Doktorfick (German Edition)
hartnäckiger Nachfrage keine definitive Antwort erhalten, was sie noch misstrauischer gemacht hatte.
Das Hinweisschild auf die Ausfahrt tauchte auf. Nicolette verringerte das Tempo und verließ die Autobahn. Danach ging es erst durch eine Bilderbuchkleinstadt, dann musste sie ein paar Kilometer einer Landstraße folgen, um schließlich in einen geteerten Feldweg einzubiegen, der sich durch Wiesen und Lavendelfelder bergan schlängelte.
Die Strecke wurde immer kurviger und steiler. Dann kam ein kleines Waldstück und noch mal eine Abzweigung, die so steil bergauf führte, dass Nicolette in den zweiten Gang zurückschalten musste.
Plötzlich wich der Wald und sie sahen vor sich die Fassade der Schlossburg leuchten. Es war eine herrliche Anlage mit zwei hohen Türmen und großen Bogenfenstern, in denen sich die Abendsonne spiegelte.
Eine hohe Mauer und ein großes, schmiedeeisernes Tor wehrten Eindringlinge ab. Als Nicolette darauf zufuhr, öffneten sich die Flügel wie von Geisterhand, sodass Nicolette ungehindert auf den gekiesten Schloss-hof fahren konnte.
Noch bevor sie den Zündschlüssel umgedreht hatte, traten zwei Diener in perfekt sitzenden, dunklen Anzügen aus dem imposanten Portal, eilten die breite Treppe hinunter und rissen die Autotüren auf.
„Wahnsinn!“, entfuhr es Carole.
Nicolette beäugte die Männer misstrauisch, konnte allerdings nichts Verdächtiges an ihnen feststellen. Im Gegenteil, die beiden waren richtige Schnuckelchen. Groß, mit breiten Schultern, schmalen Hüften und langen Beinen. Genau der Typ Mann, den Nicolette bevorzugte.
In der Halle wurden sie von einer jungen Frau in Schwesterntracht erwartet, die sie die Treppe hinauf zu ihren Zimmern führte. Angesichts des großen, luxuriös ausgestatteten Raumes blieb Nicolette buchstäblich die Luft weg.
„Wahnsinn!“, rief auch Carole aus, die das Zimmer neben Nicolettes bewohnte. Die beiden Räume waren durch eine Tür verbunden, die weit offen stand. „Das ist ja paradiesisch.“
„Unsere Patientinnen sollen sich bei uns wohlfühlen“, sagte die Schwester. „Sie werden sich jetzt sicher erst mal von der Fahrt ausruhen und etwas frisch machen wollen. In einer halben Stunde hole ich Sie dann zum Erstgespräch bei docteur Jules Benoit ab.“
„Danke“, hörte Nicolette Carole sagen, gleich darauf erschien die Krankenschwester auch in ihrem Zimmer.
„Wenn Sie möchten, würde ich Ihnen gern rasch die wichtigsten Einrichtungen in unserem Haus zeigen.“
Eigentlich hatte Nicolette vorgehabt, ihren Koffer auszupacken, aber sie war viel zu neugierig auf das Haus, um warten zu wollen.
„Ich bin übrigens Schwester Agnes“, stellte sich die junge Frau vor, während sie Nicolette einen Flur entlang führte, von dem rechts und links mehrere Türen abgingen. „Sie können sich mit allen Fragen gern an mich wenden.“
„Danke, sehr nett von Ihnen.“ Während sie an den Türen vorbeiliefen, betrachtete Nicolette ihre Begleiterin unauffällig.
Sie war höchstens fünfundzwanzig und super gebaut. Ihre Brüste drohten fast, den Kittel zu sprengen, ihre langen schlanken Beine wurden von hohen Riemchensandaletten betont, die ihre kleinen Füße zierten.
„Wir befinden uns im Wohntrakt“, fuhr Schwester Agnes fort. „Hinter den Türen befinden sich die Schlafzimmer unserer Patientinnen.“
Sie erreichten die Treppe, stiegen ins Erdgeschoss hinunter und betraten die Halle.
„Das ist unser Speisesaal.“ Agnes stieß eine Tür auf und gab Nicolette den Blick in einen großen, geschmackvoll eingerichteten Raum frei, der eher dem Speiseraum eines eleganten Restaurants glich, als dem Essraum einer Klinik. „Und hier …“ Agnes wandte sich um und ging auf eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite zu, „ist unsere Bibliothek mit dem Wintergarten.“
Nicolette nickte bewundernd angesichts des saalartigen Raumes mit Fenstertüren und deckenhohen Regalen. In der Mitte standen wie Inseln bequeme Sessel, zu denen jeweils ein Tischchen und eine Stehlampe gehörten. Bei näherem Hinsehen erkannte Nicolette, dass es sich bei den Büchern ausschließlich um erotische Literatur handelte.
Der Wintergarten war ebenfalls pompös ausgestattet mit tropischen Pflanzen und Rattanmöbeln. Ein Springbrunnen plätscherte in einer Ecke, er bestand aus einem muschelförmigen Becken, aus dessen Mitte sich ein eng umschlungenes Pärchen erhob.
Viel Zeit zum Umschauen blieb Nicolette nicht, denn Agnes schickte sich bereits an, die Räume zu
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