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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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und stieß wütend einen langen, verwickelten und verzweifelten Fluch aus.
    Brusco schaute ihn an.
    «Ein Tintenfleck!» erklärte Peppone und schloß das Abrechnungsbuch.
    «Die üblichen schlechten Federn von diesem Dieb Barchini», bemerkte Brusco und hütete sich davor, zu sagen, die Geschichte mit dem Tintenfleck stimme nicht überein mit dem Umstand, daß Peppone mit einem Bleistift schrieb.
    Als sie draußen waren in der Nacht und an die Kreuzung kamen, hielt Peppone inne, als ob er zu Brusco etwas sagen wollte. Dann schnitt er kurz ab:
    «Wir sehen uns also morgen.»
    «Morgen, Chef. Gute Nacht!»
    «Addio, Brusco!»
    Es war schon knapp vor Weihnachten, und man mußte dringend die kleinen Statuen für die Krippe aus der Kiste holen, sie abstauben, hie und da die Farben ausbessern, einige auch reparieren. Es war schon sehr spät. Don Camillo arbeitete aber noch in der Sakristei. Er hörte am Fenster klopfen und ging nach einer Weile, aufmachen, weil es sich um Peppone handelte.
    Peppone ließ sich nieder, während Don Camillo weiter seiner Beschäftigung nachging, und beide schwiegen lange.
    «Himmelherrgott!» rief auf einmal wütend Peppone.
    «Bist du in die Sakristei gekommen, um hier zu fluchen?» erkundigte sich ruhig Don Camillo. «Hättest du nicht fluchen können, als du im Parteihaus warst?»
    «Man kann nicht einmal im Parteihaus mehr fluchen», murmelte Peppone.
    «Man muß dort immer jedem dahergelaufenen Buben Rede stehen.»
    Don Camillo fuhr fort, den Bart des heiligen Josef mit Bleiweiß anzustreichen.
    «Ein Ehrenmann kann auf dieser schmutzigen Welt nicht mehr leben», rief Peppone nach einer Weile.
    «Und was geht das dich an?» fragte Don Camillo. «Bist du vielleicht inzwischen ein Ehrenmann geworden?»
    «Ich war immer einer.»
    «Ach, schön! Hätte ich mir nie gedacht.»
    Don Camillo strich weiter den Bart des heiligen Josef an. Dann ging er auf das Kleid über.
    «Haben Sie noch lange damit zu tun?» erkundigte sich Peppone verärgert.
    «Wenn du mir hilfst, werden wir bald fertig sein.»
    Peppone war Mechaniker und hatte Hände, groß wie Schaufeln, und enorme Finger, die sich kaum biegen konnten. Und doch, wenn man eine Uhr in Reparatur geben wollte, mußte man zu Peppone gehen. Das ist nämlich so, daß gerade die größten Riesen in den kleinsten Dingen sehr geschickt sind. Er flickte eine Autokarosserie genauso meisterhaft zusammen wie die kleinsten Rädchen eines Uhrwerks.
    «Und was noch? Jetzt werde ich noch die Heiligen anstreichen!» murmelte er. «Sie verwechseln mich mit dem Mesner.»
    Don Camillo fischte tief in der Kiste und zog etwas heraus, ein kleines Ding, rosa, nicht größer als ein Spätzchen, und es war gerade das Jesukind.
    Die kleine Statue war auf einmal in Peppones Hand, ohne daß er selbst wußte, wie sie dorthin kam; da nahm er einen Pinsel und begann mit der Feinarbeit. Er auf einer Seite und Don Camillo auf der anderen Seite des Tisches, ohne einander sehen zu können, weil zwischen ihnen der Lampenschirm war.
    «Eine schmutzige Welt», sagte Peppone. «Man kann niemandem trauen, wenn man etwas sagen will. Ich traue nicht einmal mir selbst.»
    Don Camillo war ganz bei seiner Arbeit: er mußte das Gesicht der Madonna herrichten. Eine heikle Sache.
    «Und mir traust du?» fragte Don Camillo gleichgültig.
    «Ich weiß nicht.»

    «Versuch's, mir etwas zu sagen, dann wirst du sehen.»
    Peppone war mit den Augen des Jesukindes fertig: das war das Schwerste.
    Dann frischte er mit Rot die kleinen Lippen auf. «Ich möchte am liebsten alles in die Ecke schmeißen», sagte Peppone, «man kann's aber nicht.»
    «Wer hindert dich denn?»
    «Mich hindern? Ich nehme eine Eisenstange und jage ein ganzes Regiment in die Flucht.»
    «Hast du Angst?»
    «Ich habe niemals in meinem Leben Angst gehabt!»
    «Ich schon, Peppone. Manchmal habe ich Angst.»
    Peppone tauchte den Pinsel ein.
    «Ja, ich auch manchmal», sagte Peppone, und man hörte ihn kaum.
    Auch Don Camillo seufzte.
    «Die Kugel ist vier Finger von meiner Stirn entfernt vorbeigeflogen», erzählte Don Camillo. «Hätte ich nicht gerade in diesem Augenblick den Kopf nach hinten gewandt, erledigt wäre ich gewesen. Es war ein Wunder.»
    Jetzt war Peppone mit dem Gesicht des Kindleins fertig und strich den Körper rosa an.
    «Es tut mir leid, daß ich ihn verfehlt habe», murmelte Peppone. «Es war aber zu weit, und die Kirschbäume waren dazwischen.»
    Don Camillo hörte auf zu pinseln.
    «Seit drei Nächten»,

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