Dinner for one, Murder for two
einer schwarzlackierten Haustür, die sie aufschloss und einladend öffnete.
»Gleich rechts herum«, sagte Rebecca.
Sie betraten ein gemütliches Wohn- und Arbeitszimmer, dem man ansah, dass die Bewohnerin andere Prioritäten setzte, als ihre Sofakissen in der Mitte mit einem akkuraten Knick zu versehen. Auf dem Sofa lagen drei Katzen, die bei ihrem Eintreffen nur mäßig interessiert die Köpfe hoben.
»Hallo Daisy, hallo Primrose«, rief Pippa. »Und wer ist das?«
Sie zeigte auf den großen, schwarzweiß gefleckten Kater, der zwischen den beiden eleganten Katzendamen lag.
»Das ist der Streuner, den Constable Custard unter Einsatz seines Lebens während der Suche nach Paw eingefangen hat«, sagte Rebecca Davis, »ich habe ihn behalten und Rowdy getauft.«
Ehe Pippa von Rührung übermannt werden konnte, winkte Rebecca sie und Pete zu sich hinüber an den großen Esstisch, auf dem ein Laptop stand. »Her mit dem Beweisstück, Pippa.«
Rebecca Davis steckte den Stick in einen USB-Anschluss, und alle warteten gespannt. Plötzlich schepperte laute Synthesizer-Musik aus dem Lautsprecher, und auf dem Bildschirm erschien ein Schriftzug, der aussah, als hätte ihn jemand mit einer uralten Photoshop-Version selbst gebastelt. Komm rein, Liebling! stand dort in grellroten Buchstaben.
»Das ist ein Filmtrailer«, sagte Pippa verblüfft, während Rebecca den Titel leise wiederholte und die Augen zusammenkniff, damit ihr nichts entging.
Der Vorspann ging weiter, und eine Reihe bizarrer Namen lief über den Bildschirm. Pussy Colorado, Mimi Champaign, Steve Stallion …
»Ist nicht wahr – ein Porno …« Rebecca zog amüsiert an ihrer Zigarette. »Was für ein unterhaltsamer Sonntagmorgen.«
»Ihr wisst vermutlich, wie Pornonamen gerne gebildet werden?«, fragte Pete, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden, der die Zuschauer mittlerweile darüber informierte, dass es sich bei diesem Film um eine belgische Produktion handelte, die in achtzehn Sprachen zu erhalten war.
»Bitte erleuchte uns, Pete«, sagte Rebecca und seufzte ergeben.
»Ganz einfach«, Pete strahlte, »der Vorname ist der Name des Haustiers, und der Nachname die Stadt oder Gegend, in der man geboren ist. Das gilt zumindest für die Mädels.«
»Dann wäre ich also Primrose Moreton«, sagte Rebecca ironisch, »wirklich unglaublich sexy.«
Fasziniert verfolgten die drei das wilde Treiben auf dem Monitor und neigten synchron die Köpfe nach rechts, um einer besonders feurigen Verrenkung zweier Leiber folgen zu können.
»Wie bei einem Autounfall«, murmelte Pippa, »ich will es nicht, aber ich muss einfach hinsehen …«
»Kann mir bitte jemand sagen, wozu man diesen Streifen in achtzehn verschiedenen Sprachen braucht?«, fragte Rebecca und zündete sich eine Zigarette an. »Verstehen die Leute das nicht mehr ohne Synchronisation? Was ist nur aus der Welt geworden?«
» Das ist anatomisch möglich?«, rief Pete, als zwei Männer und eine Frau sich komplizierter ineinander verschlangen als eine bayerische Breze. »Ich wette, Chiropraktiker verdienen sich an denen dumm und dämlich …«
Einer der Männer warf sein langes Haar zurück und sah für einen Moment direkt in die Kamera.
»Das ist Alain Bettencourt!«, schrie Pippa entgeistert, und Rebecca fiel prompt die Zigarette aus der Hand.
»Long John Alain«, sagte Wesley und schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Ich wette, um diesen Ihr-wisst-schon-was-ich-meine beneidet ihn so mancher Mann.«
Zu den quäkenden, dissonanten Klängen des Synthesizers rackerten sich die Darsteller weiter nach Kräften ab.
»Anita Unterweger erzählte mir, von Kestring habe Alain mit den Worten Komm rein, Liebling! in sein Zimmer gerufen. Das kann kein Zufall sein. Von Kestring kannte diesen Film und seine Brisanz ganz genau …«, sagte Rebecca mit Überzeugung. »Ich sehe die Schlagzeile direkt vor mir: Frauenschwarm mit Stehvermögen .«
»Und das gerade jetzt, wo Alain die Hauptrolle in einer internationalen Serie bekommen hat«, fügte Pippa hinzu. »Er ist auf dem Weg zur ganz großen Karriere, da kann er sich keinen Skandal leisten. Dieses kleine Filmchen – falls es überhaupt das einzige dieser Art ist – kann ihm locker das Genick brechen.«
»Aber würde er wirklich dafür töten, dass nichts herauskommt?«, fragte Rebecca.
»Von Kestring musste seine Karriere auf internationalem Parkett wiederbeleben. Da lohnt es sich, einen Kollegen zu erpressen, damit dieser ihn ebenfalls bei der
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