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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Andi schrie in Todesqualen.
    » Wir sind der Wahre Knoten, und wir dauern fort«, rezitierten sie im sich kreuzenden Schweinwerferlicht der Wohnmobile. »Sabbatha hanti. Wir sind die Auserwählten, lodsam hanti. Wir sind die Glückseligen, cahanna risone hanti.« Das würde so weitergehen, bis es vorüber war. Egal wie es ausging, es dauerte nie lange.
    Andi begann wieder zu verschwinden. Ihr Fleisch wurde zu trübem Glas, durch das die Wahren ihr Skelett und das knochige Grinsen ihres Schädels sehen konnten. In diesem Grinsen glänzten ein paar silberne Plomben. Andis entkörperlichte Augen rollten wie wild in Höhlen, die nicht mehr vorhanden waren. Sie schrie immer noch, doch nun war das Geräusch dünn und hallend, als käme es aus einem weit entfernten Saal.
    9
    Rose dachte erst, Andi würde aufgeben, weil sie das taten, wenn der Schmerz zu stark wurde, aber die da war ganz schön taff. Unablässig schreiend, trieb sie wieder an die Oberfläche. Ihre neu entstandenen Hände packten die von Rose mit irrer Kraft und zogen sie nach unten. Rose beugte sich vor, ohne den Schmerz richtig wahrzunehmen.
    »Ich weiß, was du willst, Zuckerpuppe. Komm zurück, und du wirst es bekommen.« Sie senkte den Mund zu dem von Andi und liebkoste deren Oberlippe mit der Zunge, bis die Lippe sich in Dunst verwandelte. Ihre Augen jedoch, starr auf die von Rose gerichtet, blieben.
    »Sabbatha hanti«, rezitierte der Chor. »Lodsam hanti. Cahanna risone hanti.«
    Andi kam zurück. Um ihre starren, schmerzerfüllten Augen herum wuchs ein Gesicht. Ihr Körper folgte. Einen Moment lang konnte Rose die Knochen der Arme sehen, die Knochen in den Fingern, die ihre umklammerten, dann war Andi wieder von Fleisch umhüllt.
    Rose küsste sie ein weiteres Mal auf den Mund. Trotz ihren Schmerzen reagierte Andi, und Rose hauchte ihre eigene Essenz in die Kehle der jüngeren Frau.
    Die will ich haben. Und was ich will, das kriege ich.
    Andi verblasste wieder, aber Rose spürte, wie sie dagegen ankämpfte. Sich durchsetzte. Sich von der kreischenden Lebenskraft nährte, die sie durch ihren Hals in die Lunge eingesogen hatte, statt zu versuchen, sie abzuwehren.
    Andi hatte sich zum ersten Mal Steam genommen.
    10
    Die folgende Nacht verbrachte das neueste Mitglied des Wahren Knotens im Bett von Rose O’Hara, und zum ersten Mal in ihrem Leben empfand sie beim Sex etwas anderes als Abscheu und Schmerz. Andis Kehle war von den Schreien, die sie auf der Gartenliege ausgestoßen hatte, ganz wund, doch nun schrie sie wieder, als das neue Gefühl – so genüsslich, wie ihre Umwandlung schmerzhaft gewesen war – ihren Körper ergriff und ihn abermals durchscheinend zu machen schien.
    »Schrei, so viel du willst«, sagte Rose und blickte zwischen ihren Oberschenkeln zu ihr hoch. »Das haben die anderen schon oft gehört. Die guten wie die schlimmen Schreie.«
    »Ist Sex für jeden so?« Wenn dem so war, was hatte sie da nur versäumt! Was hatte ihr Vater, dieser Dreckskerl, ihr da nur geraubt! Und da hielten die Leute sie für eine Diebin?
    »Für uns ist Sex so, wenn wir uns Steam genommen haben«, sagte Rose. »Mehr brauchst du nicht zu wissen.«
    Sie senkte den Kopf, und es ging von vorn los.
    11
    Kurz vor Mitternacht saßen Token-Charlie und Baba the Red auf der unteren Stufe von Charlies Bounder-Wohnmobil, rauchten gemeinsam einen Joint und betrachteten den Mond. Aus Rose’ EarthCruiser hörte man weitere Schreie.
    Charlie und Baba sahen sich an und grinsten.
    »Da genießt es aber jemand«, bemerkte Baba.
    » Wieso auch nicht«, sagte Charlie.
    12
    Als Andi im ersten Tageslicht aufwachte, lag ihr Kopf auf Rose’ Brüsten. Sie fühlte sich völlig anders; sie fühlte sich überhaupt nicht anders. Sie hob den Kopf und sah, dass Rose sie mit ihren bemerkenswerten grauen Augen beobachtete.
    »Du hast mich gerettet«, sagte Andi. »Du hast mich zurückgeholt.«
    »Alleine hätte ich das nicht geschafft. Du wolltest kommen.« In mehr als einer Hinsicht, Zuckerpuppe.
    » Was wir danach gemacht haben … das können wir nicht wieder tun, stimmt’s?«
    Rose schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein. Und das ist in Ordnung so. Manche Erfahrungen können absolut nicht getoppt werden. Außerdem will mein Typ mich heute wiederhaben.«
    » Wie heißt der?«
    »Offiziell Henry Rothman, aber nur für die Tölpel. Sein Wahrer Name ist Crow Daddy.«
    »Liebst du ihn? Das tust du nicht, stimmt’s?«
    Rose lächelte, zog Andi zu sich heran und küsste sie. Aber sie gab

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