Doktor Proktor im Goldrausch
eine echte Chance.«
»Nein, es tut mir leid, weil ich diesen Idioten getreten habe. Ich hätte ihn verletzen können.«
»Na das will ich doch hoffen, aus tiefstem Herzen!«, sagte Krillo. »Verflixt, ich sehe gerade, dass er sich noch bewegt.«
Ganz richtig, zehn Minuten später war Ibranaldovez wieder auf dem Spielfeld. Er rieb sich die eine Pobacke, schien aber wild entschlossen, noch ein Tor zu schießen.
Zwei Lattentreffer und drei Torwartparaden später sah Krillo auf die Uhr und stellte fest, dass noch eine Minute zu spielen war. Die Chelchester-Fans stöhnten verzweifelt, rauften sich die Haare und kauten sich die Nägel, ja fast die ganzen Finger ab.
»Wenn wir diese Ecke noch abwehren, gewinnen wir das Ding!«, flüsterte Krillo.
Die Ecke kam hoch vor das Tor. Zwei Spieler sprangen nach oben: der Torwart von Rotten Ham und Ibranaldovez.
»Das geht gut!«, flüsterte Krillo. »Er kommt mit seinem Kopf nicht höher als unser Torwart mit den Händen.«
Dann klappte der Torwart unvermittelt zusammen, als hätte ihm jemand ein Knie in den Bauch gerammt. Und über die Hände des Torwarts erhob sich eine andere Hand. Eine sehr spezielle Hand. Ibranaldovez’ Hand… und klatschte gegen den Ball.
Schwupp!
»Tor!«, brüllten die Chelchester-Fans.
»Hand!«, brüllten die Rotten-Ham-Anhänger.
»Eine ganz spezielle Hand«, schrie Maximus Rublov.
»Volleyball«, schrie Krillo.
»Tor«, sagte der Schiedsrichter und zeigte zum Mittelkreis.
Ibranaldovez lief jubelnd an der Haupttribüne entlang, blieb vor der Bank von Rotten Ham stehen, beugte sich zu Bulle hinunter und flüsterte triumphierend: »Ätsch, es hat überhaupt nicht wehgetan.«
Unsere Freunde und Krillo saßen geistesabwesend da, während der Schiedsrichter Rotten Ham anstoßen ließ, ehe er das Spiel abpfiff.
2:2.
»Und was jetzt?«, fragte Lise.
»Verlängerung«, sagte Krillo. »Du musst dich aufwärmen.«
»Ich?«
»Einen anderen Ersatzspieler haben wir nicht.« Krillo deutete mit dem Kopf in Richtung Tor, wo der Torwart lag und sich den Bauch hielt, während er auf eine Trage gelegt wurde.
Lise schluckte. Jetzt würde sie kriegen, worum sie immer gebeten hatte. Dass die ganze Welt sie sah.
Kapitel 23
Verlängerung
(Sag mal, werden
die denn nie
fertig?)
I ch will da nicht raus und… und… mich vor der ganzen Welt blamieren!«
Lise trat wütend in den Rasen und schaute finster zu den Tribünen und den Fernsehkameras.
»Wären meine Füße klein genug für den Wanderschuh, würde es wenigstens Sinn machen, dass ich spiele, aber so…«
»Ich weiß«, sagte Doktor Proktor und schaute zum Schiedsrichter, der schon in Richtung Mittellinie unterwegs war, um die Verlängerung anzupfeifen. »Aber wir dürfen nichts unversucht lassen, dieses Spiel zu gewinnen! Bleibt es unentschieden, wird am nächsten Samstag wiederholt, dann ist es zu spät.«
»Bitte, Lise!«, sagte Bulle. »Wenigstens musst du nicht ins Tor.« Er zeigte auf das Tor, wo Smale Langehand mit seinen Handschuhen und dem Torwarttrikot stand. Er hatte noch nie im Tor gestanden, aber da das bei allen anderen Spielern von Rotten Ham auch der Fall war, hatte Krillo mit einem schnellen »Ene-mene-minke-muh-Chinakohl-im-Tor-stehst-du« entschieden. Das Chinakohl-Los war dabei auf Smale Langehand gefallen.
Der Schiedsrichter pfiff das Spiel wieder an. Lise war linke Außenverteidigerin. Krillo hatte ihr gesagt, dass sie den blauen Trikots so viel wie möglich vor den Füßen herumlaufen sollte. Mehr verlangte er im Großen und Ganzen nicht von ihr.
Es ist schon seltsam, wie manchmal das Schicksal eingreift und einen Menschen zum exakt richtigen Zeitpunkt im Leben auf den exakt richtigen Punkt platziert.
Ich rede hier jetzt nicht von Lise. Die wenigen Male, die Lise auch nur in der Nähe des Balls war, lief oder guckte sie meistens in die falsche Richtung oder schätzte völlig falsch ein, wie so ein Ball rollt, springt und sich allgemein verhält.
Ich rede von Smale Langehand.
»Sensationelle Torwartparade!«, schrie der Radioreporter dem Nebenkommentator ins Ohr, nachdem Ibranaldovez den Ball ganz unten in die Ecke geköpft hatte. Smale war mit einem Tigersprung dort, hatte einen seiner unglaublich langen Arme ausgestreckt, die Hand zwischen Ball und Boden geschoben und ihn über die Querlatte geboxt.
»Gordon, so was habe ich nicht mehr gesehen, seit… seit…«
»Langehand in die Nationalmannschaft, JETZT!«, johlte der Fernsehreporter, als Smale mit
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