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Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Titel: Diese Dinge geschehen nicht einfach so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taiye Selasi
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der Zerbrechlichkeit!, in einem Tautropfen vor Tagesanbruch – ein Ding, das enden wird, und zwar schon bald, in einem Garten, in Ghana, im üppigen Ghana, im weichen Ghana, im grünen Ghana, wo zerbrechliche Dinge sterben.
    Er sieht das alles so deutlich, dass er die Augen schließt. Sein Kopf beginnt zu pulsieren. Er öffnet die Augen. Er will sich bewegen, kann aber nicht. Er klebt dort fest, überwältigt.
    Das letzte Mal, dass er sich so gefühlt hat, war bei Sadie.

Vier
    Wieder Winter, 1989 .
    Die Entbindungsstation im Brigham Hospital.
    Fola, aufgestützt im Krankenhausbett, noch blutig von den Wehen, klammert sich an seinen Arm.
    Die Zwillinge, neun Jahre alt, schlafen tief und fest im Wartezimmer, auf diesen scheußlichen blauen Stühlen mit der gelben Schaumgummipolsterung, ineinander geschoben, wie sie das immer machen, ein lustiges japanisches Holzpuzzle: Taiwos Kopf auf Kehindes Schulter und Kehindes Wange auf Taiwos Kopf, ein Mädchen und ein Junge mit den gleichen Bernsteinaugen, die Funken aus den sonst so sanften Kindergesichtern schleudern.
    Olu, der Apfelscheiben isst, schon mit vierzehn Jahren auf Gesundheit bedacht, und der
Alles zerfällt
liest; einziges Anzeichen seiner wachsenden Unruhe das mechanische Auf- und Ab-Wippen seines Oberschenkels.
    Und das Neugeborene, noch ohne Namen, das in seinem Brutkasten um sein Leben kämpft. Und verliert.
    Baby Sai.
     
    In dem widerlichen Kreißsaal.
    »Was ist mit Idowu? Wo wird sie hingebracht?«
    Sie umklammerte seinen nackten Arm. Er trug noch seinen Operationskittel, sonst nichts, die Arme nicht bedeckt. Er war gerade beim Vernähen, als bei ihr die Wehen einsetzten (zu früh). Ein Freund am Brigham hatte ihn (über die Sprechanlage) angepiepst, er war durch den Schnee gerannt, vom Beth Israel hierher, die wirbelnden Flocken hatten seinen Blick verschleiert und die Wörter, zwei Wörter, sein Denken.
Zu früh
.
    »Es war zu früh.«
    » NEIN .«
    Kein menschliches Geräusch. Ein Tier. Ein grollendes Knurren, aus dem eben leer gewordenen Bauch. Ein Schlachtruf. Aber wer war der Gegner? Er. Der Geburtshelfer. Die Zeit. Der Bauch selbst. »Folasadé«, murmelte er.
    »Kweku, nein«, knurrte Fola mit zusammengebissenen Zähnen, und ihre Fingernägel gruben sich in seine Haut. Bis es blutete. »Kweku, nein.« Jetzt begann sie zu weinen.
    »Bitte«, flüsterte er. Erschlagen. »Nicht weinen.«
    Sie schüttelte den Kopf, weinend, immer noch seinen Arm durchbohrend (ohne auf seine anderen durchbohrbaren Teile zu achten). »Kweku, nein.« Als würde sie im Kopf seinen Namen ändern, von Kweku, einfach nur Kweku, zu Kweku-nein.
    Er drückte die Lippen sanft auf ihren Kopf, stolz gekrönt von dem wunderschönen Afro, Folas Haar, der durch den Schweiß auf die Hälfte reduziert war. Eine Wolke winziger Spiralen, jede an der nächsten klebend, solidarisch, nach Indian Hemp riechend. »Wir haben drei gesunde Kinder«, sagte er leise zu ihr. »Wir können uns glücklich preisen.«
    »Kweku-nein, Kweku-nein, Kweku-
nein

    Der letzte Ruf war schrill, fast Wut, Anklage. Er hatte Fola noch nie so aufgelöst erlebt. Die anderen beiden Schwangerschaften waren problemlos verlaufen, medizinisch gesprochen, die Entbindung wie ein Uhrwerk, wie im Lehrvideo. Die erste in Baltimore, als sie noch Kinder waren, die zweite hier in Boston, ein Kaiserschnitt, die Zwillinge. Und nun das. Zehn Jahre später, ein absoluter Zufall, ein Unfall, diese dritte Schwangerschaft (obwohl alle absolute Zufälle gewesen waren, in gewisser Weise). Bei dieser war Fola von Anfang an anders gewesen. Sie bestand darauf, sofort das Geschlecht zu erfahren. Dann bestand sie darauf, dass er niemandem etwas erzählte, nicht einmal den Kindern, weder (a) dass sie schwanger war, noch (b) was es war. Beides wurde aber offensichtlich an einem Sommerabend, als sie mit vier Eimern rosaroter Farbe nach Hause kam. Sie wählte den Namen ohne ihn, für »das Kind, das nach Zwillingen kommt«. Das überraschte ihn nicht besonders. Sie legte plötzlich Wert auf ihr Yoruba-Erbe, nachdem sie eine
iya-ibeji
geworden war, Mutter von Zwillingen. Er mochte den Namen nicht, der Klang gefiel ihm nicht,
Idowu,
und was der Name bedeutete, gefiel ihm noch weniger. Irgendetwas von Konflikt und Schmerz. Andererseits war er froh, dass sie nicht etwas noch Dramatischeres ausgesucht hatte, wie
Yemanja
, so wie sie sich die ganze Zeit aufführte. Schreine bauend.
    Und nun das. Zehn Wochen zu früh. Man konnte nichts tun.
    »Du

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