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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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– für eine Weile, nicht lange –, aber jetzt im Moment brauchst du mich.«
    »Abra, das ist ein Befehl!«
    Sie kreuzte die Arme und blieb an Ort und Stelle auf dem Kaktusteppich stehen.
    »Oje.« Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Du bist ein ganz schön harter Brocken.«
    Sie ergriff seine Hand. » Wir werden es gemeinsam zu Ende bringen. Komm jetzt. Wir wollen raus aus diesem Zimmer. Hier gefällt es mir nämlich doch nicht so besonders.«
    Die Finger der beiden flochten sich ineinander, und das Zimmer, in dem er eine Weile als Kind gewohnt hatte, löste sich auf.
    4
    Dan hatte Zeit zu registrieren, dass die vordere Stoßstange von Billys Pick-up sich um einen der dicken Pfosten gewickelt hatte, die das Dach der Welt trugen. Aus der Kühlerhaube stieg Dampf auf. Er sah die Schaufensterpuppenversion von Abra aus dem Beifahrerfenster hängen, einen Kunststoffarm keck in die Luft gereckt. Er sah, wie Billy versuchte, die lädierte Fahrertür zu öffnen. An einer Seite seines Gesichts lief Blut herab.
    Etwas packte Dan am Kopf. Kräftige Hände, die den Kopf drehten und versuchten, ihm das Genick zu brechen. Dann waren Abras Hände da und rissen die von Rose weg. Abra blickte nach oben. »Da musst du dich schon mehr anstrengen, du feige alte Hexe!«
    Rose stand am Geländer und blickte herab. Sie hatte ihren hässlichen Hut aufgehoben und rückte ihn auf dem Kopf wieder zurecht. »Na, war das fein, die Hände deines Onkels an der Gurgel zu spüren? Was denkst du jetzt von ihm?«
    »Das warst du, nicht er.«
    Rose grinste. Ihr blutiges Maul klaffte auf. »Keineswegs, meine Liebe. Ich hab nur das verwendet, was in ihm ist. Das solltest du eigentlich wissen, bist du doch genau wie er.«
    Sie versucht, uns abzulenken, dachte Dan. Aber wovon? Von dem da?
    Es war ein kleiner, grüner Bau – vielleicht eine Außentoilette, vielleicht auch ein Schuppen, in dem irgendetwas aufbewahrt wurde.
    (kannst du)
    Er musste den Gedanken nicht vollenden. Abra wandte sich dem Schuppen zu und richtete den Blick darauf. Das Vorhängeschloss ächzte, schnappte auf und fiel ins Gras. Die Tür schwang auf. Bis auf ein paar Werkzeuge und einen alten Rasenmäher war der Schuppen leer. Dan glaubte zwar, etwas darin zu spüren, aber das lag wohl nur an seinen überreizten Nerven. Als die beiden wieder nach oben blickten, war Rose nicht mehr zu sehen. Sie hatte sich vom Geländer zurückgezogen.
    Billy schaffte es endlich, die Tür seines Wagens aufzudrücken. Er stieg aus, taumelte, blieb jedoch stehen. »Danny? Alles in Ordnung?« Und dann: »Ist das Abra? Menschenskind, die ist ja kaum vorhanden!«
    »Hör zu, Billy. Schaffst du es, bis zu dem Blockhaus da zu gehen?«
    »Glaub schon. Was ist mit den Leuten da drin?«
    »Die gibt’s nicht mehr. Ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn du dich jetzt sofort auf den Weg machst.«
    Billy widersprach nicht. Wie ein Betrunkener schwankend, stapfte er den Abhang hinauf. Dan deutete auf die Plattformtreppe und hob fragend die Augenbrauen. Abra schüttelte den Kopf
    (genau das will sie)
    und führte Dan rund um die Stützpfosten bis an eine Stelle, wo sie den oberen Rand von Rose’ Zylinder sehen konnten. Dadurch lag der kleine Geräteschuppen nun in ihrem Rücken, was Dan jedoch nicht störte. Schließlich hatte er gesehen, dass niemand darin lauerte.
    (Dan ich muss jetzt nach Hause bloß eine Minute ich muss mich um)
    Ein Bild tauchte in ihm auf: ein Feld voller Sonnenblumen, die alle gleichzeitig aufgingen. Sie musste sich um ihren physischen Körper kümmern, und das war gut. Das war richtig.
    (geh nur)
    (ich komme zurück sobald)
    (geh nur Abra ich schaffe es schon)
    Und wenn er Glück hatte, war es vorüber, wenn sie wiederkam.
    5
    In Anniston sahen John Dalton und die Stones, wie Abra tief Atem holte und die Augen aufschlug.
    »Abra!«, rief Lucy. »Ist es vorbei?«
    »Bald.«
    » Was ist denn das da an deinem Hals? Sind das etwa blaue Flecke?«
    »Mama, bleib, wo du bist! Ich muss wieder zurück. Dan braucht mich.«
    Sie griff nach Hoppy, aber bevor sie den alten Stoffhasen fassen konnte, klappten ihre Augen zu, und ihr Körper regte sich nicht mehr.
    6
    Rose, die vorsichtig über das Geländer gespäht hatte, sah Abra verschwinden. Das kleine Aas konnte nur begrenzte Zeit dableiben, dann musste sie zurück, um sich ein wenig zu erholen. Sie war auf dem Campingplatz auf dieselbe Weise anwesend wie damals im Supermarkt, bloß war die jetzige Erscheinung wesentlich kraftvoller.

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