihender
Zypressen gebildet wurde, die in geometrischer Präzision um einen
kleinen achteckigen Teich angepflanzt waren, dessen stille Wasser das
Mondlicht in silbernen Glanz tauchte.
    »Abu Da'ud«, hob Abd ar-Rahman schließlich an, während sie
miteinander spazierten, seine mächtige Gestalt neben Ya'kubs zarter
Silhouette. »Euch, als Anführer der Juden von Córdoba sind sicher alle
Gelehrten und Ärzte Eures Volkes bekannt?«
    »Ich kann mit Stolz behaupten, daß ich ausgezeichnete
Beziehungen zu ihnen pflege.«
    »Ihr seid Euch gewiß auch bewußt, daß wir während unserer
gesamten Herrschaft ein besonderes Interesse an der Zusammensetzung des
Großen Theriak bekundet haben?«
    »Ich habe es sagen hören.«
    »In meinen ersten Jahren als Kalif machten wir große
Fortschritte bei der Entdeckung der zweiundvierzig Zutaten, die uns
zunächst nur mit ihren griechischen oder lateinischen Namen bekannt
waren. Doch in den letzten Jahren hat keiner der Gelehrten und Ärzte,
die ich mit der Suche nach den beiden noch verbleibenden Ingredienzen
betraut habe, die für die Formel noch fehlen, diese zu finden vermocht.
Das Geheimnis des Großen Theriak zu lüften würde bedeuten, daß Tausende
von Leben gerettet und unermeßliches menschliches Leid vermieden werden
könnte.«
    Abd ar-Rahman hielt einen Augenblick inne und packte Ya'kub
fest beim Arm, als bedürfe er seiner Stütze. Seine innere Triebkraft
schien plötzlich aus ihm gewichen zu sein, er wirkte schwach

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