Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat
ihr.
Zur Überraschung der Mädchen begann sie plötzlich leise vor sich hin zu summen, als wäre sie ganz allein im Zimmer!
Fräulein Peters war verblüfft. Die Mädchen kicherten. Dolly wußte, was in Will vorging. Sie kannte dieses leise Summen: Will tat es stets, wenn Donner sich an ihre Schulter schmiegte.
Sie träumt sicher davon, daß sie bei Donner ist, dachte Dolly. Sie ist überhaupt nicht hier!
Fräulein Peters aber wußte nicht, was sie von Wilhelmina halten solle. “Wilhelmina, bist du taub?” fragte sie. “Was ist los mit dir? Willst du mich endlich einmal anhören? Ich spreche schon eine ganze Weile mit dir.”
" Ich habe gerade an Donner gedacht, Fräulein Peters"
“Ach, entschuldigen Sie bitte”, sagte Will, die langsam zu sich kam. “Haben Sie wirklich mit mir gesprochen? Vielleicht haben Sie immer Wilhelmina zu mir gesagt. Wenn Sie mich Will nennen, höre ich sofort. Sie müssen nämlich wissen, daß…!”
Fräulein Peters sah sie mißbilligend an. Was für ein seltsames Mädchen! “In Zukunft, Wilhelmina, paß bitte auf alles auf, was ich sage, dann brauche im dich überhaupt nicht mit Namen anzureden! Und welche Dreistigkeit von dir, zu verlangen, daß ich dich Will nenne!”
Will sah sie erstaunt an. “Ach Fräulein Peters, ich bin nicht dreist. Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht zugehört habe. Im habe an Donner gedacht!”
“Donner?” sagte Fräulein Peters, die keine Ahnung hatte, daß Wills Pferd Donner hieß. “Wie kannst du an so einem sonnigen Tag an Donner denken? Du bist reichlich albern!”
Die Mädchen konnten ihr Gekicher kaum unterdrücken. Sie wußten natürlich, daß Will von ihrem Pferde sprach, aber das arme Fräulein Peters wurde immer ungeduldiger.
“Jetzt ist es genug, Wilhelmina”, sagte sie. “Jetzt reden wir nicht mehr von Donner und Blitz oder…”
“Ach – woher wissen Sie denn, daß das Pferd meines Bruders Blitz heißt?” sagte Will entzückt und nun ihrerseits begriffstutzig. Sie dachte ganz ehrlich, daß Fräulein Peters von Pferden spräche.
Jetzt war Fräulein Peters vollends von Wilhelminas Unverschämtheit überzeugt. Sie blickte sie an. “Hast du dein Buch auf Seite 33 aufgeschlagen?” fragte sie. “Nein? Das wußte ich ja. Wie kannst du der Stunde folgen, wenn du nicht einmal die richtige Seite aufgeschlagen hast!”
Will schlug hastig Seite 33 auf. Sie versuchte, alle Gedanken an Donner aus ihrem Kopf zu verdrängen. Sie gab einen leisen, schnalzenden Laut von sich, so daß Alice und Irene sich angrinsten.
“Pferdetoll!” flüsterte Alice, und als Fräulein Peters der Klasse einmal kurz den Rücken zudrehte, schaukelte Alice hin und her, als wenn sie auf einem trabenden Pferd säße, so daß die Klasse in wieherndes Gelächter ausbrach.
Das war endlich einmal wieder ein richtiger Spaß! dachte Dolly bei sich. Wir haben lange keinen gehabt!
Während der ersten zwei Wochen war es sonnig, aber kalt. Die Mädchen drängten sich zu den Plätzen an der Heizung des Gemeinschaftsraums. Evelyn, Margot und Diana beschwerten sich am meisten über die Kälte. Kein Wunder – sie trieben wenig Sport und waren deshalb sehr empfindlich.
Will schien die Kälte überhaupt nichts auszumachen. Sie war schon braungebrannt, obwohl es noch früh im Jahr war. Auch Dolly und Alice waren viel im Freien beim Sport.
Evelyn konnte das nicht verstehen, und weil Margot genauso verfroren war, stellten sie beide wieder ihre alte Freundschaft her, wenn sie über Dolly und Alice lästerten.
Marilyn schien es nach wie vor in der vierten Klasse nicht zu gefallen. Sie kam abends meist unter irgend einem Vorwand in den Gemeinschaftsraum von Klasse 3, um sich mit Dolly und den anderen zu unterhalten.
“Hast du schon eine besondere Freundin?” erkundigte sich Dolly einmal bei ihr.
“Das sind aufgeblasene Dinger in der vierten Klasse”, antwortete Marilyn verlegen. “Die scheinen zu denken, daß ich mich nicht anstrenge. Und sie meinen, das Ende der Welt sei nahe, weil ich nicht versessen darauf bin, in eine der Sportmannschaften von Möwenfels zu kommen.”
“Aber du bist doch groß, du würdest zum Beispiel gut in die Handballmannschaft passen”, sagte Dolly und betrachtete sie von Kopf bis Fuß.
“Handball! Im will gar nicht Handball spielen!” sagte Marilyn. “Und wenn ich mir schon die Mannschaftsführerin ansehe, diese Helga Heinemann, oder wie sie heißt. Groß wie ein Pferd und ebenso plump! Brüllt und hopst auf dem Sportplatz herum wie eine
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