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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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1. Kapitel
Steinkauf
    »Tod«, sagte der Besitzer deutlich und zeigte den Stein vor.
Es war ein hellroter Rubin mit zahlreichen Facetten, in einen schlichten Goldring gefaßt. Er wog
ein ganzes Karat - für einen Stein von solcher Qualität war er recht groß.
Zane schüttelte den Kopf, ein Frösteln überfiel ihn.
»Den will ich nicht!«
Der Mann lächelte, ein oberflächlicher und geübter Gesichtsausdruck, den er für die
unterschiedlichsten Zwecke bereithielt.
Er war gut gekleidet, aber ein wenig bläßlich, wie jemand, der zu lange im Schatten geblieben
war.
»Sie mißverstehen mich, mein Herr. Dieses prachtvolle Juwel bringt Ihnen nicht den Tod. Es tut
vielmehr das genaue Gegenteil davon.«
Das beruhigte Zane nicht besonders.
»Warum heißt es dann...?«
»Todesstein.«
Schon wieder dieses ärgerlich herablassende Verziehen des Gesichts, als der Besitzer die
unwissende Sorge des störrischen Kunden besänftigte. »Er kündet seinem Träger lediglich das
nahende Ende an, indem er dunkel wird. Geschwindigkeit und Intensität der Veränderung geben Ihnen
Hinweise auf die möglichen Umstände Ihres Ablebens - so daß Sie ausreichend Zeit haben, um ihm
aus dem Weg zu gehen.«
»Aber ist das denn nicht ein Paradox?«
Zane hatte schon öfter Anzeigen gesehen, in denen solche Steine angepriesen wurden, meistens zu
exorbitanten Preisen; er hatte die Behauptungen der Werbung jedoch lediglich für
verkaufsfördernde Übertreibungen gehalten.
»Eine Prophezeiung ist doch ungültig, wenn sie nicht...«
»Das ist kein Paradox«, meinte der Besitzer mit der unerschütterlichen Sicherheit des
Fachmanns.
»Lediglich eine angemessene Vorwarnung. Einen besseren Service können Sie kaum bekommen, mein
Herr. Denn was wäre schließlich wertvoller als das Leben?«
»Vorausgesetzt, man führt auch ein lebenswertes Leben«, bemerkte Zane säuerlich. Er war ein
junger Mann von keinem bemerkenswerten Körperbau oder Aussehen, mit Aknenarben, die weder
Medikamente noch Fleckenzauber hatten vollständig beseitigen können. Sein Haar besaß eine
spülwasserbraune Farbe und war etwas ungekämmt, und seine Zähne waren von uneleganter
Unregelmäßigkeit.
Er war offensichtlich ein depressiver Typ.
»Na schön, dann verdunkelt er sich also, man ändert seinen Kurs und stirbt nicht. Man glaubt, daß
die Warnung des Steins einen gerettet hätte. Aber das könnte genausogut eine willkürliche
Veränderung des Steins gewesen sein. Farbzauber gibt es schließlich im Dutzend billiger. Es gibt
keinerlei Möglichkeit, zu beweisen, daß die Prophezeiung zutreffend war. Und auf der anderen
Seite - angenommen, er verdunkelt sich nicht und man stirbt, wie sollte man sich da noch
beschweren? Schließlich ist man dann ja tot! «
Er kratzte sich zerstreut an einer Narbe. »Wenn sich das Ding irrt, wie soll man da noch
Regreßansprüche anmelden?«
»Sie glauben es nicht?« fragte der Besitzer mit fachmännischem Stirnrunzeln. Abgesehen von seinem
Teint war er ein mittelmäßig gutaussehender Mann mittleren Alters, dessen Haar verzaubert worden
war, um eine kastanienbraune Dauerwelle zu erhalten.
»Ich führe ein anständiges Geschäft. Ich kann Ihnen versichern, daß alle meine Zaubersteine echt
sind.«
»Der Legende zufolge reitet der Tod auf einem schwarzen Pferd«, erwiderte Zane, der sich für
seine eigene Melancholie zu erwärmen begann. Offensichtlich war er auf diesem Gebiet nicht ganz
unkundig. »Ich bezweifle, daß ein toter Gegenstand, ein gefärbter Korundklumpen, diesen
gefürchteten Reiter derart einfach bremsen kann. Wenn man die Ungewißheit der Situation bedenkt,
hat der Stein für seinen Besitzer praktisch keinerlei Nutzen. Er kann ihn nur dadurch prüfen, daß
er sieht, wie er sich verfärbt, um sich dann zu weigern, an seinen geplanten Schritten etwas zu
ändern. Wenn es eine echte, gültige Vorhersage ist, ist er dem Untergang geweiht. Wenn nicht, ist
er hereingelegt worden. Bei diesem Spiel kann man nie gewinnen. Von der Sorte habe ich schon mehr
als genug gespielt.«
»Ich werde Ihnen eine Vorführung geben«, sagte der Besitzer, der in seinem Kunden einen morbiden
Zug entdeckte, welcher ihn für ein aggressives, entsprechend ausgeklügeltes Verkaufsgespräch
anfällig machen würde. »Skeptizismus ist immer eine gesunde Eigenschaft, mein Herr, und Sie sind
offensichtlich viel zu intelligent, um sich von einer fehlerhaften Ware täuschen zu lassen. Der
Wert des Steins läßt sich beweisen!«
Zane

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