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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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alles Dunkelheit.
    6
    Als sie erwachte, reichte Rose ihr eine Tasse Tee und redete lange auf sie ein. Andi hörte alles, aber ihre Aufmerksamkeit war von der Frau gefesselt, die sie entführt hatte. Die hatte eine besondere Ausstrahlung, vorsichtig ausgedrückt. Rose the Hat war gut ein Meter achtzig groß, hatte lange Beine in taillierten, weißen Hosen und knackig hohe Brüste in einem T-Shirt mit dem UNICEF -Logo und dem Motto: Whatever It Takes to Save a Child. Ihr Gesicht war das einer ruhigen Königin, heiter und unbeschwert. Ihr nun gelöstes Haar fiel ihr über den halben Rücken. Der ramponierte Zylinder auf dem Kopf störte das Bild, aber sonst war sie die schönste Frau, die Andi Steiner je zu Gesicht bekommen hatte.
    » Verstehst du, was ich dir gesagt habe? Ich biete dir eine Gelegenheit, Andi, und die solltest du nicht einfach ignorieren. Es ist zwanzig oder mehr Jahre her, dass wir jemand das angeboten haben, was ich dir jetzt anbiete.«
    »Und wenn ich nein sage? Was dann? Bringt ihr mich dann um? Und nehmt euch den …« Wie hatte Rose das genannt? »Diesen Steam? «
    Rose lächelte. Ihre Lippen waren voll und korallenrosa. Andi, die sich für asexuell hielt, fragte sich dennoch, wie dieser Lippenstift wohl schmeckte.
    »Du hast nicht genug Steam, als dass es sich lohnen würde, meine Liebe, und der, den du hast, wäre nicht besonders lecker. Er würde so schmecken, wie ’ne zähe alte Kuh ’nem Tölpel schmeckt.«
    »Einem was?«
    »Nicht weiter wichtig, hör einfach zu. Wir werden dich nicht umbringen. Wenn du nein sagst, werden wir einfach alle Erinnerungen an dieses kleine Gespräch auslöschen. Du wirst dich am Straßenrand in der Nähe irgendeiner Stadt wiederfinden – vielleicht Topeka oder Fargo –, ohne Geld, ohne Ausweis und ohne Erinnerung, wie du dorthin gelangt bist. Das Letzte, woran du dich erinnern wirst, ist der Moment, in dem du mit dem Mann, den du ausgeraubt und entstellt hast, in dieses Kino gegangen bist.«
    »Er hatte es verdient, entstellt zu werden!«, stieß Andi hervor.
    Rose stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich, bis sie mit den Fingern das Dach des Wohnmobils berührte. »Das ist deine Sache, Schätzchen, ich bin nicht dein Psychiater.« Sie trug keinen BH ; Andi konnte die beweglichen Punkte sehen, die ihre Brustwarzen in das T-Shirt stanzten. »Aber du solltest etwas bedenken: Wir werden dir nicht nur dein Geld und deinen zweifellos gefälschten Ausweis wegnehmen, sondern auch dein Talent. Wenn du das nächste Mal in einem dunklen Kino sitzt und einem Mann sagst, er soll einschlafen, wird er dich ansehen und fragen, was zum Teufel das soll.«
    Andi spürte, wie es ihr kalt über den Rücken lief. »Das könnt ihr doch gar nicht«, sagte sie. Aber sie erinnerte sich an die schrecklich starken Hände, die ihr ins Gehirn gegriffen hatten, und war sich ziemlich sicher, dass diese Frau sehr wohl dazu in der Lage war. Vielleicht brauchte sie ein wenig Hilfe von ihren Freunden in den Wohnmobilen, die sich wie Ferkel an den Zitzen einer Sau um ihre Behausung versammelt hatten, aber doch – sie würde es können.
    Rose ignorierte die Bemerkung. » Wie alt bist du, Liebes?«
    »Achtundzwanzig.« Seit sie die Null hinter der Drei überlebt hatte, schwindelte sie bezüglich ihres Alters.
    Rose sah sie lächelnd an, ohne etwas zu sagen. Andi erwiderte den Blick dieser wunderschönen grauen Augen ganze fünf Sekunden lang, dann musste sie nach unten sehen. Doch als sie das tat, fiel ihr Blick auf diese ebenmäßigen Brüste, die trotz fehlendem BH überhaupt nicht durchhingen. Und als sie wieder aufsah, kam ihr Blick nur bis zu den Lippen der Frau. Bis zu diesen korallenrosa Lippen.
    »Du bist zweiunddreißig«, sagte Rose. »Ach, das zeigt sich eben ein bisschen – weil du ein hartes Leben geführt hast. Ein Leben auf der Flucht. Aber du bist immer noch hübsch. Bleib bei uns, leb mit uns zusammen, und in zehn Jahren wirst du wirklich achtundzwanzig sein.«
    »Das ist unmöglich.«
    Rose lächelte. »In hundert Jahren wirst du in den Spiegel sehen und dich wie fünfunddreißig fühlen. Aber nur, bis du dir wieder Steam nimmst. Dann wirst du wieder achtundzwanzig sein, nur wirst du dich zehn Jahre jünger fühlen. Und du wirst dir oft Steam nehmen. Lange zu leben, jung zu bleiben und gut zu essen, das ist es, was ich dir anbiete. Na, wie hört sich das an?«
    »Zu schön, um wahr zu sein«, sagte Andi. » Wie diese Anzeigen, die einem sagen, wie man für zehn

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