Dinner for one, Murder for two
dachte sie erschüttert.
Die Zuschauer jubelten und klatschten, hörten aber sofort auf, da sie den erstaunten Kollegen Alains ansahen, dass die Szene nicht wie geplant verlaufen war. Gleichzeitig ertönte ein schriller Pfiff, mit dem Rebecca ihren Leuten den Befehl gab, Alain zu folgen und ihn festzunehmen.
Johannes öffnete die Augen, richtete sich auf und sah sich fragend um. Sein Blick fiel auf das Fläschchen, das vor der Bank lag. Die Erkenntnis ließ sein Gesicht versteinern. Sein Blick flog zu Barbara-Ellen, deren schockierte Miene Bände sprach. Pippa eilte zu Berkel und nahm ihn in den Arm.
»Ich war mir nicht sicher«, stammelte Johannes und klammerte sich an sie, »aber es war mir gleichgültig … ich liebe ihn trotzdem …«
Alle schraken zusammen und starrten hinauf zur Aussichtsplattform des Turms, als sie Chris oben schreien hörten: »Nein, Alain, tu das nicht! Alain! Nein!«
Pippa wurde übel, als sie den Körper an der Rückseite des hohen Turms auf den Boden prallen hörte. Johannes riss sich los und stürmte um den Turm herum, dicht gefolgt von Pippa und Rebecca.
Alain lag auf dem Rücken. Seine Augen waren geschlossen, sein schönes Gesicht war unversehrt, aber unter seinem Kopf breitete sich eine Blutlache aus.
»Ruf einen Krankenwagen!«, rief Pippa Rebecca zu, aber Johannes schüttelte den Kopf.
Er kniete neben seinem toten Freund und hielt Alains leblose Hand.
»Good night, sweet prince« , murmelte Pippa. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und drehte sich um.
Rebecca Davis sah sie ernst an. » Der Rest ist Schweigen . Versprochen.«
PaperRazzi Sonderbericht, 1. April
Hamlet lebt!
Shakespeare Birthday Festival mit furiosem Auftakt
Ein Bericht von Nigel Hurst
Begeisterungsstürme nach »Hamlet«-Premiere
Sternstunde des Theaters mit Nachthimmel als Bühnenbild
Run auf Restkarten
Stratford-upon-Avon in Geburtstagslaune
Stratford-upon-Avon – Das Shakespeare Birthday Festival hat zum zehnten Mal Stipendiaten aus ganz Europa ausgewählt, um einen internationalen Blick auf ein Stück des großen Sohnes dieser Stadt zu erarbeiten – und damit Hamlet zu einem rauschenden Erfolg geführt. Bühnentitan Sir Michael Hornsby, Mentor des Festivals, sprengte in diesem Jahr den europäischen Rahmen und finanzierte einen weiteren Platz für den vielversprechenden Hendrik Rossevelt aus Südafrika, der gestern Abend in der Rolle des Laertes überzeugte. »Shakespeares Sprache und Geschichten werden nicht nur in Europa, sondern weltweit verstanden«, so Sir Michael im Interview nach der Vorstellung. »Deshalb wollte ich es mir anlässlich meines achtzigsten Geburtstages nicht nehmen lassen, ein wenig von dem Glück an die Bühne zurückzugeben, das Shakespeares zeitlose Figuren mir rund um den Erdball geschenkt haben. Ich bin mit dem Ergebnis hoch zufrieden und überlege, aus diesem Stipendium eine dauerhafte Einrichtung zu machen.«
Die gestrige Premiere zeigte nicht nur, dass diese Einschätzung stimmt, sondern auch, dass die Zusammenarbeit vieler Nationen an einem Kunstgedanken zu tiefgehender Harmonie, unauslöschlicher Kameradschaft und aufrichtiger Völkerverständigung führt. Nur so ist das leidenschaftliche Spiel der Akteure zu erklären – obwohl die Probenzeit von drei tragischen Unglücksfällen überschattet wurde, die zunächst sogar die örtliche Mordkommission auf den Plan riefen.
Ende Februar wurde unser hochgeschätzter Kollege, der mehrfach ausgezeichnete Journalist und Fotograf Carlos Kwiatkowski, auf eisglatter Straße Opfer eines tragischen Verkehrsunfalls.
Kwiatkowski, Theaterkritiker und -liebhaber, hatte das Hamlet -Ensemble im Auftrag des PaperRazzi bei der Probenarbeit begleitet. Wie sich unsere treue Leserschaft erinnern wird, erwähnten wir bereits im damaligen Nachruf, dass Salzstreuung auf den kurvenreichen Straßen der Cotswolds dieses und ähnliche Unglücke verhindert hätte und deshalb – allen ökologischen Bedenken zum Trotz – dringend wieder aufgenommen werden muss.
Nur drei Tage nach dem Tod unseres verehrten Mitarbeiters erlag Hasso von Kestring, der diesjährige Regisseur des Festivals, einem Herzinfarkt. Branchenkenner glauben an einen Erschöpfungstod, da die weltberühmte Koryphäe des deutschen Regietheaters nicht nur seinen Akteuren alles abverlangte, sondern vor allem sich selbst bei der Arbeit stets völlig verausgabte. Sein Tod hinterlässt eine kaum zu schließende Lücke – Insider behaupten sogar: Mit von Kestring
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