Dolly - 01 - Dolly sucht eine Freundin
gedacht.”
Dolly erzählte Susanne davon. “Ich verstehe schon, was Alice meint. Und es wäre für Marlies dann tatsächlich schlimmer, weil alle sie ausschimpfen würden. Daran haben wir beide nicht gedacht, Susanne. Alice ist doch gescheit.”
“Ja. Zu gescheit manchmal. Sie hat nur etwas vergessen.”
“Was?”
“Daß du es sein wirst, die um Hilfe schreit”, sagte Susanne. “Alle wissen, wie sehr Marlies dich bewundert und daß sie für dich alles tun würde – wenn du es sie nur tun ließest. Nun, hier kann sie es beweisen. Und sie wird es tun! Du wirst sehen, daß ich recht habe. Gib Marlies eine Gelegenheit! Alice sieht bloß ein Wickelkind in ihr. Doch sie kann mehr sein, wenn es sich um einen Menschen handelt, den sie liebt.”
“Gut, Susanne. Ich versuche es”, sagte Dolly. “Ich fürchte trotzdem, daß Alice recht hat. Sie ist wirklich tüchtig, und ich wollte, sie wäre nicht mit Betty befreundet, sondern mit mir.”
Susanne sagte nichts mehr. Sie spielte mit Dolly Domino und war recht still. Bald darauf kam die Schwester und schickte Dolly weg. Dolly hatte ja noch Schularbeiten zu machen.
“Ich werde es trotzdem mit Susannes Plan wegen Marlies versuchen”, berichtete sie Alice.
“Willst du mit Betty zusammen die anderen dann in den flachen Teil des Wassers locken, wenn ihr Marlies am tiefen Ende stehen seht? Dann werde ich schreien! Und es wird sich herausstellen, ob Marlies es fertigbringt, mir den Ring zuzuwerfen. Schwer ist es ja nicht.”
“Für sie doch” meinte Alice ein bißchen ärgerlich weil Dolly an dem Plan festhielt. “Immerhin – wir werden sehen.”
Am nächsten Nachmittag wurde die Sache ausgeführt. Die Mädchen der ersten Klasse gingen schwatzend in ihren Badeanzügen und Frotteemänteln hinunter ans Wasser.
Marlies hatte kein Badezeug an und war vergnügt. Dolly rief ihr zu: “Du kannst mir Münzen ins Wasser werfen, Marlies, und zusehen, wie im an der tiefen Stelle danach tauche.”
“Fein”, rief Marlies erfreut. Eilfertig suchte sie in ihrem Geldtäschchen nach ein paar Pfennigen.
Die Mädchen gingen ins Wasser. Manche sprangen, andere tauchten. Nur Evelyn stieg vorsichtig die Stufen hinunter. Aber selbst sie kam mit einem Mal schnell voran: Irgend jemand gab ihr einen Stoß. Als sie wütend und entrüstet wieder hochkam, war niemand in ihrer Nähe.
Marlies stand vor der tiefen Stelle des Wassers und beobachtete die anderen. Oft blickte sie zu Dolly hin. Sie bewunderte ihre Schwimmkünste: wie sie das Wasser mit ihren kräftigen braunen Armen teilte und sich von den Wellen treiben ließ.
“Kommt ans andere Ende, wir wollen um die Wette schwimmen”, rief Alice plötzlich. “Los, kommt alle!”
“Im bleibe noch hier und tauche nach Münzen”, rief Dolly zurück. “Wenn ihr kommt, schwimme ich euch aus dem Weg. Los, Marlies, fang an.”
Alice und Betty, die einzigen, die von Dollys Plan wußten, beobachteten, was geschah.
Beide waren überzeugt, daß Marlies weinen und wie angewurzelt stehen bleiben würde, wenn Dolly schrie. Die anderen planschten herum und stellten sich für das Wettschwimmen auf. Marlies warf einen Pfennig ins Wasser, und Dolly tauchte danach. Im Nu brachte sie ihn wieder herauf. “Den nächsten”, rief sie. Marlies warf eine neue Münze. Dolly tauchte abermals.
Jetzt war es an der Zeit! Japsend kam sie an die Oberfläche. “Hilfe, Hilfe!” schrie sie. “Ich habe einen Wadenkrampf! Schnell, Marlies, den Rettungsring. Den Rettungsring’! Hilfe, Hilfe!”
Sie warf die Arme in die Luft, schlug um sich und tat, als müsse sie untergehen. Wie versteinert stand Marlies da und starrte.
“Genau wie ich es mir vorgestellt habe”, sagte Alice leise zu Betty. “Nicht mal den Rettungsring kann sie holen!”
“Hilfe!” schrie Dolly gellend, und zwei oder drei Mädchen kamen heran.
Doch noch schneller war jemand anders zur Stelle! Es gab einen Platsch, und im Wasser schwamm – in den Kleidern! – die erschrockene Marlies, obwohl sie doch gar nicht richtig schwimmen konnte. Sie erreichte Dolly tatsächlich und streckte die Arme nach ihr aus, um sie zu retten!!!
Als Dolly zum zweitenmal den Kopf aus dem Wasser streckte, war sie vollkommen verblüfft, neben sich Marlies’ , nassen Kopf zu sehen.
“Halt dich an mir fest, Dolly, halt dich fest!” keuchte Marlies. “Ich rette dich!”
Gut gemacht, Marlies!
Da aber kamen zwei oder drei Wettschwimmerinnen herangekeucht. Vor Anstrengung und Eifer hatten sie nicht erkannt, was los war. Eine
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